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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns
Autoren: John Maddox Roberts
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wachsamen Augen ihrer Ausbilder. Hermes zog los, sich seinen Trainingspanzer zu holen, während ich in die Krankenabteilung ging.
    Asklepiodes war in seinem Behandlungszimmer, wo er die Finger eines leichtsinnigen Kampfschülers schiente. Er blickte auf und lächelte. »Äh, Decius! Wie nett von dir, mich zu besuchen.« Er wandte sich seinen Ägyptern zu und sagte etwas, woraufhin einer von ihnen die Aufgabe übernahm, die zerquetschten Finger des stoisch regungslosen Patienten zu verbinden.
    »Komm mit in mein Arbeitszimmer«, sagte Asklepiodes. Wir stiegen die Treppe hinauf zu seinem geräumigen, luftigen Zimmer mit seinen Bücherregalen und der Unzahl von Waffen, die, alle mit einem sorgfältig beschrifteten Etikett versehen, das ihre Herkunft und ihre Wirkung verzeichnete, an den Wänden hingen.
    »Ich habe mich umgehört«, sagte er, »aber ich konnte keinen Bestiarius auftreiben. Die nächste Schule für sie ist in Capua.«
    »Das hatte ich befürchtet. Selbst wenn ich sofort nach meiner Ernennung zum Judex einen herzitiert hätte, hätte er Rom wohl kaum erreicht, bevor Ateius' Leichnam zusammen mit der Hälfte der Gebäude um den Campus Martius in Flammen aufgeht.«
    »Das ist bedauerlich«, sagte er selbstzufrieden. Er lebte sicher auf der anderen Seite des Flusses. »Kann ich dir eine Erfrischung anbieten?«
    »Nein, danke. Ich habe heute viel zu erledigen.«
    Er zog ironisch eine Braue hoch. »Dann mußt du dir ja ernsthaft Sorgen machen. Hast du nichts heraus bekommen, was in dieser Sache irgendwie weiterhelfen könnte?«
    Ich erzählte ihm alles, was ich heraus gefunden hatte, wobei ich allerdings eine Menge der religiösen Aspekte ausließ.
    Asklepiodes nickte weise, während ich sprach, aber das tun Ärzte immer.
    »Du hast gesagt, er wäre vor etwa fünfzehn Jahren in den Ritterstand aufgenommen worden?« fragte er, als ich geendet hatte.
    »Ja. Alle fünf Jahre führen die Censoren eine Volkszählung durch, schätzen den Besitz der Bürger und teilen sie den Ständen zu. Ein Ritter oder ein Kandidat für diesen Stand muß nachweisen, daß er über den erforderlichen Mindestwohlstand verfügt. Wenn er das nicht kann, wird er degradiert. Diese Praxis stammt noch aus der Zeit, als die römische Reiterei aus Männern bestand, die es sich leisten konnten, ihre eigenen Pferde zu halten.«
    »Ich verstehe«, sagte Asklepiodes. »Ich muß gestehen, daß ich mich mit euren politischen Institutionen nicht besonders gut auskenne. Werden auch Kinder in den Ritterstand aufgenommen?«
    »Was?« Seine Worte waren mir rätselhaft. »Was soll das heißen? Anwärter für den Ritterstand müssen genau wie früher im wehrtauglichen Alter sein.«
    »Der Mann, den ich im Pompeiustheater untersucht habe, war zwar übel zugerichtet, sein Alter konnte ich trotzdem schätzen.
    Vor fünfzehn Jahren war er nicht älter als sieben oder acht.«
    Ich kam mir vor wie ein Mann, dem man mit einem gepolsterten Knüppel auf den Kopf geschlagen hatte. »Bist du sicher?«
    »Bitte«, sagte er gekränkt. »Ich bin zwar Experte für durch Waffen verursachte Verletzungen und nicht für Biß- und Kratzwunden, aber ich kann das Alter eines Toten genauso gut schätzen wie irgendein anderer Arzt.«
    »Natürlich, ich meine, es ist bloß...«
    »Vielleicht wäre eine kleine Erfrischung doch angebracht. Du siehst ziemlich blaß aus.« Er sagte etwas in einer fremden Sprache, einer seiner Ägypter kam in das Arbeitszimmer, nahm seine Anweisungen entgegen und eilte davon. Ich setzte mich an einen Tisch, während es in meinem Kopf summte wie in einem umgestürzten Bienenkorb. Ich suchte jetzt nach zwei Männern, und einer von ihnen war Ateius. Vielleicht lebte auch Silvius noch. Von der Bildfläche verschwunden war der Sklave, der den Sack getragen hatte; der Bettler hatte ihn als etwa gleich groß wie den ersten Mann beschrieben, jedoch ein paar Jahre jünger.
    Dieser Sklave lag jetzt im Pompeiustheater aufgebahrt. Der Ägypter kam mit einem Krug und einem Becher zurück, den er füllte und in meine halbtaube Hand drückte.
    »Ich habe Ateius Capito getroffen«, sagte ich, »und der Mann war etwa in meinem Alter. Der Kerl lebt noch und versteckt sich irgendwo.«
    »Der gleiche Gedanke kam mir eben auch«, erwiderte Asklepiodes. »Wie ärgerlich, daß keiner von uns die Frage seines Alters vorher angesprochen hat. Der bedauernswerte Bursche kam mir schon bei der Untersuchung ein wenig zu jung vor, um ein so bedeutendes Amt wie das des Tribuns zu
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