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Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder
Autoren: Wolfgang Burger
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Niemand hat die Explosion direkt beobachtet, obwohl sich zusammen mit Ihnen, Herr Gerlach, sieben Personen in der unmittelbaren Umgebung aufgehalten haben. Sie dürften übrigens am nächsten dran …«
    Mein Handy unterbrach ihren Bericht.
    Â»Wo bleibst du denn?«, fragte Sarah ohne Begrüßung. »Wieso gibt’s nichts zu essen? Wir haben Hunger!«
    Â»Ich habe euch einen Zettel auf den Küchentisch gelegt.«
    Â»Und den sollen wir essen? Was ist denn überhaupt los?«
    In der Hoffnung, sie gnädig zu stimmen, erzählte ich ihr von dem Bombenanschlag.
    Â»Und wegen deiner blöden Bombe sollen wir jetzt verhungern, oder was?«
    Â»Im Gefrierschrank sind Brötchen. Die könnt ihr euch aufbacken. Im Kühlschrank sind Käse und Salat und Gurke …«
    Â»Man soll jeden Tag mindestens einmal warm essen, haben wir gelesen.«
    Â»Warum kocht ihr euch nicht selbst eine Kleinigkeit?«
    Â»Kochen?« Sarah klang, als hätte ich vorgeschlagen, bei Schneeregen im Neckar zu baden. »Wir können nicht kochen.«
    Â»Dann wird es dringend Zeit, dass ihr es lernt. Ihr werdet demnächst sechzehn, erzählt ihr mir jeden zweiten Tag.«
    Â»Klar. Schon. Aber … was denn?«
    Â»Irgendwo müsste noch eine Dose Würstchen sein. Ketchup ist auch da. Ihr könntet Hotdogs machen.«
    Â»Wir sind aber Vegetarier.«
    Wie konnte ich das vergessen? Nachdem sie in den letzten Monaten hin und wieder schwach geworden waren, hielten sie sich seit Neuestem wieder strikt an die selbst auferlegten Ernährungsregeln.
    Â»Wie wär’s mit Omelette? Mit Tomaten zum Beispiel?«
    Â»Omelette?«
    Meine Mithörer wurden unruhig. Manche grinsten nur deshalb nicht, weil sich das nicht gehört, wenn der Chef telefoniert.
    Â»Im Eis müssten auch noch Gemüseburger sein.«
    Â»Fast Food ist total ungesund. Du bist unser Vater, und wir haben ein Recht darauf, dass du uns gesund und regelmäßig ernährst. Das haben wir erst letzte Woche im Ethikunterricht besprochen. Kinder haben auch Rechte.«
    An Tagen wie diesem hasste ich die Schule.
    Die Unruhe im Raum nahm zu. Einige konnten sich das Grinsen nun doch nicht mehr verkneifen, andere begannen zu tuscheln und rissen vermutlich Witze über mich.
    Â»Jetzt hört mal zu«, versetzte ich. »Esst, was ihr wollt. Wenn ihr etwas braucht, dann geht einkaufen. Ihr seid weiß Gott alt genug, ein paar Stunden ohne mich über die Runden zu kommen. Und wenn euch das nicht passt, dann hungert eben.«
    Nachdem ich das Handy ausgeschaltet hatte, fuhr Vangelis fort, als wäre nichts gewesen. »Die Überwachungskameras der Bank habe ich überprüfen lassen. Aber die beobachten nur den Schalterraum und die Geldautomaten.«
    Sie hatte eine Skizze vom Ort des Geschehens und einen Zeitplan angefertigt. Der Cayenne hatte seit elf Uhr sieben an der Stelle gestanden, wo er später in die Luft geflogen war. Der Apotheker hatte den Zeitpunkt exakt angeben können, weil er Slavko Dobrev beim Einparken beobachtet und sich für den Fall, dass sein dahinter stehender BMW einen Kratzer erleiden sollte, die Uhrzeit notiert hatte. Im Gespräch mit Vangelis hatte er durchblicken lassen, dass man in der Nachbarschaft durchaus wusste, was sich in den Räumen über dem Bella Napoli abspielte und womit Dobrev seinen Cayenne finanzierte.
    Um elf Uhr einundvierzig war die Bombe explodiert, und der geliebte, erst ein gutes Jahr alte BMW des Apothekers hatte weit mehr als nur einen Kratzer abbekommen.
    Â»Wo steht der Cayenne normalerweise die Nacht über?«, fragte ich in die Runde.
    Niemand wusste eine Antwort. Mit Dobrev hatte ich selbst gesprochen, aber ich hatte vergessen, ihn danach zu fragen. Das war jedoch kein Problem, denn ich hatte ihn samt seinem Onkel auf drei Uhr ins Präsidium gebeten.
    Â»Da wär eventuell noch was«, meldete sich Polizeimeisterin Grünwald zaghaft zu Wort, die mich ins Bella Napoli begleitet hatte. Vor Verlegenheit hatte sie rote Flecken im Gesicht. »Weiß ja nicht, ob’s wichtig ist. Da gibt’s nämlich einen Nachbarn, einen Lehrer, der wohnt im Haus neben dem Lokal. Und der sagt, er hätte in den letzten Tagen öfters einen jungen Mann da gesehen. Der hätte sich ständig da rumgedrückt, sagt er, und das Lokal beobachtet. Sonst hätte er nichts gemacht. Bloß die ganze Zeit das Bella Napoli
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