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Der geheime Zoo 1

Der geheime Zoo 1

Titel: Der geheime Zoo 1
Autoren: Bryan Chick
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auf den Kopf. Um ihn herum hockten verschiedene Vögel auf Zweigen und Balken, während ein paar wiederum auf den kleinen Bächen oder Seen schwammen und wieder andere eher gelangweilt als hungrig nach Körnern auf dem Boden pickten.
    Noah hielt Ausschau nach Marlo, doch er konnte ihn nicht finden. Seine Suche führte ihn zu einer Betonwand – die Wand mit den Löchern darin, derentwegen er gekommen war. Die Löcher befanden sich in etwa drei Metern Höhe und hatten jeweils einen Durchmesser von etwa zwanzig Zentimetern. Hinter ihnen war es dunkel – es war die Art von Dunkelheit, in der man Geheimnisse aufbewahren konnte.
    Noah nahm auf der Bank Platz, von der Megan geschrieben hatte. Er faltete die Hände in seinem Schoß und murmelte vor sich hin: «Hier hat Megan vor kurzem noch gesessen.» Der Gedanke, dass seine Schwester hier ganz allein gesessen hatte, machte ihn traurig.
    Er schaute auf die Mauer und wartete … und wartete … und wartete. Vögel flogen in die Löcher hinein und wieder heraus. Einer hatte Stroh im Schnabel, und Noah vermutete, dass er ein Nest baute. Er blieb weiter auf der Bank sitzen und beobachtete. Eine Stunde später gab eine Stimme durch den Lautsprecher bekannt, dass der Zoo bald schließen würde. Innerhalb weniger Minuten hatten die Besucher das Gehege verlassen. Noah war allein. Wenn irgendetwas Wichtiges passieren sollte, dann war dies vermutlich der richtige Augenblick.
    Noch mehr Zeit verstrich. Mit Ausnahme des Tschirpens und Flatterns der Vögel war es still im Gehege. Jetzt, wo er allein war, wirkte das Gebäude noch größer auf Noah. Durch die Glaswände sah er die Herbstsonne langsam untergehen. Er machte sich auf einmal Sorgen, dass er über Nacht im Zoo eingesperrt werden könnte.
    Plötzlich flatterte ein winziger Vogel herab und landete auf einem Zweig direkt vor ihm. Es hatte einen blauen Körper, einen hellroten Schnabel und einen orangefarbenen Bauch.
    «Marlo?»
    Der Vogel neigte den Kopf erst zur einen Seite, dann zur anderen. Er schüttelte seine Federn und blinzelte so oft in einer Sekunde, dass Noah es nicht zählen konnte.
    Der Junge stand auf. «Marlo, kannst du … kannst du mich verstehen?»
    Marlo bewegte seinen Kopf vor und zurück und sprang in die Luft. Er umkreiste ein paar Bäume und landete wieder auf dem Zweig vor Noah.
    Noah blieb der Mund offen stehen. Er blickte über die Schulter, doch so weit er sehen konnte, war er allein – allein mit Marlo.
    «Das passiert also wirklich», sagte er.
    Marlo sprang vom Zweig ab, der in der Luft zitterte. Er schoss durch die Gegend und verschwand in einem der Löcher.
    «Wie tief geht es da wohl hinein?», fragte sich Noah. Er machte einen Schritt, hielt sich an einem Geländer fest und wartete, den Blick auf das Loch geheftet.
    «Komm schon, Marlo», murmelte er. «Der Zoo schließt gleich, und ich –»
    Marlo schoss wieder aus dem Loch heraus, vollführte einen weiteren Kreis in der Luft und landete auf einem Ast. Noah blickte vom Vogel zum Loch und wieder zurück. Eine Minute später schoss ein weiterer Vogel hervor. Dieser war grün mit einem gelben Schnabel.
    Noah kam der Gedanke, dass er sich vielleicht ebenfalls Notizen machen sollte, genau wie Megan es getan hatte. Er zog einen Stift aus seiner Jacke und schrieb «Marlo» und «grüner Vogel» auf den Rand von Megans Zettel.
    Ein paar Minuten später tauchte ein Vogel mit langen Flügeln aus dem Loch auf. Unter «grüner Vogel» schrieb Noah «Vogel mit langen Flügeln». Noch ein vierter und fünfter Vogel kamen aus dem Loch. Noah schrieb einfach nur noch Zahlen hin.
    Dann wartete er mit gezücktem Stift, doch nichts geschah. Er begann sich zu fragen, ob überhaupt noch etwas passieren würde. Fünf Vögel waren aufgetaucht, aber das schien keine weitere Bedeutung zu haben.
    Plötzlich aber schossen mehrere Vögel aus dem Loch, und zwar direkt hintereinander. Sie flogen so dicht aufeinander, dass sie wie ein Strom aus farbenfrohen Federn wirkten. In nur wenigen Sekunden füllten Hunderte von Vögeln das Gehege. Sie tauchten zwischen den Bäumen hindurch, hockten sich auf die Zweige und flatterten an den Glaswänden hinauf. Ihre Flügel machten ein so lautes Geräusch, dass Noah Megans Zettel fallen ließ und sich die Ohren zuhielt. Er hatte das Gefühl zu träumen – einen seltsamen, wunderbaren, erschreckenden Traum.
    «Was ist hier
loooooooooooossssss
?!», schrie er.
    Er kniff die Augen zusammen und bereitete sich darauf vor, was wohl
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