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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer
Autoren: Amy J. Fetzer
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englische Felle zu gerben. Das ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, dachte er mit breitem Grinsen. Als der eine Mann einen Schritt vorwärts machte, versetzte ihm Ram einen Schlag auf die Nase, der seinen Gegner zurücktaumeln ließ. Dem armen Kerl lief das Blut über das weiße Hemd.
    »Was ist denn hier los?« Der Kapitän trat in das Krankenzimmer.
    Ramsey legte dem Mann eine Hand auf die Brust, stieß kräftig zu und beförderte ihn zurück über die angehobene Schwelle.
    Penny sah auf den zu Boden gegangenen Kapitän und bückte sich, um ihm wieder auf die Füße zu helfen. Schulterzuckend brachte Bindar seine Uniform und damit seine Würde wieder in Ordnung. Dann betrat er mit ernstem Gesicht das Krankenzimmer.
    »Willst du noch einmal den Versuch wagen, du elender Kerl?« Ramsey schwankte leicht hin und her.
    »Sir!« Bindar hob die Hände zum Zeichen der Kapitulation. »Sie sind verletzt. Ich bin sicher, es ist der Schock. Bitte, verstehen Sie doch, wir haben nicht die Absicht, Ihnen Schaden zuzufügen.«
    Ram schnaubte verächtlich. »Dann gebt mir meine Waffen zurück.«
    »Nach alledem hier?« Der Kapitän zeigte auf seine zu Boden geschlagenen Leute. »In meinem Safe sind Ihre Waffen sicher verwahrt.«
    »Davon habe ich doch nichts, du englischer Mistkerl!«
    Der Kapitän erstarrte. »Ich bin ein Bahamaer«, erklärte er. Ramsey bemerkte das beinahe unmerkliche Nicken. Er schoss einen rechten Haken ab, und der Seemann ging zu Boden.
    Großspurig strahlte Ramsey.
    »Hören Sie sofort auf damit! Diese Männer haben Ihnen das Leben gerettet, um Himmels willen!«
    Ramseys Blick ging über den Engländer hinweg. Langsam ließ er die Arme sinken, während er aufmerksam die rothaarige Frau betrachtete, die durch die Luke trat. Sofort wanderte sein Blick über die wohlgestalteten, langen, nackten Beine bis zu den weißen Stöckelschuhen. Was für ein Prachtexemplar von Weiblichkeit, dachte er und blickte sie an. Katzengrüne Augen starrten ihn unverwandt an. Bevor er länger darüber nachdenken konnte, warum eine wohlgestaltete Maid in Gegenwart so vieler Männer derart wenig anhaben konnte, stach ihn etwas in den Rücken. Er schlug nach dem brennenden Stich, wobei sein Kopf herumfuhr. Eine unglaublich dünne, an einem schlanken Zylinder befestigte Nadel, halb gefüllt mit einer bernsteingelben Flüssigkeit, lag auf dem schmalen Bett. Blinzelnd taumelte Ram und ließ seinen anklagenden Blick von der Mannschaft zu der Frau wandern. Das Zimmer um ihn herum fiel plötzlich in sich zusammen, und er wünschte sie allesamt zum Teufel, als sie ihn auf das harte Bett zurücklegten.
    »Dafür gehörst du eigentlich gekielholt, Engländer«, nuschelte Ramsey. Wie betrunken versuchte er, sanfte Hände von sich wegzustoßen - ohne Erfolg. Das Letzte, was er wollte, war, dem Feind auf Gnade und Ungnade ausgeliefert zu sein.
    Der Kapitän lehnte sich gegen die Wand. Penny starrte fassungslos auf den Mann. Beim ersten Anblick hatte sie an einen Piraten denken müssen, der mit freiem bronzefarbenen Oberkörper, kampfeslüstern und arrogant bis in die bloßen Zehen, Streit gesucht hatte. Und dabei wehte ihm das kastanienbraune Haar wild um die Schultern. Sie trat näher, gegen ihren Willen von der aufblitzenden Hilflosigkeit in den kognakbraunen Augen gebannt.
    »Verdammt unehrenhafte Kampfesweise«, murmelte er. Dann wandte er blinzelnd den Kopf, bis er sie deutlich sah. »Ramsey O’Keefe, Mylady. Immer zu Ihren Diensten.« Sein schwaches Lächeln war unstet. »Vielleicht werde ich jetzt gleich ...« Er verlor das Bewusstsein. Das Lächeln schwand ihm nicht ganz so schnell wie die Sinne, sondern lag noch eine Weile auf seinen Zügen.
    Verwirrt sah Penny den Arzt an.
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich nehme an, dass er außer einer Prellung auf dem Rücken und dem Schnitt im Bein, der von dem Messer in seinem Stiefel stammt, im Augenblick keine ernsthaften Verletzungen hat.« Der Arzt enthielt sich weiterer Kommentare und ordnete an, den Patienten festzuschnallen.
    »Ist das notwendig? Er ist doch sanftmütig.«
    Bedeutungsvoll ließ der Arzt seinen Blick zu den verwundeten Seeleuten gehen, und sie seufzte zustimmend.
    »Hat er halluziniert oder etwas Ähnliches?« Zögernd kamen ihr die Worte über die Lippen. »Seine Sprache ist so altertümlich.«
    »Mit seinen Kleidern und Habseligkeiten ist es genau dasselbe«, sagte Bindar und betrachtete den Fremden näher, offensichtlich leidenschaftlich daran interessiert, das
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