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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant
Autoren: Terry Pratchett
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Satz. Einige Sekunden
    herrschte Stille. »Na schön«, seufzte er. »Ich gehe jetzt besser, um die Knäufe meiner Krone zu putzen.«
    »Wenn mich meine heraldischen Kenntnisse nicht trügen, hat die
    herzogliche Krone keine Knäufe. Sie ist vielmehr recht… spitz.«
    Der Patrizier schob einen kleinen Stapel Papiere über den Schreib-
    tisch. Ganz oben lag eine Einladungskarte mit goldenem Rand.
    »Gut. Ich lasse sofort eine… Nachricht übermitteln. Einzelheiten
    erfährst du später. Bitte richte der Herzogin meine Grüße aus.
    Und nun möchte ich dich nicht länger aufhalten…«
    »Das sagt er immer«, murmelte Mumm, als er zusammen mit Ka-
    rotte die Treppe hinuntereilte. »Er weiß, dass es mir nicht gefäl t, mit einer Herzogin verheiratet zu sein.«
    »Ich dachte, du und Lady Sybil…«
    »Oh, ich habe nichts dagegen einzuwenden, mit Sybil verheiratet
    zu sein«, sagte Mumm rasch. »Nur das mit der Herzogin stört
    mich. Wo sind die anderen heute Abend?«
    »Korporal Kleinpo kümmert sich um die Tauben. Detritus ist
    mit Knuddel Winzig auf Streife. Und Angua hat mit einem Son-
    dereinsatz in den Schatten begonnen, Herr. Erinnerst du dich? Mit
    Nobby?«
    »Oh, meine Güte, ja. Nun, wenn sie morgen zurückkehren, sol -
    ten sie besser mir Bericht erstatten. Da fäl t mir ein… Nimm
    Nobby die blöde Perücke weg und versteck sie irgendwo.« Mumm
    blätterte in den Unterlagen. »Ich habe noch nie etwas vom Niede-
    ren König der Zwerge gehört. Ich dachte immer, der ›König‹ der
    Zwerge sei eine Art Chefingenieur oder so.«
    »Oh, der Niedere König stellt etwas Besonderes dar«, sagte Ka-
    rotte.
    »Warum?«
    »Nun, es beginnt al es mit der Steinsemmel, Herr.«
    »Der was?«
    »Was hältst du davon, wenn wir auf dem Weg zur Wache einen
    kleinen Umweg machen, Herr? Dann wird al es klarer.«

    Die junge Frau stand an einer Straßenecke in den Schatten. Ihre
    Haltung verriet, dass sie im Sprachgebrauch dieses Viertels eine
    »wartende Dame« war. Besser gesagt: eine Dame, die auf Herrn
    Richtig beziehungsweise Herrn Der-richtige-Betrag wartete.
    Sie schwang ihre Handtasche.
    Dies war ein unmissverständliches Signal für jeden, der auch nur
    die Intelligenz einer Taube hatte. Ein Mitglied der Diebesgilde
    wäre vorsichtig auf der anderen Straßenseite vorbeigegangen und
    hätte der Frau höchstens auf freundliche, betont nicht aggressive
    Weise zugenickt. Selbst die weniger höflichen freischaffenden
    Diebe, die sich hier herumtrieben, hätten es sich genau überlegt,
    einen Blick auf die Handtasche zu werfen. Bei der Näherinnengil-
    de waltete die Justiz sehr schnell und irreversibel.
    Der dürre Schuldige Schuft hatte allerdings nicht die Intelligenz einer Taube. Seit fünf Minuten klebte sein Blick an der Handtasche
    fest, und der Gedanke daran, was sie wohl enthielt, hypnotisierte
    ihn geradezu. Er glaubte, das Geld bereits fühlen zu können. Mit
    eingezogenem Kopf setzte er sich auf den Zehenspitzen in Bewe-
    gung, stürmte aus der Gasse, griff nach der Handtasche und kam
    einige Zoll weit, bevor die Welt hinter ihm explodierte und er im
    Schlamm landete.
    Etwas sabberte direkt neben seinem Ohr. Er hörte ein leises,
    lang gezogenes Knurren, das die Tonart nicht veränderte und
    deutlich klarstel te, was mit ihm geschehen würde, wenn er sich
    von der Stel e rührte.
    Er hörte Schritte und sah aus dem Augenwinkel den Saum eines
    Kleids.
    »Ach, der Schuldige Schuft «, erklang eine Stimme. »Bist du jetzt zum Handtaschendieb geworden? So tief bist du gesunken? Musst
    wirklich in Schwierigkeiten stecken. Es ist nur Schuft, Fräulein. Du kannst ihn aufstehen lassen.«
    Das Gewicht erhob sich von Schufts Rücken, und er hörte, wie
    etwas davontapste.
    »Ich hab’s getan, ich hab’s getan!«, rief der kleine Dieb verzwei-
    felt, als ihm Korporal Nobbs auf die Beine half.
    »Ja, ich weiß, ich habe dich dabei gesehen «, erwiderte Nobby. »Und hast du eine Ahnung, was mit dir passiert wäre, wenn dich die
    Diebesgilde beobachtet hätte? Dann lägst du tot im Fluss, ohne
    irgendwelche Privilegien wegen guter Führung.«
    »Die Gilde hasst mich, weil ich so gut bin«, behauptete Schuft
    durch seinen verfilzten Bart. »He, erinnerst du dich an den Über-
    fall bei Enorm Jolson im letzten Monat? Das war ich.«
    »Natürlich, Schuft. Du bist es gewesen, völlig klar.«
    »Und der ausgeräumte Goldtresor in der letzten Woche… Auch
    dafür bin ich verantwortlich. Da stecken keineswegs Kohlenfresse
    und
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