Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Eva Maaser
Vom Netzwerk:
wie er Athanagild von der Kleinen ablenken könnte.
    „Alt genug. Eine Sklavin?“ In Athanagilds Augen trat ein begehrliches Funkeln.
    Widerwillig nickte Cniva. Eine der Palasthuren musste her, er wusste auch schon welche, aber nicht, wie er sie dem König schmackhaft machen sollte, ohne dass er den Braten roch. Leider kam Athanagild seinem Vorschlag zuvor.
    „Bring sie mir. Sofort!“
    Jetzt noch einen Einwand oder gar Widerrede zu wagen, wusste Cniva, war völlig zwecklos und außerdem gefährlich.
    3
    Wittiges hatte sein Pferd aus dem schäbigen Stallgebäude geholt, in dem außer Esel und Maultieren nur Klepper für die niedrigste Dienerschaft untergebracht waren. Seine winzige Kammer befand sich oberhalb des Stalles, er hatte also nur die Leiter hinabzusteigen brauchen, nachdem er sich umgezogen hatte.
    Er hatte einige Mühe darauf verwandt, wenigstens etwas frischeres Stroh für sein Pferd zu ergattern. Bauto war ein stämmiger Hengst mit falbem Fell, ausdauernd und gutartig, wenn auch etwas klein geraten. Wittiges lange Beine reichten fast bis zum Boden, sobald er aufgesessen war. Das Missverhältnis hatte ihm schon zu Hause Spott eingetragen. Bauto schnaubte freudig, als er ihn sattelte, und folgte ihm willig aus dem düsteren, streng nach Pferdeurin stinkenden Stall. Wittiges wollte sich und dem Pferd Bewegung verschaffen und dabei die Erinnerung an Brunichild loswerden. Er mochte sich nicht eingestehen, dass ihm das Bild der Prinzessin weiterhin durch den Kopf geisterte. Und dann dachte er auch gleich wieder an ihre kränkende Undankbarkeit. Selbst wenn sie ihn für einen Knecht gehalten hatte, was er eigentlich ausschloss, hätte sie wenigstens ein anerkennendes Wort über seine geglückte Geburtshilfe äußern können. Auf dem Weg durch die Stallhöfe schaute er noch einmal nach der Stute Bella und stellte erleichtert fest, dass das Fohlen auf die Beine gekommen war und kräftig bei ihr trank. Ein Fohlen mit rabenschwarzem Fell, ein bildschöner kleiner Hengst.
    Der Anblick der beiden machte ihn glücklich. Es war sein Werk, dass der Kleine lebend auf die Welt gekommen war, diese Freude konnte ihm niemand nehmen. So durchquerte er in guter Stimmung mit seinem Bauto die ausgedehnte Palastanlage mit den vielen Höfen und Einzelgebäuden, ritt an dem prunkvollen Bau mit dem Thronsaal und den Privatgemächern der königlichen Familie vorbei und passierte schließlich eines der Tore, die aus dem Palastbezirk hinausführten. Toledo lag auf einer Hochebene über dem Tajo, der die Stadt an drei Seiten umfloss. Die steilen Abhänge zum Flussufer bildeten einen natürlichen Schutz für die Königsstadt.
    Wittiges ließ sich wie so oft schon treiben. In Ermangelung einer sinnvolleren Beschäftigung hatte er Toledo in den vergangenen vier Wochen immer wieder erkundet. Er erwog, der Pferderennbahn, die noch aus der Zeit der Römer stammte, einen Besuch abzustatten, in der Hoffnung, Bauto dort ordentlich traben lassen zu können. Aber da die Tore zur Rennbahn verschlossen waren, und laute Stimmen herausdrangen, lenkte Wittiges Bauto weiter. Vielleicht wurde ein Rennen für die fränkischen Gäste vorbereitet.
    Wittiges wollte jetzt raus aus der Stadt, um sich ein ruhiges Fleckchen zu suchen, wo er ungestört über sein Schicksal nachdenken konnte. So wie bisher durfte sein Leben nicht weitergehen. In Kürze würde er Schulden machen müssen, ohne zu wissen, wie er sie jemals begleichen sollte. Zwar brauchte er weder für seine Unterkunft noch für das Essen aus der Palastküche zu zahlen, aber für Bautos Futter musste er aufkommen. Und jedermann erwartete ein Geschenk von ihm: Der Küchenbengel, der ihm das Essen herausbrachte, der Pferdeknecht, der Bauto ungebeten mit Wasser versorgte, und die Magd, die er überredet hatte, seine gute Tunika so weit wie möglich zu reinigen. Ein Herr, und das war er für die Bediensteten, hatte sich stets großzügig zu zeigen, oder er hörte auf, ein Herr zu sein.
    Unausweichlich würde er auf die Stufe der Knechte hinabsinken. Wie konnte er das verhindern?
    Auf dem kurvigen Weg hinunter zum Fluss ließ er Bauto im Schritt gehen. Unten saß er ab, damit das Pferd grasen konnte. Allerdings wuchs das Gras nur äußerst spärlich. Es war Ende Januar und von Frühling keine Spur. Aber die Sonne wärmte sogar jetzt, am Spätnachmittag, noch ein wenig. Ein schöner, friedlicher Tag alles in allem. Weitab vom quirligen Getriebe des Hofes atmete Wittiges auf. Eine Weile folgte er dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher