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Der Fuenf-Minuten-Philosoph

Der Fuenf-Minuten-Philosoph

Titel: Der Fuenf-Minuten-Philosoph
Autoren: Gerald Benedict
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Weltall zahllose weitere Sonnensysteme gibt, durchaus für die Annahme, dass es Lichtjahre von unserer Erde entfernt ebenfalls Formen von Leben gibt. So vertraute uns der Astrophysiker Stephen Hawking (*   1942) an: »Ich habe mich mein ganzes Leben für die großen Fragen begeistert, vor denen wir stehen, und wissenschaftliche Antworten auf sie zu finden versucht.« Abgesehen von diesen »großen Fragen« zielen andere, ebenso sinnvolle darauf ab zu verstehen, wie die gegenwärtige Kosmologie unsere Selbstwahrnehmung beeinflusst und wie wir »auf der Erde« in dieses übergeordnete System hineinpassen. Der französische Philosoph Paul Ricœur (1913–2005) wies darauf hin, dass »unser Leben auf kosmischer Ebene bedeutungslos ist. Und doch ist die kurze Periode, in der wir in der Welt auftreten, jene Zeit, in der alle bedeutsamen Fragen auftauchen«. Einige dieser »bedeutsamen Fragen« werden unter dieser Überschrift behandelt.
    Die Menschheit: Hamlet nennt die Menschheit the paragon of animals (das »Paradebeispiel der Tiere«), während Charles Darwin (1809–1882) anmerkte, dass »der Mensch mit all seinen edlen Eigenschaften … in seinem Körpergerüst noch immer den unauslöschlichen Stempel seiner niederen Abkunft« trage.Unser Verständnis der Menschheit bewegt sich noch immer im Spannungsfeld zwischen Kreationismus und Evolutionstheorie, während die These von der intelligenten Gestaltung, die einst als gangbare Brücke zwischen beiden galt, in Misskredit geriet. Obwohl nach der »niederen Abkunft« inzwischen hoch entwickelt, hat die Menschheit nach wie vor mit unüberwindlichen Schwierigkeiten zu tun, insbesondere, wenn es darum geht, mit anderen in Frieden oder mit der irdischen Umwelt in Einklang zu leben. Viele Faktoren unterscheiden uns von anderen Tieren,   aber der Philosoph und Sozialpsychologe Erich Fromm (1900–1980) lag gewiss richtig mit der Bemerkung, dass der Mensch das einzige Tier sei, das das Problem der eigenen Existenz lösen müsse. Das Problem unserer Existenz dreht sich darum, ob das Leben einen Sinn oder Zweck hat, entweder einen, der in unseren genetischen Code eingeschrieben ist und durch ihn bestimmt wird, oder einen, den wir selbst entdecken und in unser Leben hineintragen. Das menschliche Tier ist komplex – mit Blick auf seine Biologie und auf seine Fähigkeiten wie seine Intelligenz, seinen Geist, sein Vorstellungsvermögen und sein Schöpfertum. Trotz ihrer sprunghaften Entwicklung und ihrer Begabung in allen Bereichen spürt die Menschheit, dass ihr im tiefsten Inneren dessen, was sie ist, irgendetwas fehlt. Die Fragen, die sich quer durch dieses Themenfeld ziehen, bestätigen wohl den Aphorismus Friedrich Nietzsches (1844–1900): »Wer ein Warum zum Leben hat, erträgt fast jedes Wie.«
    Die Spiritualität: Das oben erwähnte Gefühl der Leere rührt an die von jeher am heftigsten umstrittene Frage zum Menschsein: Gibt es in unserem körperlichen Sein ein Element – ob man es das Selbst, die Seele oder irgendetwas Göttliches nennt –, das von Natur aus zur spirituellen Wahrnehmung oder zur Transzendenz, zur Überwindung der materiellen Welt neigt? Durch die gesamte Geschichte des Menschengeschlechts hindurch zieht sich die Suche nach dem »anderen«, ein Streben, das der heilige Franz von Assisi (1181–1226) mit treffsicherer Schlichtheit zum Ausdruck brachte: »Was du suchst, ist das, was sucht.« Es bestehtHoffnung, dass die Missionstätigkeit, die Atheisten seit Neuestem energisch betreiben, weiterhin in einem kreativen Dialog mit denjenigen stattfinden kann, die aus Überzeugung oder Erfahrung glauben, sie seien keine »menschlichen Wesen mit einer spirituellen Erfahrung …, sondern spirituelle Wesen mit einer menschlichen Erfahrung«, wie es der französische Theologe und Philosoph Pierre Teilhard de Chardin (1881–1955) fasste. In diesem Kapitel geht es nicht notwendigerweise um Theologie oder die Dogmen etablierter Religionen. Spiritualität beruht weder auf der Autorität schriftlicher Quellen von Religionen noch auf dem Festhalten an althergebrachten Traditionen. Vielmehr zielt sie auf das Wunder des Irdischen. Der englische Religionsphilosoph Alan Watts (1915–1973) drückte es so aus: »Zen verwechselt Spiritualität nicht mit dem Nachdenken über Gott beim Kartoffelschälen. Zen-Spiritualität ist schlicht Kartoffelschälen.« In diesem Kapitel wird sozusagen die Wasserscheide behandelt, die das Einzugsgebiet des Spirituellen von dem des Profanen
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