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Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Titel: Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)
Autoren: Michael Innes
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wieviel sie ihm zu klein waren. Doch Appleby schien sich nicht zu sorgen. Vielleicht hatte er einen Plan.
    Das Flugzeug war über ihnen und umkreiste nun im Schrägflug die Burg. Dick sah nach oben. »Keine Chance, ihnen ein Zeichen zu geben, oder?«
    »Im Augenblick nicht.« Appleby mühte sich, am Saum seiner Haube vorbeizuspähen. »Heftiger als die vielen Frauen, die einfach nur zum Spaß winken, können Sie gar nicht winken. Und einen Schuß würden sie nicht hören … Halten Sie sich rechts, nicht zu nahe an die Damen mit den Krocketschlägern; wer weiß, auf was für Ideen die kämen, wenn sie merken, daß wir nicht ganz von ihrer Art sind.«
    »Ganz abgesehen von der Gefahr«, meine Dick, »daß wir es womöglich doch sind. Das ist doch die Idee, die dahintersteckt, oder? Die eine oder andere ist ein Wolf im Schafspelz.«
    Hethertons Haube kam ins Rutschen, als er zustimmend nickte. »Mit Sicherheit. Aber wie verwirrend das alles ist!« Er sah Sheila an, die den Eindruck hatte, daß er nicht im mindesten verwirrt war. »Hätte ich denn je geglaubt, daß ich noch einmal auf einen Transvestitenball gehe? Und wie Flaut kriege ich schon einen Bart.« Er fuhr sich über das Kinn. »Was vielleicht nur gut ist.«
    Und da begriff Sheila. »Mr.   Appleby«, fragte sie. »Soll das heißen, wir …«
    Er legte ihr die Hand auf den Arm. »Sie gehen als letzte. Wir sind gleich da. Evans, längere Schritte. Hetherton, die Pfeife … Los!«
    Sie schritten voran. Eine hohe Mauer mit einem Tor darin ragte vor ihnen auf – und an dem Tor stand ein kräftiger Mann mit der Hand in der Tasche. Als sie auf ihn zukamen, richtete der Mann sich auf und wies sie mit einer Handbewegung ab. »Kein Grund zur Sorge!« rief er. »Nur ein Betrunkener, der mit dem Wagen randalierte. Mr.   Mannering bittet Sie, diesen Garten nicht zu betreten.«
    Appleby ging unbeirrt weiter. Die anderen folgten. Der Mann warnte sie noch einmal, wütend diesmal, und machte Anstalten, die Tür zu schließen. Dann sah er sie genauer an, und mit einem Male grinste er; er sagte etwas, diesmal nicht auf Englisch. Aus dem Augenwinkel sah Sheila, wie Hethertons Bonnet von seinem heftigen Nicken grotesk auf und ab hüpfte; Dicks Schritte, neben ihr, waren die eines Riesen. Sie kamen auf gleiche Höhe mit dem Mann und waren im Garten. Er lag bewußtlos am Boden.
    »Zur hintersten Ecke – lauft!« rief Appleby und sprintete schon; sie rafften ihre Röcke und folgten ihm nach. Sheila stolperte, fand ihre Balance, lief weiter. Vor ihr eine Treppe, dann eine lange fensterlose Mauer. Sie kam um die Ecke und sah vertrautes Gelände. Sie waren auf der Terrasse mit ihrer Balustrade, und unter ihnen lag der See.
    »Wir können hoffen«, sagte Appleby, »daß die meisten von ihnen im Hof mit den Wagen beschäftigt sind. Ein großes Haus; nicht leicht, nach einem Gefangenen zu suchen. Aber wir haben keine Wahl.«
    »Das Arbeitszimmer!« rief Sheila hastig. »Mannerings Arbeitszimmer: da wollten sie mich einsperren. Versuchen Sie es da. Das dritte oder vierte Fenster vom anderen Ende.«
    Sie sprinteten über die Terrasse, und anscheinend war niemand da, der sie aufhielt. Appleby, den Revolver in der einen Hand, versuchte mit der anderen die vierte in der Reihe von Fenstertüren zu öffnen. Sie war verschlossen, der Vorhang vorgezogen. »Das ist es!« rief Sheila – und schon war er bis an die Balustrade gelaufen, hielt sich die Arme vors Gesicht und stürmte los. Die Wirkung war nicht viel anders als bei Mackintoshs Ausbruch im Rolls-Royce. Ein lautes Krachen, eine offene Tür. Appleby war nicht mehr zu sehen. Und bevor sie überhaupt den Gedanken fassen konnten, ihm zu folgen, war er – denn es war nun alles wie ein Film, der viel zu schnell lief – schon wieder draußen. Sheila mußte an ein Bild denken, das in ihrem Kinderzimmer gehangen hatte: ein Feuerwehrmann, der aus einem brennenden Haus kam, ein Kind in den Armen. Aber hier war es kein Kind; es war der reglose Leib eines erwachsenen Mannes.
    »Lauft!« Applebys vertrautes Kommando. Und sie liefen.
    Sheila sah, daß Dick den Revolver übernommen hatte; wieder kam die Treppe; der Garten; gleich hatten sie es geschafft. Dann folgten wirre Eindrücke, auch die längst vertraut: Rufe, vielleicht Schüsse. Und schließlich Stille: Sie hatten sich alle zusammen in eine kleine grasbewachsene Kuhle fallen lassen, von der Burg durch einige Büsche abgeschirmt.
    »Da.« Appleby hatte sein Bündel niedergelegt und blickte
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