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Der fremde Zwang

Der fremde Zwang

Titel: Der fremde Zwang
Autoren: Clark Darlton
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Zentrale eilte, wo er das zu erwartende Ereignis beobachten konnte.
     
    *                 *
    *
     
    Sie standen nun beide in der Schleuse, die Kombinationen geschlossen und zum Äußersten bereit. Glenn hielt den Metallkasten in der Hand; das Kabel stellte die Verbindung mit den Kraftreserven des Schiffes her.
    Er nickte ihr zu.
    „Fertig, Ann. Öffne die Luke!“
    Sie tat es, und ihre Hand zitterte ein wenig. Sie war sich bewußt, daß sie die einzige Trennungswand beseitigte, die jene unheimlichen Wesen von ihnen fernhielt. In den nächsten Minuten mußte sich das Schicksal für sie – oder die Menschen entscheiden.
    Die Luke schwang auf.
    Glenn trat hinaus und stieg die Leiter hinab. Zum zweiten Mal berührte er die Oberfläche des ungenannten Planeten. Sorgfältig überprüfte er das nachgleitende Kabel. Dann entfernte er sich einige Meter vom Schiff, um eine bessere Übersicht zu erhalten.
    Atemlos verharrte Ann in der Schleuse, und ebenso schweigsam und voller gespannter Hoffnung lehnte sich in der Zentrale Gordon gegen die Sichtkuppel. Anns Hände waren verkrampft, und in ihrem Herzen brannte die Sorge um Glenn.
    Dieser war stehengeblieben und hob den Flirrgurisator an. Er richtete ihn gegen den Horizont und schaltete die erste Stufe ein.
    Sofort veränderte sich das Bild des scheinbar leblosen Planeten. Die bislang leere und einsame Steppe war plötzlich von einem weißlichen Nebel bedeckt, der gen Himmel dichter und dichter wurde. Er ließ den Schein der Sonne ungehindert passieren. Also war er weißlich und doch transparent.
    Vereinzelte weiße Nebelfetzen lösten sich aus der Wolke und strebten schwebend auf Glenn zu, der ihnen gespannt entgegenblickte. Mit einem Ruck schaltete er die zweite, tödliche Stufe ein und richtete den Strahl gegen die Angreifer.
    Das Weiß flimmerte für den Bruchteil einer Sekunde, dann flammte es bunt auf. Zuerst verglühten die Nebelfetzen wie winzige Regenbogensplitter in ihrer eigenen Pracht, dann griff das farbenfrohe Feuer auf die riesige Wolke über, pflanzte sich fast mit der Geschwindigkeit des Lichtes fort und war dann überall.
    Ein schier überwältigendes Schauspiel einmaliger, grausiger Schönheit.
    Hoch oben, in den höchsten Schichten der Stratosphäre, leuchtete es wie Nordlicht auf. Wallende Farbvorhänge breiteten sich aus, griffen wie ein gewaltiges Flammenmeer um sich und verwandelten das weißliche Blau des Himmels in einen Blumenteppich.
    Auch ohne weiteren Einsatz der Waffe griff der bunte Tod um sich. Bei der Vernichtung der Energiewesen mußte ein kritischer Punkt überschritten worden sein, der sie selbst zu strahlen beginnen ließ. Und diese Strahlung vernichtete wie eine Kettenreaktion die noch nicht zerfallenden Lichtkreaturen.
    Es gab nichts, was je so schön gestorben wäre wie diese unbekannten, tödlichen Feinde des menschlichen Geistes. Noch während sie aus der Ebene des Daseins verschwanden, mußte man ihnen verzeihen, denn wer so großartig unterzugehen verstand, existierte jenseits von Gut und Böse, was immer auch ihre Absicht gewesen sein mochte.
    Glenn schaltete das Gerät aus, als der letzte Farbenschimmer verblaßt war. Ruhig setzte er es zu Boden. Ein Blick zum Schiff ließ ihn erkennen, daß auch Ann sekundenlang von einem bunten Schleier eingehüllt wurde. Er hatte den Flirrgurisator in entgegengesetzter Richtung eingesetzt, und doch waren die in die Schleuse eingedrungenen Infrarotwesen zerstört worden.
    Das mußte der endgültige Sieg sein!
    Die Welle des Todes war um den ganzen Planeten gerast, war ins Weltall vorgestoßen und hatte eine Energieform in eine andere verwandelt. Mehr war nicht geschehen, und doch hatte es das Ende einer seltsamen und unglaublichen Rasse bedeutet.
    Glenn seufzte.
    Er trug die alleinige Verantwortung für den Untergang dieser Rasse, die unbeugsam ihren Willen durchsetzen wollte. Aber besaß er nicht auch die Verantwortung für das Weiterbestehen der Menschheit?
    Welche war größer?
    Sein Achselzucken kam einer Antwort gleich. Er warf einen letzten Blick auf den wieder klaren, blauen Himmel, nahm den Strahlkasten auf und schritt der Leiter zu.
    Langsam kletterte er empor und betrat die Schleuse. Die Luke schloß sich dumpf. Ann nahm ihm die Haube vom Kopf, entfernte die eigene und küßte ihn.
    „Vorbei“, murmelte sie erleichtert, aber nicht ohne bange Zweifel.
    Er nickte.
    „Vorbei! Oder besser: Jetzt beginnt es erst. Das Leben nämlich. Eine unfaßbare und unbekannte
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