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Der Fluch

Der Fluch

Titel: Der Fluch
Autoren: Krystyna Kuhn
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Geheimnisse nur, wenn es das will? Und wir können es nicht beeinflussen.«
    »Die Eingänge sind noch da«, erklärte Robert in aller Ruhe. »Nur öffnen sie sich nicht.«
    »Wie ist das möglich?«
    »Wenn diese Formel vollständig wäre …«
    Katie rollte mit den Augen. »Diese mysteriöse Formel hängt mir langsam zum Hals heraus!«
    Robert ließ sich nicht beirren. »Wenn ich ihre Bedeutung verstehen könnte, dann wüsste ich den Grund.«
    Katie zog ihren Stock aus der Glut. »Total verkohlt. Ich schaffe es einfach nicht, den richtigen Moment abzupassen.« Sie ließ die Kartoffel frustriert vor sich ins Gras fallen, wo sie vor sich hin qualmte.
    Wieder herrschte eine Weile lang Schweigen, das Katie schließlich brach. »Es gibt eine Möglichkeit, die wir noch nicht versucht haben …«
    Niemand antwortete ihr, doch es lag auf der Hand, was sie meinte.
    »Ich habe es schon einmal getan. Vor einem Jahr. Als wir Angela Finder gefunden haben.«
    »Das war etwas anderes«, erklärte David.
    »Warum?«
    »Frag Robert.«
    Den Blick unverwandt auf den See gerichtet, schwieg Robert.
    »Rob? Was meinst du? Wir haben uns diese Glaskuppel unter der Wasseroberfläche nicht eingebildet. Wir müssen nur tauchen.«
    »Der See ist unberechenbar«, widersprach David.
    »Und was ist dein Vorschlag, David? Willst du das ganze Unternehmen einfach abbrechen?«
    »Vielleicht ist es besser, nicht weiter nachzuforschen.«
    »Möchtest du es nicht verstehen?«
    »Klar möchte ich das. Es sind schon so viele Menschen gestorben …«
    »Eben …«
    »Und …« David brach ab und holte tief Luft. »Ich … ich konnte nichts dagegen tun.«
    Robert hob den Kopf und sah ihn lange an. Es lag so etwas wie Einverständnis in seinem Blick, doch dann sagte er: »Katie hat recht …«
    »Na also …«
    »Und David hat auch recht. Es sollte niemand mehr sterben … müssen.«
    »Und wie willst du das verhindern?«, erklang Tims Stimme. Diesmal war jeder Spott aus seiner Stimme verschwunden.
    »Ich kann es nicht verhindern.« Robert erhob sich. Seine schmale Gestalt stand so nah am Feuer, dass David fürchtete, er könnte in Flammen aufgehen. »Aber wir können auch nicht einfach abbrechen. Es ist die Aufgabe, die das Tal uns stellt.«
    »Du meinst, wir sind so etwas wie Auserwählte?«, fragte Katie.
    Robert schüttelte den Kopf. »Quatsch. Aber ich habe es mir geschworen. Irgendwann werde ich das Tal verstehen.«
    »Und wir haben alle vier versprochen, nicht aufzugeben, bis wir das Geheimnis kennen«, erklärte Tim entschieden.
    Wieder schwiegen sie und David dachte, dass dieser Schwur ihn von seinen eigenen Plänen abhielt. Dem Schwur, den er sich selbst gegeben hatte. Er sah in die Runde. Aber er würde die anderen nicht im Stich lassen und vor allem nicht – Robert. Er spürte die Verantwortung für ihn.
    Er legte sich auf seinen Schlafsack und fühlte die Wärme des Feuers, bemerkte, wie der Duke sich erhob, um frisches Holz zu holen, horchte, wie Robert neben ihm wieder die Seiten des Notizbuches umschlug. Und er war kurz davor, in seine eigene Welt abzudriften, als ein lautes Geräusch die Stille durchbrach.
    Ein Telefon.
    Erschrocken richtete er sich auf, sah, wie der Duke, den Stapel Holz im Arm, mitten in der Bewegung verharrte, wie Robert sein Notizbuch fallen ließ, wie Katie ihn anstarrte.
    Sein Handy klingelte.
    Das war unmöglich. Alle bisherigen Versuche, bei ihren Expeditionen in Verbindung zu bleiben, waren ohne Erfolg geblieben. Hier draußen gab es keinen Empfang. Hatte es noch nie gegeben.
    Aber … das Klingeln hörte nicht auf.
    »Willst du nicht rangehen?«, fragte Katie.
    David griff nach seinem Rucksack, der am Kopfende des Schlafsacks lag, und wühlte darin herum, bis er das Vibrieren des Handys in seiner Hand spürte. Das Display leuchtete auf und er konnte den Namen des Anrufers erkennen.
    Rose?
    David verstand kaum, was die aufgeregte Stimme am anderen Ende sagte, aber eines begriff er: Wieder war jemand gestorben und er, David, hatte es nicht verhindern können.

3. Rose
    Im Büro des Sicherheitsdienstes ist es eisig kalt und das Flackern der Bildschirme bringt mich völlig durcheinander. Die Kameras sind nicht ausgeschaltet und ich kann mich selbst beobachten, wie ich auf diesem Stuhl sitze. Der Körper angespannt, das Gesicht ein verängstigtes weißes Oval. Jede meiner Bewegungen ist unsicher, ja geradezu fahrig. Immer wieder versuche ich, Haare, die nicht vorhanden sind, aus dem Gesicht zu streichen. Eine
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