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Der Flug der Adler

Der Flug der Adler

Titel: Der Flug der Adler
Autoren: Jack Higgins
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damit rechnete, daß Heathcliff und Cathy aus
dem Nebel oder dem Schnee oder den sturzbachartigen Regenfällen
auftauchten, denn ehrlich gesagt, rauh ist eine Untertreibung für das Wetter in diesen Gefilden.

      Die Grenze war zu jener Zeit
völlig offen, und unsere Aufgabe bestand darin, den
Flüchtlingsstrom nach Westen einzudämmen sowie die Banden der
Schwarzmarkthändler zu bekämpfen – für
gewöhnlich ehemalige SS-Leute, die von Ostdeutschland aus
operierten, wo sie untergetaucht waren.

      Unsere Gegenspieler im Osten waren
sibirische Infanterieregimenter, harte Kerle der ersten Garde, und
gelegentlich wurde der eine oder andere wütende Schuß
abgefeuert. Wir nannten es Weltkrieg Nummer zweieinhalb, aber wer seine
Zeit abge leistet hatte, wurde einfach aus dem Militärdienst
entlassen und ging nach Hause. Die amerikanischen Truppen, die in ihrem
Sektor die gleiche Arbeit verrichteten, wurden mit drei Orden belohnt.
Wir gingen leer aus!
    Wieder zu Hause in Leeds, war ich gerade dabei,
mich durch eine Reihe ziemlich eintöniger Jobs zu quälen, als
ein Brief in einem braunen Umschlag eintraf, in dem mich die
zuständigen Behörden daran erinnerten, daß ich ihnen
die nächsten zehn Jahre als Reservist zur Verfügung zu stehen
hatte. Ich solle mich doch bitte bei der Territorialarmee melden, um
dort als Wochenendsoldat meinen Dienst zu leisten. Als ich erfuhr,
daß dort Geld zu verdienen war, beschloß ich, mich dem ohne
Widerworte zu fügen, insbesondere da ich vorhatte, in London zu
arbeiten. Es gab dort ein Regiment der Territorialarmee, die
sogenannten Artists Rifles, das das Heeresministerium in den 21.
Special Air Service umwandelte. Als die Krise in Malaysia begann,
meldeten sich viele Regimentsangehörige freiwillig für das
malaysische Aufklärungsregiment, das 1952 zu einer regulären
Einheit der Armee wurde, dem 22. Special Air Service.

      Während ich in London auf
Jobsuche war, nutzte ich die Gelegenheit, mich mit meinen Unterlagen
beim 21. SAS zu melden, und wurde dort als ehemaliger Unteroffizier der
Gardekavallerie begeistert empfangen. Ich füllte verschiedene
Formulare aus, unterzog mich den üblichen medizinischen
Untersuchungen und fand mich schließlich vor einem gewissen Major
Wilson wieder – obwohl ich in Anbetracht der späteren
Ereignisse bezweifle, daß dies sein richtiger Name war.

      »Unterschreiben Sie einfach
hier, Corporal«, sagte er und schob mir ein Formular über
den Schreibtisch zu.

    »Und was genau unterschreibe ich da, Sir?« fragte ich.
      »Den Official Secrets
Act.« Er lächelte selig. »So eine Einheit ist das
hier, wenn Sie verstehen, was ich meine.«

    Ich zögerte, dann unterschrieb ich.
      »Gut.« Er nahm das Formular und trocknete meine Unterschrift sorgfältig mit Löschpapier.
    »Soll ich mich Samstag zum Dienst melden, Sir?« fragte ich.
      »Nein, noch nicht. Erst
müssen noch ein paar Formalitäten geregelt werden. Sie
hören von mir.«
      Er lächelte wieder, und ich ließ es also dabei bewenden und ging.
    Etwa zwei Wochen später rief er mich bei der
    Versicherungsfirma in Leeds an, wo ich damals
gerade mein Dasein fristete, und schlug vor, mich in der Yates's Wine
Bar in der Nähe des City Square zum Mittagessen zu treffen. Wir
saßen in einer Ecke und ließen es uns bei einer
Fleischpastete mit Erbsen und einem Hellen gutgehen, während er
mir die schlechten Nachrichten beibrachte. Ich zeigte mich
überrascht, ihn in Yorkshire anzutreffen, aber er
äußerte sich dahingehend nicht.

      »Die Sache ist die, alter
Junge, der SAS hat keine Verwendung für Sie. Wie die
ärztliche Untersuchung ergeben hat, sind Sie auf dem linken Auge
stark sehbehindert. Und auch wenn Sie es dezent zu verbergen wissen,
Sie sind Brillenträger.«
      »Also die Gardekavallerie hatte
nichts dagegen. Ich habe in Bisley für die Regimentsmannschaft
geschossen. Ich war ein erstklassiger Schütze. Hab ein
Scharfschützenabzeichen.«

      »Ja, das wissen wir alles.
Mindestens zwei Russen auf der ostdeutschen Seite der Grenze
können Ihre Fähigkeiten bezeugen, oder zumindest Ihre Leichen
können das. Andererseits sind Sie jedoch nur deshalb in die Garde
aufgenommen worden, weil irgend so ein dummer Schreiberling vergessen
hat, die Augenrubrik auf Ihrem Formblatt auszufüllen, und die
Garde würde einen Fehler natürlich niemals
eingestehen.«

    »Dann hat sich die Sache also erledigt?«
    »Ich fürchte, ja. Schade drum, wirklich.
Ihr Werdegang und Ihre
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