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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant
Autoren: Terry Pratchett
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entfernt als Ankh-
    Morpork! Warum sollten sie von dort jemanden schicken?«
    Mumm zögerte einige Sekunden und fügte dann hinzu: »Ha. Ein
    dumme Frage. Wo ist das Geld?«
    »Wie bitte, Kommandeur?«
    »Das sagte mein alter Feldwebel immer, wenn ihn etwas verwirr-
    te, Herr. Finde heraus, wo das Geld steckt – dann hast du den Fal
    halb gelöst.«
    Vetinari stand auf, ging zum großen Fenster und blickte nach
    draußen.
    »Überwald ist ein großes Land«, sagte er zum Glas. »Dunkel.
    Geheimnisvoll. Alt…«
    »Dort gibt es große, bisher noch unerschlossene Vorkommen an
    Kohle und Eisenerz«, sagte Karotte. »Und natürlich Fett. Die bes-
    ten Kerzen, Lampenöle und Seifen stammen aus den Schmalzberg-
    Lagerstätten.«
    »Warum? Wir haben doch unser eigenes Schlachthaus.«
    »Ankh-Morpork verbraucht ziemlich viele Kerzen, Herr.«
    »Dafür wird hier an Seife gespart«, sagte Mumm.
    »Fett und Talg lassen sich auf vielfältige Weise verwenden, Herr.
    Wir könnten uns nicht selbst damit versorgen.«
    »Ah«, sagte Mumm.
    Der Patrizier seufzte. »Ich hoffe natürlich auf eine Verbesserung
    unserer Handelsbeziehungen mit den verschiedenen Nationen in
    Überwald«, sagte er. »Die Situation dort ist ausgesprochen unbe-
    ständig. Kennst du die Verhältnisse in Überwald, Kommandeur
    Mumm?«
    Mumms geographisches Wissen war bis zu einem Umkreis von
    fünf Meilen um Ankh-Morpork mikroskopisch genau. Jenseits
    davon verdienten seine Kenntnisse die Bezeichnung »mikrosko-
    pisch klein«.
    Er nickte zaghaft.
    »Nun, eigentlich ist Überwald gar kein Land in dem Sinne«, sagte
    Vetinari. »Es…«
    »Es ist ein Gebiet in einem Stadium, bevor es ein richtiges Land
    ist«, sagte Karotte. »Überwald besteht größtenteils aus befestigten
    Städten und Lehnsgütern ohne echte Grenzen und mit viel Wald
    dazwischen. Immer findet irgendwo eine Fehde statt. Gesetze gibt
    es nur dort, wo lokale Regenten sie durchsetzen, und an Banditen
    al er Art herrscht kein Mangel.«
    »Also herrschen dort ganz andere Verhältnisse als in unserer
    Stadt«, kommentierte Mumm leise. Der Patrizier bedachte ihn mit
    einem gelassenen Blick.
    »In Überwald haben Zwerge und Trolle ihren alten Zwist noch
    nicht überwunden«, fuhr Karotte fort. »Große Bereiche werden
    von feudalen Vampir- oder Werwolf-Clans kontrolliert. An vielen
    Stellen ist die gewöhnliche Hintergrundmagie stärker als andern-
    orts. Eine wahrhaft chaotische Region, in der man kaum glauben
    könnte, dass wir im Jahrhundert des Flughunds sind. Es bleibt zu
    hoffen, dass sich die Dinge bald bessern und Überwald sich froh-
    gemut der Staatengemeinschaft anschließt.«
    Mumm und Vetinari wechselten einen Blick. Manchmal klang
    Karotte wie ein Staatsbürgerkunde-Aufsatz, geschrieben von ei-
    nem verträumten Chorknaben.
    »Das hast du gut ausgedrückt«, sagte der Patrizier schließlich.
    »Aber bis zu jenem freudigen Tag bleibt Überwald ein Geheimnis
    innerhalb eines Rätsels, umhül t von einem Mysterium.«
    »Mal sehen, ob ich das richtig verstanden habe«, sagte Mumm.
    »Überwald ist wie ein großer Talgpudding, den plötzlich al e be-
    merkt haben, und die Krönung dient uns nun als Vorwand dafür,
    mit Messer, Gabel und Löffel loszueilen, um uns möglichst viel auf
    den Tel er zu schaufeln.«
    »Dein Verständnis der politischen Realität ist meisterhaft,
    Mumm. Nur dein Vokabular lässt zu wünschen übrig. Ankh-
    Morpork muss natürlich einen Repräsentanten schicken. Einen
    Botschafter, um ganz genau zu sein.«
    »Du denkst dabei doch nicht etwa an mich, oder?«, fragte
    Mumm.
    »Oh, ich könnte auf keinen Fal den Kommandeur der Stadtwa-
    che entsenden«, erwiderte Lord Vetinari. »In den meisten Ländern
    von Überwald gibt es die moderne, zivile Truppe zur Friedenssi-
    cherung nicht einmal als Konzept.«
    Mumm entspannte sich.
    »Stattdessen schicke ich den Herzog von Ankh.«
    Mumm saß kerzengerade.
    »Wir haben es dort zum größten Teil mit Feudalsystemen zu
    tun«, fuhr Vetinari fort. »Sie messen dem Rang große Bedeutung
    bei…«
    »Ich lasse mir nicht befehlen, nach Überwald zu reisen!«
    »Befehlen, Euer Gnaden?« Vetinari wirkte schockiert und be-
    sorgt. »Meine Güte, da muss ich Lady Sybil falsch verstanden ha-
    ben… Gestern meinte sie, ein Urlaub weit von Ankh-Morpork
    entfernt wäre ein echter Segen für dich.«
    »Du hast mit Sybil gesprochen ?«
    »Beim Empfang für den neuen Präsidenten der Schneidergilde.
    Du bist früh gegangen, wenn ich mich
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