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Der gehetzte Amerikaner

Der gehetzte Amerikaner

Titel: Der gehetzte Amerikaner
Autoren: Jack Higgins
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gut so, du Strolch«, knurrte der Mann und stieß ihn unsanft durch die Tür.
      Das Wohnzimmer war voller Menschen. Ein uniformierter
Polizeiwachtmeister stand an der Tür, während zwei
Kriminalbeamte im Zimmer damit beschäftigt waren,
Fingerabdrücke aufzunehmen.
      Ein langer, hagerer Mann mit grauem Haar und
großer Hornbrille saß mit einem Notizbuch in der Hand in
der einen Ecke der Couch und hörte einem kleinen, gebeugten alten
Mann zu, der vor ihm stand und nervös eine Stoffmütze
zwischen seinen Händen knetete.
      Als Brady näher trat, erblickte ihn der kleine Mann, und Furcht erschien auf seinem Gesicht.
    »Das ist er, Inspektor Mallory!« rief er. »Das ist der Kerl!«
      Mallory drehte sich um und musterte Brady schweigend. »Sind Sie ganz sicher, Mr. Blakey?« fragte er.
      Der kleine Mann nickte eifrig. »Ich werde ihn
nicht so schnell wieder vergessen, Inspektor. Ich hab' ihn doch genau
gesehen, wie er im Hausflur stand, während sie das Licht
andrehte!«
      Mallory sah müde aus. Er machte sich eine Notiz in seinem Buch und nickte dann.
      »Es ist gut, Mr. Blakey. Sie können wieder
an Ihre Arbeit gehen. Ihre Aussage werden wir später zu Protokoll
nehmen!«
      Der kleine Mann wandte sich ab und ging zur Tür.
Schwerfällig fragte Brady: »Was zum Teufel ist denn
eigentlich hier los?«
    Mallory schaute ihn kalt an.
      »Zeigen Sie ihm mal, was hier los ist,
Gower!« befahl er. Der Kriminalbeamte, der Brady aus dem
Badezimmer herbeigebracht hatte, stieß ihn jetzt hinüber zum
Schlafzimmer. In der Tür zögerte Brady. Ein Blitzlicht
flammte auf, und ein Fotograf vor ihm drehte sich um und musterte ihn
mit einem seltsamen Ausdruck.
    Das Zimmer glich einem Chaos. Der Fußboden war übersät mit
    Toilettenartikeln vom Nachttischchen. Die bunten Vorhänge
flatterten im Luftzug, der durch das eingeschlagene Fenster drang.
      Ein Kriminalbeamter kniete neben dem Bett und wickelte
einen altertümlichen Walbein-Spazierstock in ein Handtuch. Der
Stock war blutbefleckt. Der Beamte drehte sich herum, und
plötzlich herrschte in dem Zimmer Schweigen.
      Gower stieß Brady vorwärts zum Bett. Dort
lag etwas Unförmiges in eine Decke gewickelt und zwischen Bett und
Wand geklemmt.
      »Schau dir das an«, forderte Gower ihn auf und zog die Decke weg. »Schau dir das gut an!«
      Ihre Kleider waren ihr vom Körper gerissen und
hingen als Fetzen herab. Sie lag da, über und über mit Blut
bedeckt, aber den schrecklichsten Anblick bot das Gesicht – es
war bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt.
      Brady mußte sich abwenden. Übelkeit stieg
in ihm hoch; er war nahe daran, sich zu erbrechen. Gower fluchte und
schob ihn wieder zurück zur Tür.
      »Du erbärmliches Ungeheuer!« meinte
er angewidert. »Ich möchte dich am liebsten
aufknüpfen!«
      Mallory saß noch immer auf der Couch; er war
jetzt aber damit beschäftigt, Bradys Paß einer eingehenden
Prüfung zu unterziehen. Mit Entsetzen in den Augen schaute Brady
auf ihn herab.
    »Glauben Sie etwa, ich hätte das getan?«
      Mallory reichte Brady sein Jackett herüber.
»Sie sollten das lieber anziehen; Sie könnten sich sonst
erkälten.« Dann wandte er sich zu Gower. »Stecken Sie
ihn einstweilen hinüber in das zweite Schlafzimmer. In einer
Minute bin ich dann soweit.«
    Brady versuchte zu sprechen, aber die
Worte wollten ihm nicht aus der Kehle, und Gower drängte ihn schon
wieder aus dem Zimmer, durch das Badezimmer hindurch in ein anderes
Schlafzimmer. Dieses war klein und einfach ausgestattet. Unter dem
Fenster stand eine Couch, und daneben in einer Ecke ein Kleiderschrank.
Gower stieß Brady auf einen Holzstuhl hinunter und ließ ihn
unter der Bewachung eines jungen Wachtmeisters zurück.
      Nachdem der Kriminalbeamte verschwunden war, bat Brady: »Darf ich vielleicht eine Zigarette haben?«
      Der Polizist zögerte erst etwas, knöpfte
aber dann seine Uniformjacke auf und zog ein silbernes Zigarettenetui
hervor. Wortlos reichte er Brady eine Zigarette und Feuer, dann kehrte
er an seinen Posten bei der Tür zurück.
      Brady fühlte sich müde, wirklich und
wahrhaftig müde. Der Regen trommelte gegen das Fenster; der
Zigarettenrauch schmeckte nach Heu, und nichts schien einen Sinn zu
haben… Schließlich öffnete sich die Tür wieder,
und Mallory trat mit Gower herein.
      Beim Anblick der Zigarette machte Gower ein finsteres Gesicht und trat rasch auf Brady zu.
      »Wo zum Kuckuck hast du die her?« fragte
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