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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen
Autoren: Stephen Lawhead
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plötzlich aufgeregt. Anschließend ging es den Hügel über dem Hafen hinab, und da wusste ich, was mich so beunruhigte: Die Persephone war fort. Das Schiff lag nicht im Hafen; es war nirgends zu sehen.
    Wir eilten zum Haus, wo wir von Sydoni empfangen wurden, die nur einen Blick auf mein verzweifeltes Gesicht werfen musste, um zu wissen, was los war. Sie erklärte uns, dass sie ihren Vater gebeten habe, nicht zu gehen, doch Jordanus hatte darauf bestanden. Er wisse schon, was er tue, und außerdem würde er lange vor uns wieder zurück sein.
    Tatsächlich kehrte er aber erst zwei Tage nach uns wieder heim.
    Die Zwischenzeit verbrachte ich damit, über die Hügel zu stapfen und wütend irgendetwas vor mich hin zu murmeln. Am Abend des zweiten Tages saß ich an meinem gewohnten Platz an der Ruine, die ich bei meiner ersten Wanderung entdeckt hatte, und sah kurz vor Sonnenuntergang ein Schiff an der Landspitze, das in die Bucht einfuhr. Ich beobachtete es mit wachsender Spannung, bis ich sicher war, dass es sich um die Persephone handelte; dann rannte ich zum Haus zurück, um Sydoni und die anderen davon zu unterrichten, dass Jordanus zurückgekehrt war.
    Noch während Sydoni und Anna hin und her huschten, um eine Mahlzeit für Jordanus' Rückkehr vorzubereiten, stand der alte Händler im Hofund verkündete, dass seine Reise ausgesprochen erfolgreich gewesen sei und dass es keinen Grund zur Sorge gäbe. Wazim stand neben ihm, und die beiden versicherten mir, dass nichts Ungewöhnliches geschehen sei. Schweigend hörten Padraig und ich uns ihre armselige Entschuldigung für ihren Ungehorsam an.
    »Ich weiß, dass du mir etwas anderes gesagt hast«, räumte Jordanus ein, »und ich habe mich deinen Wünschen nicht leichtfertig widersetzt, glaub mir. Und doch«, er hob beschwichtigend die Hand, »ist der Tag nicht mehr fern, da wir eine Nachricht an Komtur de Bracineaux in Antiochia senden müssen. Ich habe Gregior angewiesen, die nötigen Vorbereitungen für diese Reise zu treffen. Auch musste ich meine Börse wieder auffrischen.« Er lächelte selbstgerecht. »Silber vermehrt sich nicht von selbst, wie du sicherlich weißt, und Reisen sind eine teure Angelegenheit.«
    Es war sinnlos, den Mann zu schelten. »Nun, getan ist getan, und jetzt ist es vorbei«, sagte ich so gnädig wie möglich. »Wir wollen nicht mehr darüber sprechen.«
    »Das ist sehr weise«, stimmte mir Jordanus zu. In diesem Augenblick kam Anna auf den Hof mit Schüsseln voller Speisen und einem Korb mit Brot; Sydoni folgte ihr mit Bechern und einem Weinkrug. Die beiden Frauen stellten die Tabletts auf die Bänke unter dem Feigenbaum, und wir vier Männer setzten uns, um zu essen.
    »Ich bin neugierig zu erfahren, was bei Eurer Reise zum Kloster herausgekommen ist«, sagte Jordanus. »Konnten die Mönche euch helfen?«
    »Das konnten sie«, antwortete Padraig. Er berichtete vom Kloster und der Abmachung, die wir wegen der Kopien getroffen hatten. »Sie waren nur allzu bereit, uns zu Diensten zu sein, nachdem wir ihnen gestattet hatten, auch eine Kopie für sich selbst anzufertigen.«
    »Und wir haben ihnen ein neues Dach für ihr Scriptorium versprochen«, fügte ich hinzu. Die Worte kamen gehässiger über meine Lippen, als ich beabsichtigt hatte. Sowohl Padraig als auch Jordanus blickten mich verwirrt an.
    »Als wir den Handel abgeschlossen haben, schienst du damit zufrieden gewesen zu sein, mein Bruder.« Padraig ist nur selten missgelaunt, und so kommt es, dass er stets recht deutlich ist, wenn etwas sein Missfallen erregt hat. »Ich muss schon sagen, du wusstest
    deine Missbilligung bis jetzt bemerkenswert gut zu verbergen.«
    »Entschuldigung«, murmelte ich. »Ich habe mich falsch ausgedrückt. Vergesst, dass ich überhaupt etwas gesagt habe.«
    Nach einer Weile gesellte sich Sydoni zu uns, und sie begann, sich mit Padraig über das Hügelland nördlich von hier und die Klostersiedlungen zu unterhalten, die man in diesem Teil der Insel fand. In der Zwischenzeit erzählte Jordanus eine lange und sinnlose Geschichte, um Wazim zu unterhalten. Es hatte etwas mit Bauern in der Nähe von Paleapaphos zu tun, die kürzlich einen Schatz entdeckt hatten, der in einem Feld vergraben gewesen war, das sie hatten pflügen wollen. Der Fund bestand offensichtlich aus mehreren Goldbändern und einem Onyxpokal, der für römisch gehalten worden war, sich bei näherer Untersuchung durch den Bischof von Paphos aber als griechisch herausgestellt hatte. Man glaubte,
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