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Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Titel: Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0
Autoren: Markus Barth
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Tür, stellte mich vor das polnische Hausmädchen und stammelte: «Bitte … hier … nicht … rein!» Ich fühlte mich wie Gandalf, der sich im «Herrn der Ringe» dem Balrog entgegenstellt. Und mit der Bettdecke um meine Schultern sah ich vermutlich auch so aus. Wer den Film kennt, weiß, wie es weitergeht: Der Balrog stürzt, reißt aber im letzten Moment Gandalf mit seiner Feuerpeitsche in die Tiefe. Die Reinigungskraft hatte zum Glück keine Feuerpeitsche zur Hand, nur einen Staubsauger. Trotzdem schloss ich schnell die Tür, legte mich wieder ins Bett und schlief sofort ein. Bis ich nach fünf Minuten wieder vom Putz-Balrog wachgeklopft wurde. Und nach zehn Minuten. Und nach 15 Minuten.
    Nach 20 Minuten übrigens nicht, da kam stattdessen der Minibar-Service.
     
    Im Grunde sind Hotels eine Art ausgelagertes Elternhaus. Früher kam Mama morgens in dein Jugendzimmer, riss die Vorhänge auf und schmetterte: «Junge, es ist halb elf, willste nicht bald mal aufstehen?» Heute kommt Urszula in dein Hotelzimmer und fragt: «Kanne jetze putze?» Beide akzeptieren kein «Nein».
    Und wer schon mal versucht hat, in einem Hotel einen Tag im Zimmer zu verbringen, weiß, wie sich ein Suizidgefährdeter in einer psychiatrischen Klinik fühlen muss: Man ist keine fünf Minuten allein. Ständig klopft es, ruft es und klappert es an der Tür. Alle fünf Minuten möchte jemand irgendetwas putzen, auffüllen oder austauschen. Die Minibar, die Zeitschriften, die Kosmetikartikel – alles muss immer komplett sein. Man liest ja oft die Geschichte von dem Hotelgast, der verdorrte, weil die Bodylotion nicht rechtzeitig aufgefüllt wurde. Das will kein Hotelier riskieren. Und so schicken sie ihre Heerscharen, und die rufen dann Tag und Nacht «Minibar!», «Second Service!» und immer wieder «Housekeeping!». Eigentlich wartet man nur noch darauf, dass jemand klopft und sagt: «Guten Tag, ich bin vom Guest-Watching! Ich muss mich mal eben hier in die Ecke stellen und Sie ein bisschen anstarren!»
     
    Deshalb hänge ich jetzt, entgegen meiner ganz privaten Theorie, das «Bitte nicht stören»-Schild brav an die Tür. Und muss wohl mit den Konsequenzen leben. Als ich neulich in Berlin war, hat mich ein Freund besucht und aus Kostengründen mit mir in meinem Doppelzimmer übernachtet. Wir haben das Schild rausgehängt, am nächsten Tag ging mein Kumpel an die Rezeption und sagte: «Ich habe heute Nacht beim Herrn Barth im Zimmer übernachtet. Muss ich dafür was bezahlen?»
    «Nein», antwortete die Rezeptionistin. Dann schaute sie ihn prüfend an und fragte: «Muss er?»

[zur Inhaltsübersicht]
MARIA FURTWÄNGLER TRÄGT DIE NUANCE 8.13
    Ich mache mir ein bisschen Sorgen um meinen Kopf. Ich habe einen wirklich großen Kopf. Mir passt kein Hut und keine Baseballkappe. Ich könnte höchstens eine von diesen extrem dehnbaren amerikanischen Rapper-Strumpfhosen aufsetzen. Aber mit der amerikanischen Rapper-Szene habe ich so viel zu tun wie Carmen Nebel mit Knorkator. Außerdem würden meine kurzen Stoppelhaare vermutlich durch die Maschen der Strumpfhosenmütze durchspitzen. Das sähe dann aus, als würde ich Kresse auf meinem Kopf züchten. Also lieber keine Kopfbedeckung.
    Aber das ist gar nicht das eigentliche Problem mit meinem Kopf. Denn obwohl er so groß ist, habe ich Angst, dass er irgendwann einfach platzt. In meinem Kopf geht es zu wie bei einer polnischen Media-Markt-Eröffnung: Jeden Tag strömen neue Informationen in ihn hinein, prügeln sich um die besten Plätze und krallen sich an meinen Synapsen fest. Und manchmal habe ich das Gefühl, dass keine einzige dieser Informationen meinen Kopf je wieder verlässt. Und wenn, dann nur die wichtigen, wie PIN -Codes, Adressen und Vornamen engster Familienmitglieder. Unnötigen Schrott dagegen vergesse ich
nie
. Hätten Sie gewusst, dass sich Delphine bei der Nahrungssuche kleine Schwämme über die Schnauze stülpen, um ihre Nase nicht zu verletzen? Sehen Sie, ich schon! Irgendwo mal gelesen, nie mehr vergessen. So geht das ständig.
    Eine Freundin von mir hat mal gesagt: «Im nächsten Leben möchte ich doof geboren werden. Also so richtig, RICHTIG doof. So doof, dass es sogar RTL zu peinlich wäre, mich vor die Kamera zu zerren. Dann würde ich mich den ganzen Tag hinsetzen, den Kopf abwechselnd nach links und rechts kippen und meinem Hirn beim Kullern zuhören.» Ich kann diesen Wunsch so gut verstehen. Auch wenn ich seit «Schwiegertochter gesucht» nicht mehr glaube, dass
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