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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea
Autoren: Rainer M. Schroeder
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    Zur Datierung der Evangelien: Wer mir jetzt noch als Leser meines Nachwortes seine Aufmerksamkeit schenkt, dem möchte ich im Folgenden einen kurzen Einblick in die neueren Erkenntnisse über die Datierung und die Entstehungsgeschichte der Evangelien geben und ihm daran anschließend die Motivation derjenigen nahe zu bringen versuchen, die sich die Aufgabe gemacht haben, sie niederzuschreiben.
    Alle Evangelien sind in griechischer Sprache verfasst, was auf den ersten Blick verwunderlich erscheinen mag, da die Verfasser doch aus dem hebräisch/aramäischen Sprachraum kommen. Dieses geschah jedoch nicht aufgrund langen Abwägens, sondern aus einer Selbstverständlichkeit heraus. Seit Alexander dem Großen war das Griechische zur Kultursprache geworden und ihm wurde von den Gebildeten des ganzen Römischen Reiches, sogar in seinem Kernland Italien, der Vorzug gegeben. Das Griechische beherrschte ein Gebildeter zu jener Zeit so ausgezeichnet, wie ein heutiger über durchschnittlicher Abiturient mit dem Deutschen umzugehen vermag. Für uns als auch auf sprachliche Integration bedachte Europäer mag es überraschend erscheinen, dass die Römer keinen Versuch unternahmen, ihre eigene Sprache, also das Lateinische, in den von ihnen eroberten Gebieten durchzusetzen. Zwar war es die Verwaltungssprache, aber Griechisch war und blieb die im römischen Weltreich am weitesten verbreitete und somit auch für missionarische Schriften am besten geeignete Kultursprache. Man übersetzte auch nicht aus anderen Sprachen, war sich die griechisch-römische Antike als Kultur doch selbst genug. Die einzige bedeutsame Ausnahme ist wohl die Übertragung der »Septuaginta« 71 , der hebräischen Bibel, ins Griechische.
    Bis zu neueren Erkenntnissen galt in Kreisen von Bibelforschern lange Zeit als gesichert, dass das älteste uns überlieferte Evangelium um das Jahr 70 nach Christi Geburt niedergeschrieben wurde, vermutlich kurz nach der Niederschlagung des jüdischen Aufstands durch römische Truppen, die mit der Eroberung Jerusalems endete und die fast völlige Zerstörung des Tempels zur Folge hatte. Zwar beginnt das Neue Testament nach alter Tradition mit dem Evangelium des Matthäus, gefolgt von dem des Markus, Lukas und Johannes. Aber lange Studien und gegenüberstellende Textvergleiche ( Synopse genannt) haben bislang stets in Fachkreisen zu dem Ergebnis geführt, dass wohl Markus sich zuerst daran gemacht hat, von Jesu Wirken und Reden schriftlich zu berichten. Sein Evangelium ist mit seinen 661 Versen das kürzeste. Von seinem Text finden sich bei Matthäus 660 Verse wieder, während es bei Lukas noch etwa 350 sind. Matthäus und Lukas haben zudem noch weitere 350 Verse, die bei ihnen beiden auftauchen. Daneben teilen sie noch andere Textstücke, die in keinem anderen Evangelium auftauchen, weshalb man sie Sondergut nennt. Der Text des Johannes hebt sich dagegen auffällig von den anderen drei Evangelisten ab und wirft viele Rätsel auf, worüber gleich noch zu reden ist.
    Man hat lange gerätselt, wer nun vom wem »abgeschrieben« hat, und kam, wie schon erwähnt, zu dem Ergebnis, dass Matthäus und Lukas für ihre Abfassung das Markus-Evangelium als vorrangige Quelle benutzt haben. Bei Johannes nun hat man eine Zeit lang angenommen, er wäre einer der Jünger gewesen, was man jedoch letztlich verworfen hat. Denn auch er hat die vorliegenden Quellen verarbeitet, nur auf seine Weise und mit einer anderen Zielsetzung und Blickrichtung.
    Über das Evangelium nach Johannes gibt es den hintersinnigen Ausspruch, dieses Buch sei wie ein Wasser, in dem ein Kind waten und ein Elefant schwimmen könne. Auch sagt man von ihm, das wie bei König Midas, dem sich alles bei der Berührung in Gold verwandelte, bei ihm alles zum Problem werde, weil er mehr Rätsel und Fragen aufwirft, als man an gesicherten Antworten darauf finden könne. Alles scheint in dunkle Ungewissheit gehüllt: die Herkunft des Verfassers, seine Sprache, der Inhalt und die Gattung.
    Johannes begründet seine Autorität mit dem Anspruch, seine Quelle sei ein nicht genannter »Jünger, den Jesus liebte« 27 . Man hat die Vermutung angestellt, Johannes sei ein Schüler dieses Jüngers gewesen (der aber nicht unbedingt zum Kreis der erwählten Zwölf gehört haben musste) und habe nach dessen Tod aufgeschrieben, was dieser ihm überliefert und ihn gelehrt hatte.
    Neue Studien zur Datierung der Evangelien haben aber zu der überraschenden Schlussfolgerung geführt,
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