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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns
Autoren: John Maddox Roberts
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er.
    »Erstaunlich.« Es gibt Facetten des römischen Lebens, von denen sich selbst lebenslange Bewohner der Stadt nie etwas träumen ließen. »Nun, ich bin hier, um den Aufenthaltsort flüchtiger Verbrecher auf zu spüren. Wart ihr an dem Morgen hier, als Crassus die Stadt verlassen hat?«
    »Die meisten von uns«, erwiderte er. »Einige hatten die Erlaubnis, an der Porta Capena zu betteln, weil sich dort an jenem Morgen eine so große Menschenmenge versammelt hatte.
    Aber die meisten von uns sind hier geblieben. Wir haben gedacht, daß die Leute nicht besonders spendabel sein würden, wo doch Crassus und sein Krieg so unpopulär sind. Wenn die Menschen schlechter Laune sind, treten sie die Bettler eher, als daß sie ihnen Münzen geben.«
    »Ich sehe, du kennst deine Zunft genau«, sagte ich anerkennend. »Kann sich irgend jemand erinnern, an jenem Morgen einen, vielleicht auch zwei oder drei Männer gesehen zu haben, die die Brücke, aus der Stadt kommend, in großer Eile überquert haben? Einer von ihnen trug einen Sack.«
    Mallius runzelte die Stirn, in seinem Gesicht ein fürwahr alarmierender Anblick. »Das ist ziemlich vage, Senator. Jeden Morgen überqueren Hunderte von Menschen diese Brücke. Die meisten tragen irgendwas, und viele haben es eilig.«
    Das hatte ich befürchtet. Dann fiel mir etwas ein. »Einer von ihnen hatte einen frisch verbundenen Arm und möglicherweise Reste von Farbe im Gesicht.«
    »An den erinnere ich mich!« Ein abgemagerter, einarmiger Mann drängte sich nach vorn. »Es waren drei Mann, zwei gut gekleidet, ein weiterer dahinter, der den Sack trug und aussah wie ein Sklave.«
    Das klang vielversprechend. »Sprich weiter!« »Ich erinnere mich noch daran, weil ich den ersten von ihnen angesprochen habe. Er hat mich angeknurrt wie ein Hund und mich so heftig weg gestoßen, daß ich fast über die Brüstung gefallen wäre. Der Arm, mit dem er mich gestoßen hat, war mit einem weißen Verband umwickelt, durch den frisches Blut gesickert war. Und er hatte Farbstreifen an den Ohren und seitlich am Hals. Jetzt fällt mir ein, daß die ganze Vorderseite seiner Tunika naß war, als ob er sich die Farbe kurz zuvor abgewaschen hätte.«
    »Und welche Farben waren es?« fragte ich.
    »Rot und weiß.«
    Nun behaupteten auch andere, das Trio gesehen zu haben, doch diese Bestätigung war nicht mehr nötig. Ich wußte jetzt, daß Ateius die Brücke als freier Mann überquert hatte. Er war nicht in der Stadt getötet und dann ans andere Ufer getragen worden. Zwei Bürger, Ateius und höchstwahrscheinlich Silvius.
    Der dritte war vermutlich ein Sklave gewesen. Ateius hatte den Kreis der Verschwörer so klein wie möglich gehalten, was bei Verschwörungen immer eine gute Idee ist.
    »Kannst du die Männer beschreiben?« fragte ich.
    Der einarmige Bettler überlegte eine Weile. »Der Mann, der mich weggeschubst hat, war kleiner als du, ziemlich dünn, mit dunklen Haaren und dunklen Augen. Ich glaube, der zweite war größer, aber an sein Gesicht kann ich mich nicht mehr erinnern.
    Er trug teure Sachen. Der dritte war ein Sklave, etwa genauso groß wie der Mann mit dem Verband, vielleicht ein paar Jahre jünger.« Wie die meisten Bettler schätzte er die Menschen nach der Qualität ihres Schmucks und ihrer Kleidung ein. Ich war hoch erfreut, aus dieser Quelle so viele Informationen geschöpft zu haben.
    »Hast du gesehen, in welche Richtung sie auf der anderen Seite der Brücke gegangen sind?« fragte ich ihn.
    »Da hoch«, sagte er und wies den Hügel hinauf zu der verfallenen alten Mauer des Ancus Marcius, die zu der ebenso verfallenen alten Festung führte, wo das rote Banner im Morgenwind flatterte und darauf wartete, zur Warnung vor einem anrückenden Feind eingeholt zu werden.
    Ich verabschiedete mich von den Bettlern und überquerte die Brücke in Richtung Trans-Tiber-Distrikt. Damals war das Viertel von den Gewerben rund um den Fluß geprägt sowie von einigen anderen, denen man innerhalb der Stadtmauern nicht nachgehen durfte.
    »Wohin gehst du jetzt?« fragte Hermes.
    Ich dachte eine Weile nach. »Ich komme mit dir.«
    »In die Ludus?« fragte er überrascht.
    »Ich möchte mit Asklepiodes sprechen.«
    Im Eingangsportal der Ludus schlug uns das vertraute Geklirr von Waffen entgegen. Im Hof trainierten etwa einhundert Leute, im Zweikampf Mann gegen Mann oder an einem der diversen genialen Übungsgeräte, während wieder andere wartend herum standen, bis sie an der Reihe waren, alles unter den
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