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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Eva Maaser
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sich bei den Kampfübungen mit den Hirten eingehandelt hatte. Wenn allerdings dieser Kampf nur mit blauen Flecken für ihn endete, konnte er heilfroh sein.
    „Was ist?“, rief er seinen Gegnern höhnisch zu. „Habt ihr Angst vor mir und meinem Stock? Solltet ihr auch! Ich haue euch nämlich grün und blau.“
    Aufgestachelt umkreisten ihn die Franken und versuchten mehrfach, seine Deckung zu unterlaufen. Von den Hirten hatte Wittiges gelernt, an einem Aufblitzen der Augen, einem Seitwärtsblick und anderen kleinen Zeichen den nächsten Zug des Gegners zu erraten, aber die Bärte und das lange, wallende Haar der Franken verwehrte ihm größtenteils die Sicht auf ihr Mienenspiel.
    So dauerte es nicht lange, bis ein besonders harter Schwerthieb den Stock glatt durchschlug. Mit der verkürzten Waffe wurde das Scharmützel für Wittiges um einiges gefährlicher. Zum Glück begriffen die Franken nicht, dass er verstand, was sie sich gelegentlich zuriefen. Sie verabredeten ihre Angriffe. Vorgewarnt, konnte er ihnen zuvorkommen und Treffer landen, mit denen sie nicht gerechnet hatten. Immer wieder schlug er nach ihren Beinen, um sie zu Fall zu bringen. Leider erwiesen sich die Franken als überaus standfeste, erprobte Krieger. Und dann war Wittiges einmal nicht schnell genug, und ein siedender Schmerz durchzuckte sein Bein. Er merkte, wie er in die Knie ging, schaffte es aber doch, auf den Füßen zu bleiben und Ingomer den Stock so in die Seite zu rammen, dass der Mann zurücktaumelte.
    Blut lief Wittiges die Wade hinunter. Den Schmerz spürte er kaum noch, aber er wusste, dass die Verletzung mehr und mehr eine Behinderung darstellte. Es wurde Zeit, dass er angriff statt sich nur zu verteidigen! Todesmutig sprang er auf Falco zu und schlug ihm mit einem gewaltigen Hieb auf den Arm. Klirrend fiel das Schwert auf die Steine. Wittiges wich zur Seite und schlug noch einmal zu, diesmal auf die Schulter, während er selbst spürte, wie Ingomers Klinge seine Rippen streifte. Der andere Franke war zu nahe. Der nächste Schwerthieb musste ...
    Der nächste Hieb kam nicht.
    Wittiges drehte sich halb um. Ingomer hielt das Schwert angriffsbereit, war aber in der Bewegung erstarrt.
    „Was geht hier vor?“ Eine tiefe, grollende Stimme drang in Wittiges Bewusstsein, während er sich hastig von seinen Gegnern zurückzog. Erst dann schaute er sich nach dem Sprecher um.
    Der Mann saß auf einem riesigen schwarzen Ross. Er hatte die üblichen langen Zottelhaare, dazu buschige Augenbrauen und einen gewaltiger Bart, so dass vom Gesicht noch weniger zu sehen war als bei den anderen Franken. Der Grimm des Mannes war trotzdem unverkennbar und richtete sich gegen seine Landsleute.
    „Wird’s bald?“, schnauzte der Reiter.
    Falco hob sein Schwert auf, steckte es zurück in die Scheide und umklammerte, die Schultern auffällig gekrümmt, den geprellten Arm, um zu zeigen, dass er Schmerzen litt.
    „Dieser Bengel und ein anderer Diener aus dem Palast wollten sich über unsere Sachen hermachen, als wir friedlich badeten. Wir haben uns nur verteidigt.“
    „Stimmt“, fiel Ingomer ein und deutete mit dem blanken Schwert auf Wittiges. „Teufelsbrut, diese Westgoten. Klauen wie die Raben. Von wegen Gastfreundschaft! Kaum kehrt man ihnen den Rücken zu, ist man seines Lebens nicht mehr sicher.“
    Wittiges schätzte den Mann auf dem Pferd auf Ende dreißig. Offensichtlich übte er eine gewisse Autorität über die beiden Raufbolde aus, dafür war Wittiges dankbar.
    „Sie lügen“, erklärte er ruhig auf Latein. „Sie sind zu zweit über den Sklavenjungen hergefallen und haben ihn gequält. Ich hab’s gehört und gesehen. Und nie im Leben haben sie im Fluss gebadet“, setzte er spöttisch hinzu. „Dafür stinken sie viel zu sehr.“
    Das war eine weitere Unart der Franken. Sie stanken alle, denn sie schmierten sich doch tatsächlich ranzige Butter in die Haare! Seit sie am Hof weilten, wusste Wittiges, wie Barbaren aussahen. Außerdem teilte er seine Kammer mit drei fränkischen Knechten und lauschte ihren Unterhaltungen, ohne verraten zu haben, dass er ihre Sprache verstand. So hatte er allerhand über sie und ihre merkwürdigen Gewohnheiten erfahren. Ganz gewiss badete keiner von ihnen im Januar freiwillig im eiskalten Fluss.
    So schien auch der Mann auf dem Pferd zu denken. Inzwischen hatte Wittiges eine Ahnung, wer er sein mochte: Dux Gogo, der Anführer der Gesandtschaft. Es gab ein untrügliches Erkennungszeichen, und als der Mann mit
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