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Der Fuenf-Minuten-Philosoph

Der Fuenf-Minuten-Philosoph

Titel: Der Fuenf-Minuten-Philosoph
Autoren: Gerald Benedict
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Entscheidungen und Urteile im Alltag bestimmen.
    Natürlich brauchen wir auch ein Wissen um uns selbst und, wie manche meinen, um Gott, in welcher Form er uns auch begegnen mag. Nicht den Kopf zu zerbrechen brauchen wir uns dagegen über das Wissen, was der Endzweck aller Dinge sei, solange wir nur wissen, dass das Leben einen Sinn hat, auch wenn wir ihm diesen vielleicht selbst geben müssen. Am wohl wichtigsten, wenn auch weniger offensichtlich, ist eine Kenntnis darüber, wie wir uns in einer sich ständig verändernden Welt selbst verändern müssen. Charles Darwin fasste es so: »Nicht die stärkste Art überlebt, und auch nicht die intelligenteste. Es ist vielmehr die Art, die sich am besten anpassen kann.«
Geht großes Wissen mit großer Weisheit einher?
    Philosophen sahen Weisheit gewöhnlich als Fähigkeit, vom Wissen auf beste Weise Gebrauch zu machen. Alle Kulturen haben von der Weisheit Allegorien oder Personifikationen geschaffen. Im Abendland am bekanntesten ist die Göttin »Sophia«, die in der bildenden Kunst und Dichtung auftauchte. Die griechischen Sophisten boten professionellen Unterricht in Weisheit an. Das Alte Testament enthält sechs »Weisheitsbücher«. Der hellenistisch-jüdische Philosoph Philon von Alexandria (20   v.   Chr.-50   n.   Chr.) brachte unter dem Begriff des Logos platonische und jüdische Konzepte der Weisheit in Einklang, worauf dieser Logosdenn auch ins Vorwort des Johannesevangeliums einfloss. In sämtlichen Ausprägungen des Christentums und der jüdischen Kabbala bildete Sophia als Heilige Weisheit den Kern von deren Mystik. Für Buddhisten steht das Sanskritwort Prajna, das mit »Weisheit« wiedergegeben wird, für einen Grundbegriff aus der Mahayana-Tradition, der unmittelbare Erkenntnis oder ein intuitives Verständnis meint. Prajna existiert unabhängig von der Begriffsbildung und verschafft an zentraler Stelle Einblick in die Leere, welche die wahre Natur der Realität ausmacht. Als   solcher Einblick wird Weisheit mit Erleuchtung als ein Zeichen der Buddhaschaft gleichgesetzt.
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    »›Ich möchte zum Beispiel wissen, warum Schönheit existiert‹, sagte [Gabrielle], ›warum die Natur sie noch immer hervorbringt, wie das Leben eines Baumes mit seiner Schönheit in Verbindung steht, und was die schiere Existenz des Meeres oder eines Gewitters mit den Empfindungen verbindet, die sie in uns auslösen. Wenn es Gott nicht gibt, wenn diese Dinge nicht in einem metaphorischen System vereint sind, warum haben sie für uns dann eine so gewaltige Symbolkraft?‹«
    Anne Rice (*   1941)
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    Obwohl Wissen und Weisheit in der Diskussion um ihre Beziehung oft einander gegenübergestellt werden, stehen die Inhalte dieser Begriffe nicht im Konflikt zueinander. Jemand kann umfänglich wissend, aber überhaupt nicht weise sein, während ein Weiser auch sehr viel weiß. Wissen ist etwas Erlerntes, Weisheit erwächst aus Erfahrung. Und obwohl beide untrennbar miteinander verknüpft sind, hält die Weisheit sich etwas abseits, wie der Dichter Hermann Hesse (1877–1962) vermerkte: »Wissen kann man mitteilen, Weisheit aber nicht. Man kann sie finden, man kann sie leben, man kann von ihr getragen werden, man kann mit ihr Wunder tun, aber sagen und lehren kann man sie nicht.«
    Weisheit und Wissen erfordern beide Einsicht und Intelligenz, haben aber einen unterschiedlichen Wert und spielen eine jeweils andere Rolle im Leben. Im Bildungsbereich besteht Wissen aus unzähligen Daten und Fakten, die aufgenommen und abgespeichert werden müssen. Dieses Wissen um Faktenist unverzichtbar, wenn Schüler bei den zahlreichen aufeinanderfolgenden Tests und Prüfungen, die sie absolvieren müssen, bestehen wollen. Wir werden angewiesen, Wissen einzusetzen, womit aber weitaus eher eine Anwendung auf weiteres Wissen als auf seinen Gebrauch im Leben gemeint ist. Die Nützlichkeit eines Menschen bemisst sich nicht nur an seinem Wissen, sondern auch daran, wie schnell er es abrufen kann. Zu testen, wie viel jemand weiß, macht den Reiz der beliebtesten Quizsendungen in Radio und Fernsehen aus. Wir staunen ehrfürchtig über die fantastischen Gedächtnisleistungen der Kandidaten und die Geschwindigkeit, in der sie mit dem auftrumpfen, was Augustinus von Hippo (354–430   n. Chr.) das »verständige Wissen um diesseitige Dinge« nannte.
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    »Für die Weisheit ist nichts gut, das nicht für immer gut ist, kein Mensch glücklich, der mehr als nur das Glück braucht, das in ihm selbst
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