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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Testament wiedergefunden haben, war sicherlich ein ganz entscheidender Faktor für ihre lange Einheit.
    Neben den vier Evangelien hat es jedoch noch eine Menge anderer Jesus-Schriften gegeben, die im Kanon des Neuen Testamentes aus Mangel an allgemeiner Akzeptanz keine Aufnahme gefunden haben. Das bedeutendste uns bekannte dieser Dokumente ist wohl das Thomas-Evangelium mit einer Sammlung von 114 Aussprüchen Jesu, das erst 1945 in Nag Hammadi in Oberägypten wiedergefunden wurde. Weitere Funde sind somit nicht ganz auszuschließen. Angemerkt werden muss in diesem Zusammenhang auch noch, dass den christlichen Gemeinden schon die Vielzahl der Briefe des Apostels Paulus vorlagen sowie die des Jakobus, Petrus und Johannes, bevor das erste Evangelium geschrieben wurde.
    Zur Zielgruppe und den Intentionen der Evangelisten: Den Anspruch, eine chronologische und historisch fundierte Darstellung der Jesus-Geschichte der Nachwelt zu hinterlassen, hatte keiner der Evangelisten im Sinn. Wer mit dieser Erwartung an das Neue Testament herantritt und so etwas wie ein nachprüfbares Sachbuch erwartet, muss zwangsläufig enttäuscht werden (wem es um die »Beweislage« hinsichtlich der historischen Gestalt Jesu und seines Lebens und Wirkens mit all jenen Fakten geht, die oftmals aus unterschiedlichen Beweggründen ignoriert oder gar verschwiegen werden, dem ist die Lektüre des schmalen, aber höchst aufschlussreichen Buches Jesus - Der Glaube, die Fakten von Carsten Peter Thiede zu empfehlen, den man auch den Sherlock Holmes unter den Bibelwissenschaftlern nennt). Den Evangelisten ging es nicht darum, späteren Generationen sozusagen Beweise vorzulegen, sondern das festzuhalten, was als Stückwerk in den Gemeinden jahrzehntelang mündlich überliefert worden war. In diesem Zusammenhang wird nicht selten der Vorwurf erhoben, gerade diese mündlichen Überlieferungen, auf denen die Evangelien basieren, seien schon aus ihrer Natur heraus wenig glaubwürdig, da doch jeder irgendetwas Eigenes hinzufüge oder weglasse. Wer sich jedoch mit antiker und alttestamentlicher Geschichte befasst, stößt dabei unweigerlich auf die von Historikern und Bibelforschern gesicherte Feststellung, dass die mündliche Überlieferung in jenen Zeiten nichts mit freiem Geschichtenerzählen nach eigenem Geschmack zu tun hatte, sondern dem strengen Gebot der wortwörtlichen Wiedergabe unterlag, eine hohe kulturelle Kunst, die in unserer modernen Zeit längst verloren gegangen ist. Wer kann denn heute noch mehrere Gedichte auswendig vortragen, geschweige denn seitenlange Texte - Schauspieler einmal ausgenommen? Diese enorme, ständig trainierte Gedächtnisleistung war jedoch zur Zeit Jesu keine Ausnahmeerscheinung, sondern eher die Regel, insbesondere wenn es um die Wiedergabe religiöser Texte ging.
    Was nun die Eigenarten und unterschiedlichen Darstellungen betrifft, die oftmals Verwirrung stiften und manchen fragen lassen, wer von ihnen denn nun Jesu Leben und Wirken am getreuesten wiedergegeben habe, so erklären sie sich durch Zeit und Herkunft der Evangelisten sowie insbesondere aufgrund des teilweise stark voneinander abweichenden Publikums, für das jeder Einzelne sein Evangelium verfasst hat.
1. Das Markus-Evangelium
    Man kann davon ausgehen, dass Markus sein Evangelium in einer Zeit verfasst hat, in der sich die jüdisch-christlichen Gemeinden schon stark dem traditionellen Judentum entfremdet hatten. Während Jesus sich als Jude verstanden und oft genug von der Erfüllung der Schrift und dem Gesetz gesprochen hat, haben sich seine späteren Anhänger immer mehr von diesen ihren jüdischen Wurzeln entfernt, bedingt auch durch die blutige Verfolgung durch Teile der hohen Priesterschaft und römische Herrscher. Man sann daher bewusst auf Abgrenzung und suchte eine eigene Identität, und diese entwickelte sich dann auch unaufhaltsam und führte letztlich zum Bruch mit dem Judentum.
    Markus schrieb in erster Linie für Heidenchristen, also für jene Leute, die nicht vorher im jüdischen Glauben und Leben verwurzelt und daher auch mit den Eigenheiten des Judentums nicht vertraut waren. So überrascht es auch nicht, dass die Kirchenväter als Ort der Niederschrift Rom angeben, dessen Bevölkerung mehrheitlich nicht den geringsten Kontakt mit Juden und ihren Gebräuchen hatte. Deshalb werden auch aramäische Worte und besondere jüdische Sitten erklärt, was völlig überflüssig gewesen wäre, wenn er sein Evangelium für Gemeinden in jüdisch besiedelten
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