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Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast

Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast

Titel: Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast
Autoren: Charlotte Link
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ein.«
    »Maximilian hat einiges riskiert«, meinte Rebecca, »denn Marius hätte sich dir anvertrauen können.«
    »Ich denke, ihm war rasch klar, dass dies eher unwahrscheinlich war. Denn schließlich hatte Marius, wie er es Maximilian auch berichtete, bis zu diesem Zeitpunkt nicht den Mut und nicht die Kraft gefunden, mir überhaupt irgendetwas von früher zu erzählen. Warum sollte er nun plötzlich dazu in der Lage sein? Abgesehen davon … Maximilians Plan ging dahin, dich zu töten und dies Marius in die Schuhe zu schieben. Das hätte sogar dann noch gelingen können, wenn ich gewusst hätte, wie euer beider Zusammentreffen
eingefädelt worden ist. Maximilian, der schließlich ein angesehener Arzt ist, hätte immer beteuern können, er habe nur das Beste im Sinn gehabt und Marius wirklich helfen wollen. Dass Marius schließlich durchdrehte … wie hätte er das ahnen sollen?«
    »Er hat furchtbare Dinge getan, um den Verdacht auf Marius zu lenken«, sagte Rebecca schaudernd. »Er hat mir alles erzählt, als wir allein waren. Er war so stolz auf sich. Er hielt sich für so wahnsinnig schlau und raffiniert. Er hat Marius’ Pflegeeltern ermordet. Er hat mitten in der Nacht bei ihnen geklingelt, hat sich als Marius ausgegeben und sie überwältigt, nachdem ihm die Tür geöffnet worden war. Er hat sie nicht einfach rasch getötet, was schlimm genug gewesen wäre, sondern er hat sie auf bestialische Weise sterben lassen. Um die Tat als einen Racheakt hinzustellen, für den einzig Marius ein Motiv gehabt hätte. Er hat Drohbriefe an die Leute geschrieben, die damals beteiligt waren, als man die Hilferufe des kleinen Jungen ignorierte, und der Inhalt muss so gewesen sein, dass auch da rasch der Verdacht auf Marius fallen musste. Niemand hätte wohl später daran gezweifelt, dass Marius auf seinem wahnsinnigen Rachefeldzug auch mich getötet hat. Maximilian ist kaltblütig und sorgfältig in der Vorbereitung seines Planes vorgegangen. Es hätte gelingen können. Es hätte sein können, dass nicht der Schatten eines Verdachts auf ihn gefallen wäre. Es war entsetzlich, ihn da stehen zu sehen und prahlen zu hören. Die ganze Zeit hatte ich den Eindruck, dass er noch geradezu auf ein Lob oder einen Ausdruck der Bewunderung von mir wartete.«
    »Dass ich nicht gleich gemerkt habe, dass etwas mit ihm nicht stimmt!«, sagte Inga. »Seine Weigerung, sofort zur Polizei zu gehen. Das leere Handy. Selbst als ich es in der Hand hielt und feststellte, dass es voll geladen war, bin ich noch nicht misstrauisch geworden. Und ich weiß jetzt auch, dass
er mich belogen hat, als er sagte, er habe in der Zeitung gelesen, es werde nach Marius gefahndet: Zu diesem Zeitpunkt wurde Marius noch in keiner Zeitung erwähnt.«
    »Aber das konntest du wirklich nicht wissen.«
    »Nein«, räumte Inga ein, »das nicht.« Obwohl es so warm war, zog sie fröstelnd die Schultern hoch. »Ihm wäre nichts anderes übrig geblieben, als mich und Marius ebenfalls umzubringen«, sagte sie übergangslos. »Uns leben zu lassen hätte ihm Schwierigkeiten ohne Ende bereitet.«
    »Natürlich wollte er euch töten. Deine Ermordung wäre wiederum Marius angekreidet worden, und Marius’ Tod hätte er als Selbstmord darstellen müssen. An diesem Punkt ist ihm einiges schief gegangen. Er hat viel zu früh auf Marius geschossen. Damit stimmten die zeitlichen Verhältnisse nicht mehr, und ein Gerichtsmediziner hätte sicher sehr schnell herausgefunden, dass sich Marius seine Schussverletzung nicht selbst zugefügt haben konnte. Aber Maximilian hatte sich wohl ausgerechnet, ihn hier im Haus zu überraschen. Stattdessen kamen wir ihm entgegen, weil Marius sich ja entschlossen hatte, mit mir zusammen zu fliehen. Maximilian stand vor uns, als wir gerade oben aus dem Zimmer kamen. Er drängte uns zurück, schnappte sich ein Kissen, hielt es vor den Lauf seiner Waffe und schoss. Voller Überlegung auf der einen Seite, aber zugleich auch nicht in der Lage, wirklich kaltblütig mit einer unerwarteten Situation umzugehen. Im Grunde hat er die Nerven verloren. Das sollte so nicht ablaufen.«
    »Vielleicht ist ihm das plötzlich klar geworden«, meinte Inga, »ich meine, dass die Dinge anfingen, ihm aus dem Ruder zu laufen. Vielleicht hat er sich deshalb …«
    »… erschossen«, vollendete Rebecca, »ja, das kann sein. Aber vielleicht war es auch …« Sie stockte.
    Inga sah sie an. »Was?«

    »Ich hatte den Eindruck, ihm ging auf, dass er es nicht schaffen würde, mich zu
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