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Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder
Autoren: Wolfgang Burger
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meinen Lippen klebte.
    Â»Haben Sie vielleicht einen Verdacht, wer hinter dem Anschlag auf Ihren Neffen stecken könnte?«
    Â»Nix weiß.« Erschrocken schüttelte er den Kopf. »Ich gerne helfen, bitte glauben. Ich Polizei immer helfen. Deutsch Polizei gut!« Er schenkte meiner Kollegin einen bewundernden Blick. »Und viel schöne Frrrau!«
    Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie sie ein wenig größer wurde und glücklich errötete.
    Â»Fahren Sie auch hin und wieder mit dem Wagen Ihres Neffen? Könnte die Bombe Ihnen gegolten haben?«
    Er zog eine ratlose Miene. »Warum tun? Ich friedliche Mensch. Slavko friedliche Mensch. Wir keine Feinde.«
    Â»Konkurrenten vielleicht? Die Sie um den Erfolg Ihres Restaurants beneiden?«
    Die Falten in seinem wettergegerbten Gesicht wurden noch tiefer. Anton Schivkov schüttelte betrübt das kantige Haupt.
    Â»Wir Friede mit alle Menschen. Wir Gast in Deutschland. Deutschland gut. Wir keine Feinde. Deutschland gut.«

    Â»Schon komisch«, meinte die Polizeimeisterin, als wir in die laue, immer noch ein wenig nach verbranntem Gummi stinkende Frühlingsluft hinaustraten.
    Â»Was finden Sie komisch?«
    Â»Wie viele Bedienungen der hat. So teuer ist das da doch gar nicht, dass der sich so viel Personal leisten kann.«
    Ich blieb mitten auf der Straße stehen. »Ich verstehe nicht ganz …«
    Eine Straßenbahn bimmelte mich an. Offenbar hatte man die Sperrung der Straße schon wieder teilweise aufgehoben, sodass die Straßenbahnen wieder durchkamen. Für den Autoverkehr war sie allerdings nach wie vor gesperrt. Ich ging ein paar Schritte weiter, um den Schienennahverkehr nicht weiter zu behindern.
    Â»In der Zeit, die wir da drin gewesen sind, sind drei Bedienungen reingekommen, und eine hübscher als die andere. Und zwei sind ja vorher schon da gewesen.«
    Mir kam ein böser Verdacht. Der Neffe mit der teuren Armbanduhr. Das Zuhälterauto mit den dunklen Scheiben … Wieder zog ich mein Handy heraus. Während ich auf das Rufzeichen wartete, registrierte ich, dass in der Zwischenzeit Klara Vangelis angekommen war. Wie üblich trug sie ein von eigener Hand maßgeschneidertes dunkles Kostüm. Ihre schwarzen Locken schimmerten im Sonnenlicht. Sie winkte mir kurz zu und sprach dann weiter mit dem Chef der Spurensicherung, der ihr mit großen Gesten etwas erklärte.
    Sekunden später hatte ich den Chef des Sittendezernats am Ohr, Hauptkommissar Kollisch. Er war nicht amüsiert über die Störung seines Wochenendfriedens im Schrebergarten. Aber nachdem er gebührend geschimpft hatte, ließ er mit sich reden. Was blieb ihm übrig? Schließlich genehmigte ich seine Urlaubsanträge.
    Â»Klar kennen wir die zwei Früchtchen«, maulte er. »Die Bulgaren haben wir schon eine ganze Weile auf dem Radar.«
    Â»Das heißt, das Bella Napoli ist in Wirklichkeit ein getarntes Bordell und gar kein Restaurant?«
    Â»So würd ich das nicht sagen. Man kann da ja essen, es wird gekocht und alles. Und der alte Schivkov kann natürlich Bedienungen einstellen, so viele er lustig ist. Was in den Zimmern darüber läuft, was seine Kellnerinnen in ihrer Freizeit machen, ist eine andere Geschichte.«
    Â»Darf er als Bulgare hier überhaupt so ohne Weiteres ein Lokal eröffnen?«
    Â»Der Mann ist Deutscher, Herr Gerlach.«
    Â»Der Alte?«
    Â»Nein, der Junge. Die Konzession läuft auf Dobrev. Aber auch wenn es anders wäre – Bulgarien gehört zur EU . Er müsste bloß das Frikadellenabitur machen.«
    Â»Das was?«
    Kollisch lachte gutmütig. »Ein vierstündiger Kurs. Grundlagen der Hygiene, bisschen Lebensmittelrecht, das ist alles. Dann können Sie loslegen und Ihr Gourmetrestaurant aufmachen.«
    Â»Und die Mädchen wohnen alle in den Zimmern über dem Lokal? Wie viele sind das?«
    Â»Mal vier, mal sechs, mal acht. Es schwankt.«
    Â»Ich nehme an, die Damen stammen ebenfalls aus Bulgarien?«
    Â»Das nehmen Sie richtig an. Normalerweise sind es Studentinnen, die sich hier ein, zwei Auslandssemester gönnen. Alles ganz legal und nicht zu beanstanden. Manche sieht man sogar hin und wieder an der Uni, habe ich mir sagen lassen. Nebenbei vögeln sie rum, was das Zeug hält, und verdienen sich für ihre Verhältnisse dumm und dämlich. Manche helfen auch ein bisschen im Lokal, und irgendwann verschwinden
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