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Der frühe Vogel kann mich mal: Ein Lob der Langschläfer (German Edition)

Der frühe Vogel kann mich mal: Ein Lob der Langschläfer (German Edition)

Titel: Der frühe Vogel kann mich mal: Ein Lob der Langschläfer (German Edition)
Autoren: Bettina Hennig
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ist nicht nur ihre Präferenz für Jobs, die später am Tage beginnen und später am Abend aufhören, die Langschläfer bevorzugt im Kreativ- und Unterhaltungssektor arbeiten lässt, oder ihr an Notlügen und Ausreden geschulter Einfallsreichtum, sondern auch die Erkenntnis, dass das Leben nicht in eine Zeitspanne von 9 bis 17 Uhr gepresst werden kann – eine Gefühlslage, in die ein Frühaufsteher nie gerät und auch nicht geraten möchte. Denn dieser fürchtet Irritationen und reagiert empfindlich auf Veränderungen in seinem Umfeld.
    Da aber in der Kreativbranche nur unbestimmt vorhergesagt werden kann, was morgen ist, tummeln sich hier die flexiblen Nachteulen. Diese haben also nicht nur interessantere Jobs als all die frühaufstehenden Lehrer und Beamten, die ihnen in der Kindheit und im Alltag das Leben schwermachen, sondern auch die Möglichkeit, jenseits von festgelegten Besoldungsgruppen erfolgreich zu sein.
    Eulen sind gelassener
     
    Ein weiteres Plus, das der Langschläfer auf seinem imaginären Wir-sind-die-besseren-Menschen-Konto verbuchen kann, ist seine Gelassenheit im Umgang mit den kleinen Unzulänglichkeiten und Verfehlungen anderer Menschen. Während der Frühaufsteher mit mahnendem Blick auf das Deckglas seiner Uhr pocht, wenn wieder ein Termin nicht eingehalten wurde, oder sein Gegenüber korrigiert, wenn der sich in der Syntax verhaspelt, winken Eulen lässig ab und sehen darüber hinweg. Sie wissen, dass kleine Verfehlungen jedem und jederzeit passieren können.
    Möglicherweise liegt die Ursache dafür auch hier darin, dass Eulen ständig mit Vorurteilen und nervöser Ausgrenzung konfrontiert sind. Sie kennen es, als nicht perfekt wahrgenommen zu werden. Deshalb fällt es ihnen leichter, die allgemeine Unvollkommenheit der Menschen zu akzeptieren und sich entsprechend gelassener zu verhalten.
    Wenn also irgendjemand mal wieder auftrumpfen und die Vorzüge der Frühaufsteher anpreisen will, können Eulen diese Eiferer gutgelaunt ignorieren und sich in der Gewissheit wiegen, dass die Zukunft ihnen gehört.

Testen Sie Ihr wahres Schlaf-Ich
     
    Schlafen ist kein geringes Kunststück, denn man muss den ganzen Tag dafür wach bleiben.
    Friedrich Nietzsche
    Langschläfer oder Frühaufsteher - was sind Sie wirklich? Was für eine Frage, mögen Sie vielleicht empört denken. Schließlich stehen Sie jeden Morgen um sechs Uhr auf, und überhaupt sind Sie in den ganzen Jahren, die Sie nun bereits bei ihrer Firma arbeiten, nicht ein einziges Mal zu spät gekommen. Immer waren Sie zur Stelle, wenn es nötig war, und während andere Kollegen mal kurz an einen stillen Ort verschwunden sind, um sich durch einen kleinen Schlaf zu erfrischen, waren sie immer quicklebendig und wohlauf.
    Nun, dann mag in Ihrem Falle kein Zweifel aufkommen, und ein Schelm ist, wer Ihnen keinen Glauben schenkt. Denn wer die Frage stellt, ob jemand früh aufsteht oder lieber lange schläft, bekommt oft haarsträubende Geschichten zu hören. Da wird jeden Morgen vor der Arbeit angeblich gejoggt, Yoga betrieben oder meditiert. Anschließend werden die Aufgaben des Tages nach Prioritäten geordnet und persönliche Schaffensziele gesetzt …
    Wahr ist aber: Wer erfolgreich ist und lange schläft – entweder, weil er so veranlagt ist oder weil er es einfach gerne tut –, glaubt dennoch vorgaukeln zu müssen, dass er bereits zu früher Stunde putzmunter aus dem Bett springt und seine Karriere auf morgendlicher Aktivität fußt. Kaum ein graumeliertes Vorstandsmitglied 50plus würde jemals zugeben, dass es sich morgens lieber noch einmal umdreht, wenn der Wecker klingelt, und einen Arbeitsantritt um elf Uhr für angemessen hielte, Erziehungspersonal jeglicher Couleur ebenso wenig, weil es glaubt, eine schon im kindlichen Stadium angelegte vermeintliche Charakterschwäche im Keim ersticken und dementsprechendes Vorbild sein zu müssen. Hausfrauen und -männer schlafen sowieso nicht lange, weil sie dem verbreiteten Vorurteil, dass sie »nur« zu Hause seien, keinen Vorschub leisten wollen. Und natürlich auch deswegen, weil die chronobiologisch auf frühes Aufstehen eingestellten Kinder sie rigoros aus dem Schlaf reißen. Viele fürchten sich sogar davor, was die Nachbarn denken könnten, und hören deswegen nicht auf ihr Körpergefühl.
    So sehen sich viele Langschläfer aus Sachzwängen oder moralischen Gründen zum Frühaufstehen getrieben. Doch das kann ihnen auf lange Sicht teuer zu stehen kommen. Denn wer gegen seinen ureigenen
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