Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der gehetzte Amerikaner

Der gehetzte Amerikaner

Titel: Der gehetzte Amerikaner
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
und bat sie, uns zu alarmieren. Er selbst beobachtete die ganze
Zeit über die Tür. Aber niemand verließ das
Haus!«
    »Dann hat es wohl einen zweiten Eingang.«
      Mallory schüttelte den Kopf. »Hinten
befindet sich ein Hof und ein verwilderter Garten mit einem fast zwei
Meter hohen Eisenzaun herum, der den Garten vom Friedhof trennt.«
      »Trotzdem wäre es doch möglich«,
beharrte Brady. »Und was ist mit der alten Dame im
Parterre?«
      »Die Wohnung steht seit zwei Monaten
leer«, Mallory schüttelte wieder den Kopf und seufzte.
»Es hilft nichts, Brady. Nur eins noch: Sie sagten, daß Sie
diesen Mann auf der Uferpromenade zum erstenmal erblickten, ehe die
Duelos Sie ansprach. Das verstehe ich nicht ganz…«
      »Aber ich kann sie doch nicht umgebracht
haben!« rief Brady verzweifelt aus, ohne auf die Frage des
Inspektors einzugehen. »Nur ein Wahnsinniger kann eine Frau auf
so schreckliche Weise zurichten!«
      »Oder ein Mann, der so betrunken ist, daß
er nicht mehr weiß, was er tut!« entgegnete Mallory ruhig.
      Brady saß da und starrte hilflos den Inspektor
an. Die ganze Welt schien sich gegen ihn verschworen zu haben, und er
konnte nichts dagegen tun – gar nichts.
    Die Tür ging auf, und der junge Wachtmeister trat herein und
    reichte Mallory einen Zettel.
      »Sergeant Gower meinte, Sie würden sich vielleicht hierfür interessieren, Sir!«
      Die Tür schloß sich wieder hinter dem
Wachtmeister, und Mallory überflog rasch das Papier. Nach einer
Weile meinte er: »Mir scheint, Brady, daß Sie ein
ziemlicher Raufbold sind, wenn es Sie überkommt!«
      Stirnrunzelnd fragte Brady: »Wie zum Kuckuck kommen Sie denn darauf?«
      »Wir haben uns unterdessen schon etwas umgetan,
um zu sehen, ob irgend jemand Sie kennt. Seitdem Sie vor drei Tagen von
Kuwait herübergeflogen sind, haben Sie anscheinend die
Zwischenzeit benutzt, um sich in ein frühes Grab zu saufen!
Dienstag abend hat man Sie aus einer Kneipe an der Kings Road an die
Luft gesetzt, nachdem Sie den Wirt niedergeschlagen hatten, der sich
weigerte, Ihnen in Anbetracht Ihres Zustandes weiteren Alkohol zu
verabreichen. Etwas später waren Sie dann in einer Spelunke in
Soho in eine Schlägerei verwickelt. Als der Rausschmeißer
versuchte, Sie vor die Tür zu setzen, haben Sie ihm den Arm
gebrochen, aber zum Glück für Sie hat der Eigentümer auf
eine Anzeige verzichtet. Schließlich wurden Sie von der Polizei
am Haymarket gegen vier Uhr morgens betrunken und bewußtlos
aufgegriffen. Hier steht auch, daß Sie gestern zu einer
Zwei-Pfund-Strafe verurteilt wurden. Eine ganz schöne Latte,
was?«
      Brady stand auf und ging ruhelos im Zimmer auf und ab.
»Schon gut, ich will Ihnen alles erklären.« Am Fenster
blieb er stehen, starrte hinunter auf die Straße und beobachtete
die Polizisten, die unter der Straßenlaterne standen. Ihre
Umhänge glänzten im Regen.
    »Ich bin von Beruf Konstrukteur und
arbeite meistens an Brücken, Dämmen und ähnlichen
Objekten. Letztes Jahr begegnete mir in London ein Mädchen namens
Käte Hold. Sie war Deutsche und arbeitete hier irgendwo bei einer
Familie als Kindermädchen, um die Sprache zu erlernen. Ich
verliebte mich bis über beide Ohren in sie und wollte sie
heiraten, war aber gerade sehr knapp bei Kasse.«
    »Und wie ging die Affäre aus?« fragte Mallory.
      Brady zuckte die Schultern. »In Kuwait bot sich
mir eine gute Gelegenheit – ein neuer Damm sollte gebaut werden.
Die Bezahlung war enorm, denn niemand wollte den Job haben. Die
Arbeitsbedingungen waren allerdings furchtbar besonders die Hitze
setzte einem sehr zu. Ich übernahm die Arbeit, verschrieb mich der
Gesellschaft für zehn Monate und ließ mein Gehalt an
Käte hier nach London überweisen.«
      Mallory verzog skeptisch das Gesicht. »Und dann geschah wahrscheinlich das übliche, nicht wahr?«
      Brady nickte. »Vor drei Tagen bin ich hier
angekommen, nach zehn Monaten in der Hölle, und ich erfuhr von
ihrem Arbeitgeber, daß sie vor einem Monat nach Deutschland
zurückgekehrt ist, um zu heiraten.« Er schlug mit der
geballten Faust in die andere Handfläche. »Und das
Schlimmste war, ich konnte nichts tun – nicht das geringste. Es
war alles in Übereinstimmung mit den Gesetzen völlig legal
vor sich gegangen.«
      »Deshalb hatten Sie sich also entschlossen, sich
zu betrinken«, ergänzte Mallory. »Und nachdem Sie erst
einmal betrunken waren, wußten Sie nicht mehr, was Sie
taten.«
      Brady
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher