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Der Gamma-Stoff

Der Gamma-Stoff

Titel: Der Gamma-Stoff
Autoren: James Gunn
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Magen krampfte sich zusammen; es schien, als nehme die Fahrt nie ein Ende, aber schließlich öffneten sich die Türen. Vor ihnen lag ein geräumiges Wohnzimmer mit einem Mobiliar in vielen Braunschattierungen. Eine ganze Wand bestand aus einem Bildschirm.
    Marna verließ den Lift.
    »Mutter!« schrie sie. »Großmutter!«
    Sie lief durch die Wohnung. Harry folgte ihr langsam.
    Von einem langen Korridor aus waren sechs Schlafzimmer zu erreichen. An der Schmalseite befand sich ein Kinderzimmer, auf der anderen Seite des Wohnzimmers Eßzimmer und eine Küche. Jeder Raum war mit einem wandgroßen Bildschirm ausgestattet. Alle Räume waren leer.
    »Mutter?« sagte Marna wieder.
    Der Bildschirm im Speisezimmer flackerte. Auf der riesigen Fläche zeigte sich das gigantische Bild eines Wesens, das auf pneumatischen Polstern hockte. Es war ein unglaublich fettes Geschöpf, ein Meer sich wellenden und schwabbelnden Fleisches. Das runde Gesicht wirkte auf dem phantastischen Körper ungewöhnlich klein; die Augen schienen wie Beeren aufgepfropft.
    »Guten Tag, Marna«, sagte es. »Suchst du jemand? Deine Mutter und deine Großmutter haben mir Schwierigkeiten gemacht, weißt du. Sterile Wesen! Ich habe sie direkt an die Blutbank angeschlossen; jetzt gibt es keine Verzögerung mit der Blutzufuhr mehr –«
    »Du wirst sie umbringen!« keuchte Marna.
    »Cartwrights? Albernes Ding! Außerdem ist das unsere Brautnacht, da können wir sie nicht brauchen, nicht wahr, Marna?«
    »Du bist der Arzt mit der Botschaft. Sprich.«
    Harry runzelte die Stirn.
    »Sie – sind Gouverneur Weaver?«
    »Allerdings.« Das Wesen lachte.
    Harry atmete tief ein. »Die Lieferung ist gestohlen worden. Es wird eine Woche dauern, bis die nächste bereit ist.«
    Weaver zog die Brauen zusammen und griff mit der Hand aus der Bildfläche hinaus.
    »So!« Er sah Harry wieder an und lächelte idiotisch. »Ich habe eben Mocks Büro in die Luft gesprengt. Zufällig hielt er sich gerade dort auf. Aber es ist nur gerecht. Er hat seit zwanzig Jahren für sich Elixier beiseite geschafft.«
    Weavers Mund rundete sich mitfühlend. »Ich habe dich schockiert. Man hat dir erzählt, daß das Elixier nicht synthetisch hergestellt werden kann. Das ist längst erreicht. Vor über hundert Jahren durch einen Arzt namens Russel Pearce. Du hast wohl geplant, es synthetisch herzustellen und dir dafür als Belohnung die Unsterblichkeit zu erringen? Nein – ich bin kein Telepath. Jeder zweite Arzt träumt davon. Ich will es dir sagen, Arzt – ich bin die Wählerschaft. Ich entscheide, wer unsterblich sein wird, und es gefällt mir, willkürlich zu sein. Götter sind immer willkürlich. Dadurch sind sie göttlich. Ich könnte dir Unsterblichkeit zugestehen. Das will ich; das werde ich. Dien mir gut, Arzt, und wenn du alt wirst, mache ich dich wieder jung. Ich könnte dich zum Vorstand des Medizinischen Zentrums machen. Würde dir das gefallen?«
    Weaver runzelte wieder die Stirn. »Aber nein – du würdest wie Mock das Elixier stehlen und mir die Lieferung nicht schicken, wenn ich sie für meine Edelleute brauche.«
    Weaver kratzte sich am Handgelenk. »Du bist immer noch schockiert wegen des Elixiers. Du findest, daß wir es hektoliterweise herstellen und alle Leute für immer jung erhalten sollten.
    Denk einmal darüber nach. Wir wissen, daß das absurd ist, nicht? Es wäre nicht genug da für alle. Und was wäre die Unsterblichkeit nütze, wenn jeder ewig leben könnte?« Seine Stimme veränderte sich plötzlich und wurde sachlich. »Wer hat die Lieferung gestohlen? Dieser Mann?«
    Ein Bild erschien auf dem unteren Teil des Bildschirms.
    »Ja«, sagte Harry. Alles schien sich um ihn zu drehen. Erleuchtung und Unsterblichkeit, alles in einem Atem. Es ging zu schnell. Er hatte keine Zeit, zu reagieren.
    Weaver rieb sich den teigigen Mund. »Cartwright! Wie macht er das?« Seine Stimme klang plötzlich ängstlich. »Die Ewigkeit zu riskieren? Er ist verrückt – genau, der Mann ist verrückt. Er will sterben!« Die großen Fleischmassen zitterten. »Er soll es nur versuchen. Ich schenke ihm den Tod.« Er sah wieder Harry an und kratzte sich am Hals. »Wie seid ihr hierhergekommen, ihr vier?«
    »Zu Fuß«, sagte Harry mit gepreßter Stimme.
    »Zu Fuß? Phantastisch!«
    »Fragen Sie einen Motelbesitzer außerhalb von Kansas City oder ein Wolfsrudel, das Marna beinahe geraubt hätte, oder einen Leichenfledderer, der mich lähmte. Sie werden es Ihnen bestätigen, daß wir zu Fuß
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