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Der geheime Zoo 1

Der geheime Zoo 1

Titel: Der geheime Zoo 1
Autoren: Bryan Chick
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als Nächstes geschehen würde. Die Vögel umflogen ihn, fächerten seine Haut mit ihren Flügeln, bis er das Gefühl hatte, in einem Tornado zu stehen. Es war aufregend, aber auch beängstigend. Er wusste nicht, ob er vor Angst oder vor Begeisterung schreien sollte, also schrie er einfach:
«Aaaaaahhhh!»
    Tschirpend, pfeifend, kreischend und krächzend umkreisten die Vögel ihn und füllten das Flugwald-Gehege mit ihrer fremdartigen Musik. Ihre Federn strichen über seine Wangen. Noah hatte kein Gefühl mehr, wie viel Zeit vergangen war. Sekunden? Oder Minuten? Er rechnete damit, dass er gleich davongetragen werden würde. Vielleicht würden die Vögel versuchen, ihn in das Loch in der Mauer zu ziehen und ihn an einen unbekannten Ort zu entführen. Doch einen Augenblick später brach der Lärm ab, und es wurde ganz still. Nur noch die gurgelnden Bäche und platschenden Wasserfälle waren zu hören.
    Noah öffnete die Augen. Blätter und Federn senkten sich über ihn herab wie die Funken eines Lagerfeuers. Er blickte gerade noch rechtzeitig hinauf zu dem Loch in der Mauer, um die letzten Vögel hineinschießen zu sehen. So schnell, wie sie das Gehege gefüllt hatten, hatten sie es auch wieder verlassen. Die Vögel, die auch vorher schon da gewesen waren, gingen ihren normalen Beschäftigungen nach, flatterten um die Bäume und pickten nach Körnern. Das Loch in der Mauer sah wieder ganz normal aus. Ein Vogel flog heraus, holte sich ein paar Zweige und flog wieder hinein.
    «Wartet! Marlo?» Noah blickte suchend in die Bäume. Von dem Vogel war nichts zu sehen. «Marlo! Was ist passiert? Ich –»
    In der Ferne näherten sich Schritte. Ein Mann mit einem kugelrunden Bauch watschelte zu Noah herüber, drohte ihm mit dem Finger und sagte: «Junger Mann! Was hast du hier noch zu suchen? Der Zoo schließt jetzt!»
    «Entschuldigung!», sagte Noah. Schnell hob er Megans Zettel wieder auf und stopfte ihn sich in die Hosentasche.
    «Willst du hier eingeschlossen werden? Komm mit!»
    Der Mann warf einen Blick in das Gehege. Noah sah, wie seine Augen für einen Augenblick auf dem Loch in der Mauer ruhten. Dann legte er dem Jungen die Hand auf den Rücken und schob ihn zur Tür.
    Draußen eilte Noah zum Ausgang des Zoos. Er war so verwirrt, dass ihm übel war. So viel war in so wenigen Stunden passiert. Er schob sich durch das Drehkreuz, lief über den Parkplatz und den Fußweg am Walkers Boulevard entlang.
    Zu Hause ließ er sich auf das Sofa fallen und saß dort bewegungslos, bis seine Eltern nach Hause kamen. Den Abend verbrachte er wie im Nebel und ging schon bevor es dunkel wurde ins Bett. Die Nacht kam, doch er konnte nicht einschlafen. Er lag unter seiner Decke, starrte auf die Schatten, die der Halbmond durch sein Fenster warf, und dachte an die Ereignisse im Zoo. Sein Blick blieb zufällig an seiner Jacke hängen, die er über den Stuhl geworfen hatte. Etwas hing aus seiner Tasche – etwas, das er nicht dorthin gesteckt hatte. Er kletterte aus dem Bett, ging zum Stuhl, schob die Hand in die Tasche und zog ein Stück zerknittertes Papier hervor. Diesmal war es genau das, was er erwartet hatte: eine weitere Notiz von seiner Schwester. Während des ganzen Durcheinanders im Vogelgehege musste ihm einer der Vögel den Zettel in die Tasche gesteckt haben.
    Er glättete das Papier und setzte sich auf das Bett, um zu lesen.
    Als er fertig war, drückte er den Zettel fest an seine Brust. Dann stellte er fest: «Ich kann das nicht allein tun.»
    Er wusste, dass er Hilfe brauchte. Und das bedeutete, dass er die tapfersten Kinder, die er kannte, zusammentrommeln musste. Es war Zeit für die Action Scouts.

[zur Inhaltsübersicht]
    6. Kapitel Ein Geheimnis wird geteilt
    A m nächsten Tag in der Schule konnte sich Noah kaum konzentrieren. Beim Mittagessen setzte er sich an das Ende eines langen Tisches in der Cafeteria und wartete auf seine Freunde. Er beugte sich über sein Tablett und stocherte in seinem Essen herum, als erwartete er, darin etwas zu finden. Um ihn herum benahmen sich die anderen Kinder wie immer: Sie lachten, schrien und beschossen sich mit Maiskörnern, indem sie ihre Plastiklöffel als Katapulte benutzten.
    Ein Mädchen ließ sich auf die Bank ihm gegenüber fallen. Sie landete so hart, dass Becky Prebee, die am anderen Ende der Bank saß, die Kartoffel von der Gabel fiel. Das Mädchen hieß Ella Jones und war Noahs Freundin und Mitglied der Action Scouts.
    Noah sah von seinem Essen hoch und starrte sie mit
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