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Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Titel: Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0
Autoren: Markus Barth
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noch?»
    Dann dreht er sich um und sagt: «Noch zwei Pumuckl!»
    Daraufhin legt er schnell die nächste CD ein oder drückt bei der eben gehörten nochmal auf «Play». Kindern ist es nämlich egal, ob Pumuckl gerade zum ersten oder zum siebzehnten Mal die Ostereier in der Dachrinne versteckt. Meinem Bruder und seiner Frau ist es eigentlich nicht egal, aber da ihnen die Pumuckl-Dauerbeschallung Ruhe im Fond verschafft, haben die beiden in ihren Gehörgängen eine Art Hans-Clarin-Filter entwickelt – direkt neben der Rolf-Zuckowski-Barriere. Sie nehmen es einfach nicht mehr wahr. Sie starren vor sich hin auf die Straße und merken noch nicht mal, wenn die CD aus ist, bis ihr Erstgeborener «Eins! Jetzt Pumuckl Nummer zwei!» schreit und sie wieder die Play-Taste drücken.
    «Was bei Kindern funktioniert, muss doch auch bei mir klappen», dachte ich mir. «Hörbücher eignen sich perfekt für lange Autofahrten.» Die Sache hat nur einen Haken: Man muss sie auch mitnehmen, wenn man eine lange Autofahrt antritt. Das vergesse ich leider jedes Mal. Dann stehe ich wieder auf der A1 kurz vor dem Kamener Kreuz und beiße ins Lenkrad, weil ich statt der «Starken Stimmen» der «Brigitte»-Hörbücher doch wieder nur die dünnen Stimmchen der DSDS -Gewinner im Radio höre. Beim letzten Mal hielt ich aus lauter Frust an einer Tankstelle, kaufte mir ein Sandwich und eines der billigen Hörspiele aus dem Angebots-Ständer. Ich glaube, es hieß «Im Sog der Hölle», und der Synchronsprecher von Bruce Willis raunzte zwei Stunden von Psychokillern und Nuttenschlitzern, die thailändische Ladyboys ausweideten. Bis ich dann an der nächsten Raststätte sowohl die CD als auch das Sandwich wieder auswarf. Seitdem habe ich 21 ungehörte Hörbücher zu Hause liegen.
     
    Irgendwann kam dann mein Freund nach Hause und erwischte mich am Bügelbrett.
    «Ähm, warum bügelst du meine Unterhosen?», fragte er.
    «Weil ich endlich meine Hörbücher hören will, und das geht nur beim Bügeln», antwortete ich.
    «Ach so?», fragte Stefan, wenig überzeugt.
    «Ja», sagte ich. «Beim Bügeln bleib ich wach, beim Bügeln kann man zuhören, ohne überfahren zu werden, und das Bügelbrett kann man sich direkt neben den CD -Spieler stellen. Hörbücher sind eigentlich Bügelbücher!»
    «Das erklärt aber noch immer nicht, warum du ausgerechnet die Unterhosen bügelst.»
    «Weil ich alle Hemden und Hosen schon durchhabe und trotzdem erst bei CD Nummer drei bin!»
    Stefan nickte.
    Dann fragte er: «Wie wär’s denn, wenn du dir keine Hörbücher mehr kaufst, sondern ganz normale Bücher und die einfach auf der Couch liest, wie früher auch?»
    Ich schnappte nach Luft und suchte eine pfiffige Antwort. Mir fiel keine ein. Stattdessen bügelte ich die erste Sportsocke.
    «Leg mir lieber die nächste CD ein!», brummte ich dann noch.
    Stefan zuckte die Schulter. Dann ging er zum CD -Spieler, und ich glaube, ganz zufällig war seine Auswahl nicht.
    Tommy Jauds «Vollidiot».

[zur Inhaltsübersicht]
HOUSEKEEPING
    Jahrelang habe ich mich geweigert, in Hotels das «Bitte nicht stören»-Schild an die Tür zu hängen. Ich bin der Überzeugung, dass man das nur tut, wenn man dahinter hemmungslosen Sex hat. Ich habe da sofort eine Filmszene im Kopf: Mann und Frau gehen ins Hotelzimmer. Die Tür öffnet sich noch einmal. Wir sehen die Hand des Mannes: Er hängt das Schild an den Griff. Die Tür schließt sich wieder, und danach wird geknöpert, bis die Minibar scheppert. Jedes Mal, wenn ich in einem Hotel ein Pärchen aus einer Tür mit Schild kommen sehe, kann ich mir ein anerkennendes Grinsen nicht verkneifen. Und wenn es eine Einzelperson ist, bekomme ich ein bisschen Mitleid, möchte sie in den Arm nehmen und sagen: «Na ja, es kann doch auch alleine schön sein!» Vielleicht ist das nur meine ganz private Theorie, aber sie ist gut in mir verwurzelt.
     
    Seit meinem letzten Hamburg-Besuch greife ich aber immer öfter zum «Nicht stören»-Schild. Nach einer lustigen Kieztour wurde ich da am nächsten Morgen um halb zehn vom vehementen Klopfen des Housekeepings geweckt. (Allein das Wort finde ich verräterisch. Früher hieß das «Zimmerservice», aber «Housekeeping» verdeutlicht viel besser, was uns die Hoteliers damit sagen wollen: «Guten Morgen, fremder Mensch, wir wollen unser Haus gern behalten, also verzieh dich.»)
    Mein Schädel brummte, ich hatte nur eine Unterhose an, schlang mir deshalb meine Bettdecke um die Schultern, schlurfte an die
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