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Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder
Autoren: Wolfgang Burger
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hinter dem Loch liegende Höhle, die etwa einen Meter tief zu sein schien.
    Ein perfektes Versteck, das nur einen Haken hatte: Es war leer.
    Jemand hatte es vor uns entdeckt.
    Â»Mist«, zischte Balke. »Schivkov ist schon da gewesen.«
    Â»Oder die Russen.« Ich nahm mein Handy zur Hand, um nach der Spurensicherung zu telefonieren.

    Â»Es waren drei«, sagte Balke bei der Morgenbesprechung am nächsten Tag. Nach seiner Miene und dem finsteren Blick zu schließen, hatte er Kopfschmerzen. »Drei relativ frische Spuren hat die Spusi gefunden. Männerschuhgrößen. Einer davon ist übrigens ausgerutscht und die Treppe runtergefallen. Das ist ihm erstens zu gönnen, und zweitens haben wir so ein paar Blutspuren sicherstellen können. Außerdem haben sie noch eine ältere Spur gefunden, die von Prembeck sein könnte. Rübe vergleicht das Profil gerade mit …«
    Sein Smartphone, das er vor sich auf meinen Schreibtisch gelegt hatte, unterbrach ihn. Er nahm es ans Ohr, hörte zu, nickte.
    Â»Bingo – die Schuhe, die zur vierten Spur passen, stehen auf Prembecks Küchenbalkon. Die eingetrocknete Ascheschmiere klebt noch an den Sohlen.«
    Â»Dann hat er also wirklich gewusst, wo Schivkov die Beute versteckt hat.«
    Â»Und versucht, erst mit der Bank und dann mit den Russen einen Deal zu machen. Oder mit beiden gleichzeitig.«
    Â»Was ihm leider nicht gut bekommen ist.«
    Â»Wieso leider?«, fragte Balke mit erschöpftem Grinsen.
    Ich faltete die Hände im Genick und dachte nach.
    Â»Damit ist aber immer noch nicht klar, wer die drei Männer geschickt hat. Schivkov oder die Lebedeva?«
    Â»Und was auch nicht klar ist«, fügte Balke hinzu, »wem gehören die zweihundertsiebzigtausend Mücken in dem Umschlag?«
    Ich beugte mich vor. »Welcher Umschlag?«
    Â»Wissen Sie es etwa noch nicht? Das Versteck war doch nicht ganz leer. In einer Ecke unmittelbar hinter der Wand haben die Kollegen einen Umschlag gefunden, und da war richtig fett Kohle drin. Man konnte es nur finden, wenn man quasi um die Ecke guckte. Deshalb haben wir es letzte Nacht nicht gesehen. Der Umschlag war total aufgeweicht, aber die Scheinchen sind prima erhalten. Ausschließlich druckfrische Fünfhunderter.«
    Das Geld konnte aus den Schließfächern der Russin stammen oder aus einem der anderen. Möglicherweise handelte es sich um Schwarzgeld, überlegten wir, das den Besitzer als Steuersünder entlarvt und angesichts der Summe in ernste Schwierigkeiten gebracht hätte.
    Auch auf das Diamantcollier, das wir am Boden gefunden hatten, erhob niemand Ansprüche. Ein Sachverständiger schätzte den Marktwert auf hundertdreißigtausend Euro.

38
    Nun fehlte nur noch ein letzter Teil der Geschichte – Schivkov. Falls er seine Beute nicht selbst geholt hatte oder hatte holen lassen, dann würde er dies vielleicht irgendwann nachholen. Nach menschlichem Ermessen konnte er nicht wissen, dass andere ihm zuvorgekommen waren.
    Von unserem Fund im Keller des Bella Napoli drang nichts an die Öffentlichkeit. Ich ließ den Boden vor dem Versteck sauberfegen und den Schrank davorschieben. Außerdem ließ ich drei sehr kleine und sehr unauffällige Bewegungsmelder installieren. Diese schlugen in den folgenden Wochen mehrfach Alarm, der sich jedoch stets als falsch herausstellte. Meine Techniker vermuteten Katzen oder Ratten als Auslöser. Die Empfindlichkeit der Bewegungsmelder wurde zurückgedreht, und dann war Ruhe.
    Das Schuljahresende rückte näher. Die Zeugnisse meiner Töchter fielen besser aus als befürchtet, aber bei Weitem nicht so, wie Väter es sich wünschen. Wenn ich ehrlich sein soll, dann waren sie ungefähr so, wie meine eigenen in ihrem Alter gewesen waren. So schimpfte ich ein wenig und lobte sie, wo es angebracht war. Zum Beispiel für ihre Forschritte in Französisch.
    Dann begannen die Ferien. Meine Mädchen waren viel unterwegs, ich selbst gönnte mir zwei Wochen Urlaub in der Zeit, in der sie mit einer Jugendgruppe im Val d’Ardèche waren. Dort wurden abenteuerliche Dinge unternommen, von denen ich bei den seltenen Telefonaten lieber keine Details hören wollte. Sie fuhren Kanu in einem Fluss, der nicht gerade als gemütlich bekannt war, sie sprangen von himmelhohen Felsnasen in eiskaltes Wasser, abends wurden am großen Lagerfeuer Würstchen gebraten, und erst später
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