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Der Fuenf-Minuten-Philosoph

Der Fuenf-Minuten-Philosoph

Titel: Der Fuenf-Minuten-Philosoph
Autoren: Gerald Benedict
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Begriffe, die eng miteinander zusammenhängen, aber keine Synonyme sind. Eine Aussage kann richtig oder wahr oder beides sein. Wenn es wahr ist, ist es auch richtig, aber wenn eine Aussage richtig ist, ist sie nicht unbedingt wahr: Ich kann beweisen, dass ich nicht auf dem Mond, in der Antarktis oder in Taschkent bin. Wenn ich nicht an diesen Orten bin, dann bin ich anderswo, und wenn ich anderswo bin, bin ich nicht hier. Als Aussage ist dieses Wortspiel richtig, aber nicht wahr.
    Wenn ich untersuche, ob etwas wahr ist, kann ich – auch entgegen dem stärksten Argument – darüber aussagen, dass es »für mich« wahr sei. Es heißt, eine persönliche Erfahrung könne nie durch das Argument eines anderen widerlegt werden: Wenn ich behaupte, ich habe Kopfschmerzen, kann mir mit Fug und Recht keiner widersprechen.
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    »Jesus antwortete: […] Ich bin […] in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme. Pilatus sagte zu ihm: Was ist Wahrheit?«
    Johannes 18, 37–38
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    Das wirft die Frage auf, ob Wahres auch ganz subjektiv sein kann, und ebenso eine weitere, ob nämlich etwas, das nicht überprüfbar ist, als wahr gelten kann. Hier ist anzumerken, dass wir auch dann mit Gewissheit wissen können, dass etwas wahr ist, wenn es sich nicht beweisen lässt. So weiß ich vielleicht, wer die Fensterscheibe meines Nachbarn eingeworfen hat, kann es aber nicht beweisen.
    Das oben stehende Zitat umreißt das Programm Jesu: Er ist zu uns gekommen, um die Wahrheit zu bezeugen. Um als Zeuge auftreten zu können, muss man über das notwendige Wissen und die notwendige Glaubwürdigkeit verfügen. Vier Kapitel zuvor vermerkt Johannes das Wort Jesu: »Ich bin die Wahrheit« (Joh   14,   6). Aber welche Wahrheit bezeugt Jesus? Wie wir seine Lehre auch verstehen und deuten, die Wahrheit, die er vertrat, kann als eine absolute oder letztgültige gelten, eine, die uns zwingt, über den Sinn und Zweck des Lebens vor dem Hintergrund der Ewigkeit nachzudenken. Alle Religionen legen Zeugnis über eine absolute Wahrheit ab, über etwas, das uns über die von Wittgenstein definierte relative Wahrheit der Realität hinaus in ein Reich führt, das er als inhaltsleer erachten würde. Werner Heisenberg (1901–1976), der sich mit theoretischer Physik befasste, sagte dazu, es werde »niemals möglich sein, durch rationales Denken allein zu einer absoluten Wahrheit zu kommen«.
    Brauchen wir dann etwas anderes als den reinen Verstand,etwas, das uns vielleicht Zugang zu Wahrheiten eröffnet, die nicht Teil dessen sind, was wir für die »reale« Welt halten? Auch wenn ihnen die Logiker unter den Philosophen keinen Glauben schenken, so behaupten doch viele, sie erfassten durch Mittel wie Kontemplation, Intuition, Glaube und Erleuchtung »höhere« Wahrheiten. Die meisten religiösen Traditionen raten ihren Anhängern zur inneren Einkehr mit dem Hinweis, dass wir das, worüber Jesus Zeugnis ablegte, in uns selbst erfahren könnten. Der buddhistische Zen-Meister Dogen Zenji (1200–1253) fragte: »Wenn du die Wahrheit da, wo du bist, nicht findest, wo willst   du sie sonst finden?« Manchen ist wahrscheinlich wohler bei der These des französischen Schriftstellers Gustave Flaubert (1821–1880): »Es gibt keine Wahrheit. Es gibt nur Wahrnehmung.« Andere wie der indische Guru Ramana Maharshi (1879–1950) mögen feststellen, dass »es keine Wahrheit gibt. Es gibt nur die Wahrheit innerhalb jedes Augenblicks.«
Was können wir über die Zukunft wissen?
    Die Zukunft faszinierte die Menschen seit der Antike und gab ihnen Rätsel auf. Sie wollten schon immer wissen, was in den kommenden Monaten und Jahren geschehen wird, und entwickelten bei ihren Versuchen, künftigem Geschehen auf die Schliche zu kommen, ein Sammelsurium an ausgeklügelten Methoden und Techniken: Sie lasen in Eingeweiden, befragten das Orakel, deuteten Omen, legten Tarot-Karten, lasen Handlinien und deuteten Träume und Sternkonstellationen. Derlei Methoden, die auf dem Glauben an übernatürliche und paranormale Kräfte beruhen, stießen bei der Wissenschaft erwartungsgemäß auf Skepsis. Ihre Ergebnisse haben wohl mehr mit Spekulation als mit Wissen zu tun.
    Zu den rationaleren Methoden zur Vorwegnahme der Zukunft zählt die sogenannte Wahrscheinlichkeitstheorie, die in ihren Kalkülen die Quantenphysik und Computermodelle bemüht. Mit ihren Methoden lässt sich zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit berechnen,
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