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Der geheime Zoo 1

Der geheime Zoo 1

Titel: Der geheime Zoo 1
Autoren: Bryan Chick
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niemand in der Nähe war, dann zog er Mr Tall Tails Zettel aus der Tasche. Eine saubere Schreibschrift bedeckte jede Linie. Alle Buchstaben waren mit gleichmäßigen Bögen verbunden und die i-Punkte sorgfältig gesetzt. Und obwohl die Tinte verblasst und stellenweise verschmiert war, kannte er die Handschrift gut. Es war Megans, daran gab es keinen Zweifel.
    Noah blickte sich noch einmal um, doch er war immer noch allein. Der Wind blies über den Zoo hinweg. Noah holte tief Luft, nahm all seinen Mut zusammen und las den Zettel. Er begann mitten in einem Satz.
    ***
    sehe immer wieder Vögel im Flugwald-Gehege, die nicht dorthin gehören. Auf dem Schild neben dem Eingang steht eine «vollständige Liste» der Vögel, doch es sind viele, die nicht daraufstehen. Nach ein paar Tagen sind diese Vögel dann auf einmal weg. Außerdem verfolgt mich eine alte Frau, die dort arbeitet, und fragt mich ständig, was ich hier mache. Sie ist irgendwie gruselig.
    Der untere Teil der Seite fehlte. Noah drehte den Zettel um. Die Schrift oben auf der anderen Seite war zu verschmiert, um sie zu entziffern. Er konnte erst in der Mitte eines Satzes wieder etwas erkennen.
    es hinschreiben, obwohl ich mir selbst albern dabei vorkomme – aber ich weiß, was ich gesehen habe!
    Es gibt eine Wand mit Löchern. Ich habe gedacht, die Löcher bieten den Vögeln die Möglichkeit, ihre Nester darin zu bauen. So wie Spalten in den Felsen oder so etwas. Das hat mich neugierig gemacht. Ich habe mich auf eine Bank neben der Wand gesetzt und eine Weile so getan, als würde ich lesen. Nach etwa einer Stunde habe ich es dann gesehen! Eine ganze Schar
    ***
    An dieser Stelle war der Zettel abgerissen worden. Noah drehte ihn hin und her, in der Hoffnung, etwas zwischen den Zeilen zu entdecken. Dann ließ er sich mit dem Rücken gegen die Bank fallen und starrte ins Nichts. Was geschah hier eigentlich? Was hatte das alles zu bedeuten? Warum war Megan offenbar immer wieder in den Zoo gegangen, ohne ihrer Familie etwas davon zu erzählen? Und wie kam ein Langur an eine Seite aus ihrem Tagebuch?
    Noahs erster Gedanke war, es jemandem zu erzählen. Einem Erwachsenen aus dem Zoo. Aber Megan war gegenüber einer der Wärterinnen misstrauisch gewesen – und hatte er selbst nicht auch gerade eine merkwürdige Begegnung mit einem Wärter gehabt? Was sollte das alles?
    Die Blätter fielen wie bunte Schneeflocken um ihn herum zu Boden. Noah war verwirrt.
    «Ich verstehe das nicht», murmelte er. «Ich verstehe überhaupt nichts mehr.»
    Doch etwas verstand er. Nämlich dass er etwas tun musste – und zwar schnell. In zwei Stunden würde der Zoo seine Tore schließen. Das war Zeit genug, um dem Flugwald-Gehege einen Besuch abzustatten und vielleicht die Wand mit ihren seltsamen Spalten und Löchern in Augenschein zu nehmen.

[zur Inhaltsübersicht]
    5. Kapitel Erkundungen im Flugwald-Gehege
    D as Flugwald-Gehege befand sich in einem über zehn Meter hohen Gebäude. Wegen seines riesigen, kuppelförmigen Daches erinnerte es Noah jedes Mal an ein großes Iglu. Die Wände und das Dach waren aus getöntem Glas, wie man es auch von teuren Autos kannte. Das Gehege war offen, die Besucher konnten also direkt zwischen den freifliegenden Vögeln herumlaufen.
    Als Noah den Eingang zum Gehege betrat, wurde er von dem Geruch von Erde und Baumrinde überwältigt. Bäume und blühende Pflanzen füllten die Kuppel mit ihrem Duft und reichhaltiger Luft. Kleine Wasserfälle strömten über Felsen und gaben sprühenden Wassernebel ab. Das Flugwald-Gehege vermittelte den Eindruck eines kleinen Dschungels. Vögel segelten durch die Luft, und viele Geräusche hallten von den Wänden wider: platschendes Wasser, lachende Kinder und tschirpende oder schreiende Vögel.
    Ein Schild war an der Wand neben dem Eingang angebracht, auf dem Abbildungen von fünfzig verschiedenen Vogelarten zu sehen waren, genau wie Megan es beschrieben hatte. Noah betrachtete die Bilder eine Weile. Ein besonderer Vogel fiel ihm auf, und er keuchte erschrocken. Er hatte einen blauen Körper, einen hellroten Schnabel und einen orangefarbenen Bauch. Ganz bestimmt, das war der winzige Vogel, der in sein Zimmer geflogen war! Auf dem Schild stand, es sei ein Malachit-Eisvogel namens Marlo.
    «Marlo», sagte Noah laut. Er sah in die Bäume hinauf. «Marlo, bist du da?»
    Er folgte einem nebligen Pfad, über dem riesige Schirmblätter wie eine lebende grüne Decke wuchsen. Wassertropfen fielen ihm auf die Schultern und
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