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Der Gamma-Stoff

Der Gamma-Stoff

Titel: Der Gamma-Stoff
Autoren: James Gunn
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gekommen sind.«
    Weaver kratzte sich seinen gigantischen Bauch.
    »Diese Wolfsrudel können recht unangenehm sein, aber sie sind auch nützlich. Sie halten das Land sauber. Aber wenn du gelähmt worden bist, wieso stehst du dann hier, statt in einer Organbank gelandet zu sein?«
    »Der Quacksalber hat mir Blut von Marna gegeben.«
    Zu spät sah Harry, daß Marna abwinkte. Weavers Gesicht umwölkte sich. »Du hast mein Blut gestohlen! Jetzt kann ich ihr einen Monat lang nichts abzapfen. Ich muß dich bestrafen. Jetzt nicht, aber später, wenn ich mir etwas ausgedacht habe, was deinem Verbrechen entspricht.«
    »Ein Monat ist zu wenig«, erwiderte Harry. »Kein Wunder, daß das Mädchen so blaß ist, wenn Sie ihr jeden Monat Blut abnehmen. Sie werden sie töten.«
    »Aber sie ist eine Cartwright«, sagte Weaver erstaunt, »und ich brauche das Blut.«
    Harry preßte die Lippen aufeinander. Er hob den Arm mit dem Reif. »Der Schlüssel, Sir?«
    »Auch, du meine Güte!« sagte Weaver. »Ich scheine ihn verlegt zu haben. Ihr müßt die Reifen noch eine Weile tragen. Nun, Marna, such dir etwas Passendes für deine Brautnacht aus, nicht wahr? Und wir wollen die Gelegenheit nicht mit Geheul und Gejammer und Schmerzensschreien verderben. Komm ehrfürchtig und voll Freude.«
    »Ich will kein Kind«, sagte Marna leichenblaß.
    Das Fleischgebirge schüttelte sich vor Wut. »Vielleicht werden wir heute nacht doch Schreie hören. Ja. Quacksalber! He, du – der Alte da mit dem Jungen. Du bist ein Heilender.«
    »So hat man mich genannt«, flüsterte Pearce.
    »Es heißt, daß du Wunder wirken kannst. Nun, ich habe eine Aufgabe für dich.« Weaver kratzte sich am Handrücken. »Es juckt mich. Die Ärzte haben nichts gefunden, und sie starben. Ich werde noch verrückt.«
    »Ich heile durch Berührung«, erwiderte Pearce. »Jeder Mensch heilt sich selbst; ich helfe ihm nur.«
    »Niemand berührt mich«, sagte Weaver. »Du wirst mich bis heute abend kurieren. Etwas anderes kommt nicht in Frage, sonst bin ich sehr zornig auf dich und den Jungen. Ja, ich werde sehr wütend auf den Jungen sein, wenn du keinen Erfolg hast.«
    »Heute nacht«, sagte Pearce, »werde ich für Sie ein Wunder wirken.«
    Weaver lächelte und griff nach einem Nährrohr. Seine dunklen Augen glitzerten wie Glasmurmeln. »Also heute nacht!« Das Bild verschwand vom Schirm.
    »Eine Made«, flüstere Harry, »eine riesige Made in einer Rose. Sie frißt sie auf, blind, egoistisch und zerstörerisch.«
    »Ich sehe ihn als Fötus, der nicht geboren werden will«, meinte Pearce. »Sicher im Schoß geborgen, zerstört er die Mutter, ohne zu begreifen, daß er sich selbst damit vernichtet.«
    Er sah Christopher an. »Ist hier ein Kameraauge?«
    Christopher schaute zum Bildschirm. »Ja.«
    »Abhörgeräte?«
    »Überall.«
    »Wir müssen darauf hoffen, daß er die Aufzeichnungen nicht abhört oder daß er lange genug abgelenkt werden kann, bis getan ist, was getan werden muß.«
    Harry sah zuerst Marna, dann Pearce und Christopher an.
    »Was können wir tun?«
    »Sie sind bereit?« fragte Marna. »Die Unsterblichkeit aufzugeben? Alles zu riskieren?«
    Harry verzog das Gesicht. »Was würde ich schon verlieren? Eine solche Welt –«
    »Wie steht es?« flüsterte Pearce. »Wo ist Weaver eigentlich?«
    Marna hob hilflos die Schultern. »Ich weiß es nicht. Meine Mutter und Großmutter wußten es auch nicht. Er schickt den Lift. Es gibt keine Treppen, keine anderen Ausgänge. Und die Aufzüge werden von einer Steuerkonsole neben seinem Bett aus gelenkt. Sie hat Tausende von Schaltern. Damit wird auch alles andere gesteuert, die Beleuchtung, Wasser, Luft, Wärme und Nahrungsvorräte. Er kann Gift- und Narkosegas oder brennendes Benzin freisetzen. Er kann Explosionen nicht nur hier, sondern auch in Topeka und Kansas City auslösen oder Raketen abschießen, um andere Gebiete zu verwüsten. Es gibt keine Möglichkeit, zu ihm zu gelangen.«
    »Sie kommen an ihn heran«, flüsterte Pearce.
    Marnas Augen blitzten auf.
    »Wenn ich eine Waffe mitnehmen könnte! Aber im Lift wird man kontrolliert – mit Magnet- und Fluoroskopdetektoren.«
    »Es gibt eine Möglichkeit«, meinte Pearce. »Wenn wir ein Stück Papier finden, wird Christopher Ihnen alles aufschreiben.«
     
7.
     
    Die Braut wartete vor den Lifttüren. Sie trug weiße Seide und alte Spitzen. Das Spitzentuch war als Schleier über den Kopf gebreitet. Vor dem Wohnzimmerbildschirm, in einem braunen Polstersessel, saß Pearce.
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