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Der Fotograf

Der Fotograf

Titel: Der Fotograf
Autoren: John Katzenbach
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    Er hielt sich nicht damit auf, nachzusehen, sondern sprang, die Waffe bedrohlich in der Hand, aus dem Wagen und gab vier Schuss auf den Flüchtigen ab. Der erste streifte die Motorhaube des alten Ford und machte dabei ein Geräusch wie eine rollige Katze. Der zweite schlug drei Meter vor dem Wagen in den Boden ein. Der dritte krachte in das Haus mit den Menschen, die er, ohne es zu wissen, zu schützen versuchte, und der vierte flog in die Leere der Nacht.
    »Du lieber Himmel«, fluchte Holt. Er versuchte mit aller Macht, sich ins Gedächtnis zu rufen, was man ihm in der Ausbildung beigebracht hatte, und endlich fiel es ihm ein. Er grätschte die Beine, ging ein wenig in die Knie, fasste die Waffe mit beiden Händen, bereit, in Aktion zu treten.
    Doch dafür gab es keine Notwendigkeit mehr.
    Vor ihm lag nur endlose Nacht.
    »Gütiger Himmel«, rief Holt. Er rannte zum Haus. Falls die Polizei Tisbury für derartige Vorkommnisse irgendwelche Ver fahrensregeln kannte, so stammten sie mit Sicherheit ausHolts eigener Feder. Doch sie hatte keine, und so stürmte er, die Waffe schussbereit, beherzt ins Haus.
    Was ihn dort erwartete, verwirrte ihn noch mehr.
    Anne Hampton hatte Martin Jeffers Hände befreit, und zusammen halfen sie Detective Barren auf die Couch.
    »Pimmel, Arsch und Zwirn«, entfuhr es Holt laut.
    Anne Hampton deutete auf das Zimmer hinter ihnen: »Da drinnen ist die Familie Simmons. Helfen Sie denen.«
    Holt stürzte zur Tür und sah die Familie gefesselt und geknebelt. Er beugte sich zu Mrs. Simmons herunter und band sie los. »Befreien Sie Ihre Familie«, befahl er. Dann lief er wieder ins Wohnzimmer zurück. Anne Hampton und Martin Jeffers versuchten, Detective Barrens blutendes Bein zu verarzten.
    Holt sah das Telefon und griff hastig danach. Er wählte den Notruf und wartete, bis er Lizzie Barrys Stimme hörte. Sie erschien ihm nervtötend ruhig.
    »Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst«, sagte sie.
    »Jesses, Lizzie, Holt am Apparat. Hier ist was los, ich sag dir, Gott, ich meine, er hat auf mich geschossen!«
    »Holt«, erwiderte Lizzie äußerst beherrscht, »wo genau befindest du dich?«
    »Gott! Ich meine, richtige Schüsse! Ich könnte tot sein. Ich bin unten am Finger Point, verdammt!«
    »In Ordnung, Holt, ganz ruhig. Ist das ein Notfall?«
    »Pimmel, Arsch und Zwirn«, verhaspelte sich Holt erneut.
    »Das kann man wohl sagen!«
    »In Ordnung«, meinte sie. »Die Staatspolizei ist in wenigen Minuten da. Brauchst du einen Krankenwagen?«
    »Gott, im Himmel, natürlich brauchen wir einen Krankenwagen, wir brauchen alles! Die Küstenwache, die Staats-Cops, Gott, wir brauchen die Marines!«
    »In Ordnung, Holt, die sind gleich unterwegs.«
    Lizzie Barry machte sich an die nötigen Telefonate, und bald heulten Sirenen durch die Nacht.
    Martin Jeffers und Anne Hampton saßen links und rechts von Detective Barren. »Halten Sie’s noch aus?«, fragte Anne Hamp ton. »Hilfe ist unterwegs.«
    Detective Mercedes Barren lehnte den Kopf an die Schulter der jungen Frau. Sie nickte. Martin Jeffers wirkte einen Moment verwirrt. »Haben Sie das gehört, Boswell?«, wollte er wissen. »Haben Sie gehört, was er gesagt hat? Er hat gesagt: ›Pimmel, Arsch …‹«
    Anne Hampton lächelte. »Ja, hab ich gehört«, antwortete sie. Martin Jeffers lachte und legte den Arm um beide Frauen.
    Sie sahen sich alle drei an. »Ich nehme an, es ist vorbei«, sagte Anne Hampton. Die anderen beiden nickten, und alle drei rückten die Köpfe zusammen. Martin Jeffers liefen Tränen über das Gesicht; und im nächsten Moment weinten auch Detective Barren und Anne Hampton, und keine von beiden vor Schmerz, sondern vor unendlicher Erleichterung, die sie alle zugleich erfasste.
    Als Holt Overholser die drei Menschen auf dem Sofa sah, war sein erster Verdacht, sie seien übergeschnappt; sein zweiter Gedanke war, dass die Kollegin von der Kripo mit einer solchen Wunde für den Rest ihres Lebens ein Krüppel sein würde. Dass dies auf alle drei zutraf, entging dem Chief.
     
    Douglas Jeffers ignorierte die Schüsse des Polizisten, der ihm den Weg zum Wagen abschnitt, und rannte über die Landzunge zu der Stelle, an der ein zum Haus gehöriges Boot liegen musste. Er entdeckte zwei Sailfish-Boote, die auf den Sand heraufgezogen waren, und ein dunkles Schlauchboot mit einem kleinen Außenbordmotor daneben. Er packte die Ankerleine, und binnen Sekunden zeigte das Boot mit demBug Richtung Meer. Er bediente die kleine Handpumpe an
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