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Der Fürst der Dunkelheit

Der Fürst der Dunkelheit

Titel: Der Fürst der Dunkelheit
Autoren: Shannon Drake
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Kristallkugel.”
    “Jede von uns sollte etwas anderes probieren”, schlug Deanna vor.
    “Ich nehme die Tarotkarten”, sagte Heidi.
    “Ich das Handlesen”, beschloss Deanna.
    Lauren zuckte mit den Schultern. “Dann eben die Kristallkugel.”
    Susan nickte und zeigte auf ein paar Klappstühle im Innern des Zeltes. “Lauren, Sie dürfen gern zeichnen, wenn Sie wollen. Ich fange mit der Braut an.”
    Lauren hatte immer einen kleinen Zeichenblock in ihrer Handtasche, aber sie fragte sich, woher Susan das wusste. Sie war leicht irritiert. Oder eher
ziemlich
irritiert, wenn sie ganz ehrlich sein sollte. Aber dann sagte sie sich, dass Susan ja bereits wusste, dass sie Künstlerinnen waren. Der Gedanke, dass sie einen Zeichenblock dabeihaben könnte, war lediglich eine logische Schlussfolgerung. Zweifellos lernten die meisten Menschen, die sich mit so etwas wie Wahrsagen ihren Lebensunterhalt verdienten, schnell, ihre Kundschaft richtig einzuschätzen, sehr viel aus wenigen Worten herauszulesen und intuitiv zu wissen, wie sie sich verhalten mussten.
    Deanna hatte die kleinen Holzstühle aus dem Zelt geholt. Sie setzte sich neben Heidi, während Lauren ihren Stuhl etwas zurückschob und ihren Zeichenblock herausholte. Als sie sich hinsetzte und zusah, wie Susan Heidi erklärte, wie sie ihre Karten aussuchen sollte, hörte sie die Geräusche um sich herum. In der Entfernung Musik, die aus den Bars drang. Leute unterhielten sich, andere gaben angesichts der auf der Straße feilgebotenen Kunstwerke Ahs und Ohs von sich. Gegenüber, vor der Kathedrale, hatte ein einsamer Flötist seine Mütze umgedreht auf den Boden gelegt, und jetzt spielte er ein klagendes und wunderschönes Stück.
    Sie sah erneut hoch zum Himmel. Noch immer zogen schwere Wolken über den Mond wie ein roter Vorhang.
    Sie musterte Susan. Die Frau war sehr zurückhaltend. Elegant. Überhaupt nicht das, was sie erwartet hatte. Ihr Bleistift glitt über das Papier. Zuerst zog sie die Linien, dann fügte sie Schatten und Schattierungen hinzu. Zum Schluss den Hintergrund, die Bäume um den Platz herum, die Bürgersteige, das Zelt, die Statue von Präsident Andrew Jackson, die sich weit hinter Susan erhob.
    “Ups! Was soll das denn heißen?”, fragte Heidi. Laurens Aufmerksamkeit richtete sich auf den Tisch, wo Heidi eine Karte umgedreht hatte, auf der ein Skelett zu sehen war.
    “Das bedeutet Tod, oder nicht?”, fragte Heidi.
    Susan schüttelte den Kopf. “Oftmals weist es auf eine Veränderung hin, ein Ende, damit es einen neuen Anfang geben kann. Sie sind dabei, Ihr Leben als Single zu beenden. Sie werden ein neues Leben beginnen.”
    “Huh”, wisperte Heidi. Obwohl das amüsiert klingen sollte, war sie, wie Lauren glaubte, in Wirklichkeit sehr erleichtert, und ihr wurde wieder unbehaglich zumute.
    “Und was heißt das?” Deanna zeigte auf eine andere Karte.
    “Liebe.” Susan sah Heidi an. “Sie können ganz sicher sein – Ihr Verlobter liebt Sie sehr. Sie sind alles, was er sich jemals gewünscht hat, alles, was er in seinem ganzen Leben braucht.”
    “Oh.” Heidi holte glücklich Luft. “Das geht mir mit ihm genauso.”
    “Ja, das kann ich sehen”, murmelte Susan.
    “Und bei der Hochzeit wird es keine Probleme geben?”, fragte Heidi.
    “Keine Hochzeit geht ganz ohne Probleme über die Bühne”, erwiderte Susan trocken, sammelte die Karten ein und packte sie auf einen säuberlichen Stapel. “Aber Sie lieben einen Menschen, und Sie werden ebenfalls sehr geliebt.”
    “Haben Sie vielen Dank.” Heidi erhob sich und warf Lauren einen Blick zu, der ganz eindeutig besagte: Na, siehst du? Nichts, wovor man Angst haben muss.
    Lauren lächelte zögernd und fragte sich, ob Heidi wirklich zugehört hatte. Susan hatte überhaupt nichts Eindeutiges über Heidis Hochzeit gesagt – nur etwas über Hochzeiten allgemein. Und sie hatte gesagt, das Skelett weise
oftmals
auf eine Veränderung hin.
    Andererseits, sagte Lauren sich, bin ich ja vielleicht auch diejenige, die etwas aus Worten heraushört, das gar nicht gesagt worden war.
    “Dann mal zum Handlesen”, meinte Deanna. Sie tauschte mit Heidi die Plätze. Dabei warf sie einen Blick auf Laurens Zeichnung und verzog das Gesicht.
    “Was ist damit?”, fragte Lauren.
    “Ach nichts, nehme ich an. Eine tolle Zeichnung. Bloß dass … Na ja, du hast das Skelett in den Mittelpunkt gestellt.”
    “Hab ich nicht!”, widersprach Lauren und blickte auf ihre Zeichnung. Sie fand, es wäre eine ihrer
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