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Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Titel: Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)
Autoren: Michael Innes
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laut.
    »Interessant«, sagte Appleby gleichmütig – »interessant, wie sie sich benehmen. Im Burghof sind Schüsse gefallen, und sie konnten die spektakuläre Flucht eines Verwundeten mit ansehen. Mit mindestens einer Maschinenpistole wurde von der Burg aus auf den Fliehenden geschossen. Aber all das macht ihnen überhaupt nichts aus; sie laufen zur Burg hin und suchen dort Schutz vor einer Situation, die sie nicht verstehen. Von dort geht die Macht aus, und deshalb erwarten sie dort Zuflucht. Interessant.« Er blickte Sheila an, und sie sah, daß es bei Applebys Interesse um mehr ging als um eine abstrakte Betrachtung. »Die Frage ist, was werden sie jetzt tun? – Die feindlichen Agenten, meine ich. Fliehen sie zu Fuß? Lassen Sie uns nachsehen.« Er nahm das Fernglas, das Mackintosh zurückgelassen hatte. »Jemand auf der Zugbrücke beschwichtigt den ersten Schwung aufgebrachter Damen. Der Wagen hat ein ordentliches Loch in das Tor gerissen – ich kann bis in den Hof sehen. Sie arbeiten an den anderen Wagen – mit allen verfügbaren Kräften, würde ich vermuten – und montieren die heil gebliebenen Reifen auf einen davon. Nur mit einem Fahrzeug können sie einen Mann von hier fortbringen – selbst wenn sie wissen, wie wenige wir sind …« Er ließ das Glas sinken. »Und was machen sie, wenn sie ihn nicht von hier fortbringen können?« Eine Sekunde lang ließ er die Frage nachklingen. »Hetherton, ich denke …«
    Wieder hielt Appleby inne, aber diesmal drehte er sich um wie der Blitz. Ein Knacken im Unterholz des Wäldchens hinter ihnen. Sie warteten, angespannt, erwartungsvoll. Und entspannten sich im nächsten Moment. Es war Mrs.   McKay – die echte McKay – mit ihren drei Freundinnen.
    Genauer gesagt entspannten sich alle außer Appleby. Von ihm kam ein begeisterter Laut. »Frauen!« rief er – und schritt energisch auf die verblüfften Damen zu.

Kapitel 25
    Belamy Mannerings letzter Trumpf
    Die Sonne war noch ein wenig höher gestiegen. Das Wasser des Loch glitzerte. Und Appleby strich seinen Rock glatt. »Miss Grant, Sie allein sind aus dem richtigen Holz geschnitzt – deshalb müssen Sie auch dieses letzte Abenteuer noch auf sich nehmen. Lassen Sie Ihrer Phantasie freien Lauf; ein kleiner Anflug von Rheuma, und Sie sind perfekt. Und jetzt – auf in die Schlacht.«
    Das riß Mrs.   McKay aus der noch immer ein wenig benommenen Betrachtung ihrer Hosen. »Und warum soll nicht eine von uns gehen statt dem Kind? Wenn Sie das Rheuma brauchen, da habe ich seit zwanzig Jahren meine Erfahrungen.«
    Appleby nickte. »Ich danke Ihnen. Aber Miss Grant kennt sich ein wenig in der Burg aus – sie weiß nicht viel, aber es könnte entscheidend sein. Sie bleiben hier, alle vier. Und machen Sie sich keine Sorgen, wenn wir nicht zurückkehren. Binnen kurzem wird eine größere Polizeitruppe hier sein. Vielleicht sogar Soldaten. Wenn sie kommen, geben Sie Signal und erklären Sie, was geschehen ist.«
    Die Dame, deren prachtvolle Robe nun Hetherton zierte, steckte versuchsweise die Hand in die Hosentasche. »Worauf Sie sich verlassen können«, sagte sie. »Wenn man sich das vorstellt – mitten in Schottland! Und zuerst dachten wir, Sie hätten den Verstand verloren! Ob das« – unvermittelt wies sie zum Himmel – »ob das dort oben Freunde von Ihnen sind?«
    Sie blickten nach oben. Weit im Osten war ein Flugzeug erschienen, das Motorgeräusch noch nicht zu hören. Es kam sichtlich näher.
    »Mit einiger Sicherheit.« Appleby ging einen Schritt in Richtung Straße. »Wenn sie erst einmal spüren, daß der Kreis sich um sie schließt, dann zählt jede Minute. Aber wir müssen so unauffällig wie möglich zur Gartenpforte kommen. Vier aufgeregte Frauen, die von hier draußen kommen, würden natürlich auf die Zugbrücke zuhalten, und da wollen wir nicht hin. Also gehen wir erst einmal spazieren, und später legen wir an Tempo zu. Bis nachher.«
    Sie gingen zunächst die Straße hinunter in Richtung Burg, dann folgten sie der Mauer, bis sie an die Pforte kamen, die Mackintosh beschrieben hatte. Aus der Ferne betrachtet mochte ihr Amateurtheater ja überzeugend sein, aber Sheila konnte sich nicht vorstellen, daß jemand, der sie aus der Nähe sah, darauf hereinfiel. Immerhin hatten sie drei Sommerhauben und einen Sonnenschirm, das würde helfen. Dick war wohl der schwächste Punkt: auch wenn er sich noch so klein machte und sie die Kleider noch so gut angepaßt hatten, war es doch geradezu lächerlich, um
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