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Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Titel: Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)
Autoren: Michael Innes
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auf. Alle folgten seinem Blick. Etwa zweihundert Meter die Straße hinauf standen zwei militärgrüne Lastwagen, unbeladen. Im gleichen Augenblick setzten sie zurück, und binnen kurzem waren sie verschwunden; einen Moment lang bewegte sich etwas in einem Ginstergesträuch in ihrer Nähe. »Maschinengewehr«, erklärte Appleby. »Und da.« Sein Finger beschrieb einen Bogen um die Kiefern vor ihnen. Gestalten tauchten auf und waren im selben Moment schon wieder verschwunden. »Sie umstellen die Burg; die beiden Flanken laufen unten am Loch zusammen. Mackintosh hat keine Zeit verloren. Unsere Freunde sitzen in der Falle.«
    »In der Falle?« Eine neue Stimme meldete sich zögernd vom Boden her: Rodney Orchards Stimme. »Da bin ich froh. Sie haben die Formel. Meine Formel.«
    Appleby kniete sich neben ihn hin. »Die Zeichnungen meinen Sie? Die haben wir.«
    Orchard – und es war verblüffend, wie ähnlich er dem falschen Orchard war, dachte Sheila – schüttelte unter Anstrengung den Kopf. »Die Zeichnungen? Das war ein guter Trick … Nein, die nicht. Hinterher. Ich habe ihnen alles verraten.« Er lächelte matt. »Nein, keine Folter. Nur Wissen kontra Wissen. Eine teuflische Droge, die alle Widerstandskräfte versiegen läßt. Man plappert es aus, man kann nicht anders. Muß sehen, daß ich dahinterkomme … Aber wichtig ist jetzt, daß sie die Formel haben. Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber – Sie müssen sie aufhalten.« Er sank zurück auf den Rasen.
    »Appleby«, fragte Hetherton erregt, »das Motorboot. Können sie damit fliehen?«
    »Nein.« Appleby richtete sich auf und musterte den See. »Ich sehe, wo die Reihen sich schließen. Und die Bucht, in der wir das Boot gelassen haben, liegt gut hundert Meter weiter hinten. Aber …« Er stutzte, und nun blickte er besorgt. »Was ist aus all den Frauen geworden? Ins Zelt kann man hineinsehen, da sind sie nicht. Wo können sie geblieben sein?«
    »Ich denke …« sagte Dick, aber eine Trillerpfeife ließ ihn verstummen. Wieder blickten sie hinauf zur Straße und sahen, wie ein häßlicher kleiner Panzerwagen auf das Burgtor vorrückte; mit einemmal wimmelte der Wald nur so von Männern in Kampfanzug und Stahlhelm.
    »Troja«, sagte Appleby, »dürfte in den nächsten fünf Minuten fallen. Aber Sie meinen …«
    »Die Frauen sind in der Burg.« Dick hatte sich wieder dem See zugewandt. »Heiliges Kanonenrohr – das sind sie nicht! Sehen Sie, da unten!«
    Alle erhoben sich und sahen hinunter. Auf der Terrasse, von der sie erst vor kurzem geflohen waren, wogte die Menge der Frauen – Frauen, die eindeutig einem Ziel zusteuerten. Zu Dutzenden eilten sie die Treppe hinunter und bestiegen die kleine Flotte von Vergnügungsbooten. Ein paar machten schon die Leinen los, das aufgeregte Stimmengewirr wurde lauter – die große Attraktion des Festes begann.
    Zwischen den Bäumen, keine vierzig Schritt fort von ihnen, erschien plötzlich ein Offizier zusammen mit Mackintosh, und Appleby kletterte aus ihrer Kuhle und lief ihnen entgegen. Die anderen, unschlüssig was sie tun sollten, blieben, wo sie waren. Bei allem, was nun noch kam, konnten sie kaum mehr als Zuschauer sein. Und als Zuschauer hatten sie, wo sie waren, einen Tribünenplatz.
    Ruder wurden ins Wasser getaucht, hie und da ein Segel aufgezogen: binnen kurzem hatten die Boote sich über die näheren Bereiche des Loch verteilt. Einmal hörte Sheila überraschte Rufe und sah Frauen auf die Soldaten zeigen, die nun in immer größeren Gruppen Burg und Seeufer umstellten. Aber sie beruhigten sich schnell wieder und gingen gewiß davon aus, daß es ein Manöver war; inzwischen waren alle in den Booten, ein einziger Rummelplatz aus schaukelnden, sich rempelnden Fahrzeugen. Und ausschließlich Frauen: darauf kam es an. Scharen von Frauen, die harmlos im Wasser planschten, bevor sie sich später in dem großen Festzelt zu Pasteten und Tee versammelten. Nur in einem, höchstens in einigen wenigen Booten waren falsche Frauen, Wölfe, verkleidet als Rotkäppchens Großmutter. Deswegen war es an der Gartenpforte auch so leicht gewesen, durch die Barrikaden von Castle Troy zu kommen … Aber was bezweckten sie damit? Wie konnte es sie vor ihrem Schicksal bewahren, wenn sie sich in einem Schwarm Frauen versteckten? Es schien ja, als hätte das Militär die Lage bereits unter Kontrolle: vom Ufer aus forderte ein Sergeant mit lauter Stimme die Boote zur Rückkehr auf. Einige hatten ihn gehört und machten kehrt; bald
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