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Der frühe Vogel kann mich mal: Ein Lob der Langschläfer (German Edition)

Der frühe Vogel kann mich mal: Ein Lob der Langschläfer (German Edition)

Titel: Der frühe Vogel kann mich mal: Ein Lob der Langschläfer (German Edition)
Autoren: Bettina Hennig
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schätzten und schätzen das Gold der Morgenstunde am liebsten weich gebettet und haben dennoch mit ihrem Schaffen die Welt bewegt.
    Wieso Langschläfer die besseren Menschen sind
    Langschläfer sind Nachtarbeiter. Sie sind zumeist innovativ, geistvoll, weltoffen, tolerant und voller Humor. Sie gewinnen dem Hamsterrad-Treiben ihrer aufgeweckten Gegenspieler nur ein müdes Lächeln ab, weil sie sich nächtens neue Welten erschließen und zu Höhenflügen begeben. Und vielleicht trägt zu ihrer allgemeinen Entspanntheit bei, dass die Nacht eben nicht nur der Arbeit, den Innovationen, der Kunst und der Forschung vorbehalten ist, sondern auch anderen Genüssen Raum bietet – frei nach Patti Smith’ großartigem Song Because the night belongs to lovers . Langschläfer kümmern sich nicht um den Schönheitsschlaf vor Mitternacht, sondern lieber um ihren Geliebten oder ihre Geliebte. Es ist ein Hohn auf ihren Lebensstil, dass die gesetzliche Nachtruhe in unserem Land von 22 Uhr bis 6 Uhr morgens festgelegt ist.
    Selbst wenn es mancher Lerche weh tut: Langschläfer sind so gesehen die besseren Menschen. Auch, weil sie im Gegensatz zu den Frühaufstehern niemanden dazu nötigen, ihrem Rhythmus zu folgen, und sich nicht daran stören, dass es Menschen gibt, die sich bereits nach dem Tatort vom Tage verabschieden.
    Dieses Buch tritt nicht nur für Toleranz gegenüber Langschläfern ein, es ist auch – und vor allem – ein fröhliches Plädoyer für einen entspannteren Lebensstil. Und was wäre geeigneter, um diesen Lebensstil zu feiern, als den stolzesten Vorkämpfern dieser Bewegung endlich ein Denkmal zu setzen? Diese Pioniere sollen hochleben, und ihr Vorbild soll nicht nur im Mondlicht, sondern auch bei Tage leuchten, damit diejenigen, die noch ein Leben unter dem Joch des frühen Weckerklingelns führen, sich endlich gegen diesen Zwang erheben. Denn frühes Aufstehen ist nicht gottgegeben, sondern der Lebensstil einer Lobby, deren Biorhythmus nach der inneren Uhr mittelalterlicher Ackerbauern tickt und uns mit moralischen Vorhaltungen weismachen will, dass ihr Lebenswandel der bessere sei, während er in Wahrheit nur ihnen die Vorteile von Strukturen einbringt, die sie selbst errichtet und durch Gesetze manifestiert haben. Alle anderen hetzen zum Kindergarten, zur Arbeit, zur Schule und nehmen ihr Frühstück auf die Schnelle im Laufschritt ein, weil sie dem Zeitdiktat, dem sie unterworfen sind, durch ein Herumdrehen im Bett entfliehen wollten.
    Es ist Zeit, dass man unseren Lebensstil als einen normalen anerkennt und die Infrastrukturen unserer Welt nach unseren Bedürfnissen ausrichtet. Später Schulbeginn und lange Ladenöffnungszeiten, gleitender Arbeitsantritt bis in den Mittag und billiger Strom für den nächtlichen Schaffensdrang, Ärzte, die bis in den Abend praktizieren, und Postboten, die erst am Nachmittag klingeln – das alles ist machbar, wenn wir laut werden und unser Recht einfordern, wenn wir den Schuldkomplex, der uns eingeredet wurde, ablegen und uns nicht mehr in die Ecke der Sonderlinge drängen lassen.
    Wir Langschläfer sind viele. Und hoffentlich werden durch dieses Buch diejenigen ermutigt, zu ihrem Lebensstil zu stehen, die bislang noch verschämt aus ihren Federbetten kriechen und mit viel Kaffee morgendliche Aufgewecktheit simulieren. Die Zeit der Scham ist vorbei. Wir sagen laut und deutlich: Der frühe Vogel kann uns mal!

Sieben Gründe, sich als Eule zu outen
     
    Wer schläft, sündigt nicht. Wer vorher sündigt, schläft besser.
    Giacomo Casanova
    Natürlich ist der Langschläfer in einer Welt, in der gesetzliche Ruhezeiten von 22 bis 6 Uhr verbindlich sind, im Nachteil. Und auch ein durchschnittlicher Arbeitsbeginn um 8 Uhr morgens wirft ihn weit zurück. Lerchen-Schüler bekommen die besseren Noten, Lerchen-Arbeitnehmern eröffnen sich steilere Karrieren. Bis eine Eule auf dem gleichen Leistungshoch ist wie ein morgenaktiver Frischfrosch, muss sie mindestens drei doppelte Espressi getrunken haben. Montag und Dienstag mag dieser noch seine Wirkung zeigen, aber zum Wochenende hin, wenn die nachtaktive Eule durch das Einhalten der ordentlichen Arbeitszeiten bereits ein bedenkliches Schlafdefizit angesammelt hat, kommt jegliche Hilfe zu spät. Dann gibt der Langschläfer tatsächlich das trübe Bild ab, das Frühaufsteher von ihm haben: Er ist träge, müde, lasch und unkonzentriert.
    Um das Vorurteil, dass sich dadurch manifestiert, zu entkräften, muss umso deutlicher herausgestellt
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