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Der Fotograf

Der Fotograf

Titel: Der Fotograf
Autoren: John Katzenbach
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sein Blick sich in die Gestalt einbrannte, die sich dort in der Dunkelheit aus dem Wasserkämpfte. Eine Sekunde lang war er verwirrt. Was zum Teufel ist das?, fragte er sich.
    Im nächsten Moment wusste er es.
    Sie ist da!
    Er wirbelte herum und richtete die Automatik auf seinen Bruder.
    »Boswell! Den Strick und das Klebeband!«
    Anne Hampton war nicht in der Lage, sich dem Befehl zu widersetzen. Sie packte die Tasche mit der Ausrüstung und brachte sie so schnell sie konnte zu Douglas Jeffers.
    »Marty, jetzt mach keine Dummheiten. Strecke deine Hände aus, damit ich sie fesseln kann.«
    Martin Jeffers ahnte Schlimmes und fügte sich unwillkürlich wie jeder andere jüngere Bruder. Er spürte, wie ihm die Stricke in die Gelenke schnitten. Er wollte sich beschweren, doch bevor er ein Wort herausbekam, hatte ihm sein Bruder mit Klebeband den Mund verschlossen. Er sah auf und wollte ihm sagen, ich will nicht wie ein Tier in Fesseln sterben, doch sein Bruder war zu schnell, und er konnte keinen Blickkontakt herstellen.
    »Boswell! Bleib da stehen. Rühr dich nicht vom Fleck. Egal, was passiert, rühr dich nicht vom Fleck.«
    Anne Hampton erstarrte und wartete.
    Douglas Jeffers sah sich noch einmal kurz um und schlüpfte zur Gartentür hinaus in die Dunkelheit, die in das Licht des Wohnzimmers drängte.
    Eine Sekunde lang blieb er auf der Veranda stehen und blickte zum Wasser hinunter, wo er die Gestalt gesehen hatte. Dann schaute er blitzschnell in alle Richtungen. Ihm kam eine Idee, und er brachte sich in Position.
    Als sie mit den Zehen wieder Boden berührte, schoss eine Woge der Erleichterung durch ihren ganzen Körper.
    Sobald Detective Mercedes Barren begriff, dass sie das seichte Ufer erreicht hatte, drängte sie voran. Sie richtete sich auf und verweilte einen Moment, den Blick dankbar nach oben gerichtet, während die Tropfen wie nach einer Tränenflut von ihrem Körper perlten. Sie watete durchs Wasser und versuchte, so wenig Lärm zu machen wie möglich, dann warf sie sich in den Sand. Sie grub die Hände hinein und genoss es, dass die feste Materie ihr wie ein kostbares Gut durch die Finger rieselte. Sie gönnte sich einen kurzen Moment der ungezügelten Freude und Erleichterung.
    Dann holte sie einmal Luft und flüsterte: »Das war der leichte Teil.«
    Sie kniete sich hin und orientierte sich.
    Dann stand sie auf und lief geduckt bis an den Rand des Gebüschs, wo sie sich hinter dem dichten, knorrigen Geäst des Ufergestrüpps versteckte. Sie sah zwar Lichter im Haus, konnte aber von ihrer Position aus niemanden erkennen. Sie zog die Waffe aus dem Gürtel und machte sich auf den Weg.
    Sie kroch durchs Gebüsch.
    Die Nacht ringsum schien voller Leben. Sie hörte ein kleines Tier weghuschen, vielleicht ein Stinktier oder eine Bisamratte, übertönt vom unablässigen, ohrenbetäubenden Zirpen der Zikaden. Trotzdem musste sie leise sein, um unbemerkt zu bleiben.
    Sie pirschte sich langsam und weiterhin halb geduckt an das Haus heran. Sie blieb einmal stehen, um zu überprüfen, ob ihre Pistole einsatzbereit, also entsichert und voll geladen war. Nicht zögern, befahl sie sich zum abertausendsten Mal. Schieß, wenn sich die Gelegenheit bietet.
    Sie sehnte sich nach irgendeinem Geräusch vom Haus, doches blieb still. Sie schlich geduldig und stetig weiter. Der Tod hat keine Eile. Er bewegt sich im eigenen Takt.
    Sie erreichte den äußeren Rand der Holzveranda und hob den Blick langsam über die Kante. An den Gartenstühlen vorbei konnte sie ins Wohnzimmer blicken. Sie sah, dass die Schiebetür einladend weit geöffnet war. Also gut, sagte sie sich, dann wollen wir mal.
    Sie hievte sich auf die Veranda hoch und hatte dabei das Gefühl, als müsste jedes noch so kleine Knarren wie Alarmglocken durch die Dunkelheit schrillen. Immer noch in der Hocke, kam sie behutsam auf die Füße. Jetzt allerdings legte sie die Hände auf die Pistole und konzentrierte sich. Sie staunte selbst darüber, dass sie so wenig Angst empfand. Ich bin ruhig. Ich bin totenstill.
    Sie huschte neben die Gartentür.
    Sie holte tief Luft.
    Dann spähte sie langsam um die Ecke.
    Sie war augenblicklich verwirrt. Sie sah Martin Jeffers, gefesselt und geknebelt, direkt gegenüber der Tür sitzen. Sie sah eine junge Frau, die nicht weit von ihm dastand und sich nicht rührte. Den Bruder sah sie nirgends. Sie machte einen zögerlichen Schritt auf die Öffnung zu.
    Und dann hörte sie die Stimme.
    »Hinter Ihnen, Detective.«
    Ihr blieb nicht einmal
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