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Der Fuenf-Minuten-Philosoph

Der Fuenf-Minuten-Philosoph

Titel: Der Fuenf-Minuten-Philosoph
Autoren: Gerald Benedict
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»sozialen Tatbeständen« bestimmt. Er versteht darunter »jede mehr oder minder festgelegte Art des Handelns, die die Fähigkeit besitzt, auf den Einzelnen einen äußeren Zwang auszuüben«. Unser Verhalten wird durch Gesetze und Regeln »erzwungen«. Und je unreifer die Gesellschaft, so Durkheim, desto komplizierter ihre Rechts- und Regelsysteme. Der Arzt und Philosoph Albert Schweitzer (1875–1965) entwarf eine deutlich einfachere Formel, die aber ein höheres Maß an persönlicher und sozialer Reife erfordert: Ethik sei nichts anderes als »die Ehrfurcht vor dem Leben«. Sie gebe dem Menschen »das Grundprinzip des Sittlichen ein, dass das Gute in dem Erhalten, Fördern und Steigern von Leben besteht und dass das Vernichten, Schädigen und Hemmen von Leben böse« sei.
    Fragen stellen ist ein Mittel zur eigenen Befreiung. Echtes Nachdenken über Fragen, insbesondere über die, zu denen es keine absoluten oder eindeutigen Antworten gibt, versetzt uns in die Lage, die Grenzen dessen zu überwinden, was wir schon wissen oder was unsere Denkungsart prägt und bestimmt. Solches Nachdenken bietet die Möglichkeit, die Diktatur der Dogmen, der Gewohnheiten und scheinbar unstrittigen Ansichten der Fachleute in jedem Bereich abzustreifen, in dem wir zufällig tätig sind und mit dem wir unser Leben ausfüllen. Die Menschheit hat die Freiheit, selbstständig zu denken, in harten Kämpfen errungen, weshalb wir sie dazu nutzen sollten, die Fragen zu lieben und die Antworten zu leben, so der Dichter Rainer Maria Rilke (1875–1926): »Habe Geduld gegen alles Ungelöste in deinem Herzen und versuche, die Fragen selbst liebzuhaben   […]. Forsche jetzt nicht nach den Antworten […], weil du sie nicht leben kannst. Und es handelt sich darum, alles zu leben.«

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DAS WISSEN
    »Das einzige Gut ist Wissen, und das einzige Übel ist Unwissenheit.«
    Sokrates (um 470–399 v.   Chr.)
    »Das Gegenteil einer wahren Aussage ist eine falsche Aussage. Das Gegenteil einer tiefsinnigen Aussage ist jedoch eine andere tiefsinnige Aussage.«
    Niels Bohr (1885–1962)

W as ist Wissen?
    Was wir wissen, ist die Gesamtsumme alles dessen, was unser Kopf seit unserer Geburt aufgenommen und abgespeichert hat. Wissen ermöglicht es uns, uns auf die Welt zu beziehen und intelligent in Kontakt zu allem zu treten, was unsere Sinne empfangen. Unser angehäuftes Wissen ermöglicht es uns, den geballten Wust an Informationen, die als äußere Reize auf uns einstürmen, zu erkennen, zu kategorisieren, zu ordnen und darauf zu reagieren. Wissen ist ein Lagerbestand an Daten, die unser Gedächtnis abruft, wenn es durch das Bedürfnis oder den Wunsch, auf die sich ständig verändernde Landschaft aus Stimuli zu reagieren, aktiviert wird. Kurz gesagt, ist Wissen die Summe der Informationen, die wir per Erfahrung erwerben. Empirismus ist die Lehre, wonach alles Wissen auf Beobachtung, Experimenten und Schlussfolgerungen beruht. Eine alternative Denkungsart ist der Idealismus, eine Gruppe philosophischer Lehren, wonach erst der Geist die sogenannte äußere Welt erschaffe. Auch wenn Idealisten anerkennen, dass es materielle Dinge gibt, hängt deren Wesen ihrem Standpunkt zufolge von unseren Anschauungen ab.
    Auch ein »Können« ist ein »Wissen«, weshalb im Englischen beide Begriffe mit knowledge bezeichnet werden. Wir wissen von Dingen oder können Dinge, weil wir uns anhand von Beobachtung und konkretem Tun ein Wissen angeeignet haben. Das erste kann als ein »vermitteltes«, das zweite als ein »praktisches« Wissen gelten. Wir wissen, dass es den Mount Everest gibt, auch wenn wir ihn nie mit eigenen Augen gesehen haben. Zu wissen, wie man ein Herz verpflanzt oder eine Geige richtig zum Klingen bringt, heißt, dass wir durch Übung ein Können erworben haben. Aber hier überschneiden sich Wissen und Knowhow, weil wir auch einfach nur wissen können, dass es Herztransplantationen und virtuoses Geigenspiel gibt.
    Die einfachsten Formen von Wissen knüpfen sich an Fakten, an Namen von Dingen, an die eindeutige Welt der Nomen und Adjektive, mit denen wir die dahinterstehenden Dinge unterscheiden. Das Wissen um solche Fakten, seien es historische Daten oder Familienmitglieder und Freunde, die unterscheidenden Merkmale von Vögeln oder die Einzelteile eines Automotors, erwerben wir förmlich durch gezieltes Lernen oder informell durch alltägliche Erfahrung. Beispiele von komplexeren Formen des Wissens sind Konzepte und Ideen. Wir haben alle ein Empfinden
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