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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns
Autoren: John Maddox Roberts
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beeindruckenden Berg an Dokumenten hinter lassen. Vieles von dem, wonach ich suchte, hatte wahrscheinlich gar keinen Niederschlag in den offiziellen Unterlagen gefunden, vor allem die Geldgeschenke nicht. Trotzdem war ich sehr zuversichtlich.
    Mächtige, arrogante Männer sind erstaunlich ungeschickt, wenn es darum geht, keine Spuren zu hinter lassen. Sie gehen davon aus, daß ohnehin niemand je gegen sie ermitteln wird und sie gegen jeden Angriff immun sind.
    »War einer von euch bei diesen Spielen?« fragte ich, als ich eine astronomische Rechnung über Tierfutter für so exotische Kreaturen wie Bären, Löwen, Zebras und sogar Strauße überflog. »Die meisten von uns waren bei den Rennen«, erwiderte Demetrius. »Einige haben sich auch die Schauspiele angesehen.
    Aber an den Munera und den Tierkämpfen durften wir als Sklaven nicht teilnehmen.«
    »Das Gesetz wird doch kaum noch beachtet«, sagte ich.
    Frauen durften offiziell auch nicht daran teilnehmen, was sie jedoch nicht daran hinderte, es trotzdem zu tun.
    »In diesem Fall wurde streng kontrolliert«, sagte Demetrius.
    »Sehr viele Leute vom Lande wollten die Spiele sehen, so daß man sich schon Monate im voraus unter Nachweis seiner Bürgerrechte Eintrittskarten besorgen mußte.«
    »Ich nehme an, das ist nur vernünftig«, sagte ich. »Wenn der ganze Zweck der Munera nur darin besteht, Wählerstimmen zu gewinnen, warum sollten Aedilen sie an Leute verschwenden, die sowieso nicht wählen dürfen?«
    Während wir die Dokumente durchsahen, tauchte der Aedil Paetus auf.
    »Schon wieder hier, Metellus? Was hat das zu bedeuten?« Ich erklärte es ihm, und er zog sich eine Sitzbank hinzu. »Ich helfe dir. Hast du vor, ihn nächstes Jahr anzuklagen? Wenn dir das gelingt, kannst du dir einen Namen machen.« Er griff nach einer Wachstafel mit einem aufwendigen Siegel, öffnete sie und stieß dann einen leisen Pfiff aus. »Eine recht großzügige Spende von Ptolemaios. Der alte Säufer hat in jenem Jahr mit Geld förmlich um sich geschmissen. Ich wünschte, ich wäre in der Position gewesen, etwas davon aufzufangen.«
    »Zeig mal!« Ich riß ihm die Tafel aus der Hand. »Hah!
    Zweitausend Talente als Zeichen seiner Zuneigung! Der König von Ägypten, der Freund und Verbündete Roms, leistet damit einen kleinen Beitrag zu den prächtigen Spielen.«
    »Das ist nichts Illegales«, erinnerte mich Paetus. »Er hat es offiziell angegeben.«
    »Aber es ist ein Beweisstück. Wie auch immer, selbst wenn Scaurus eine öffentliche Auspeitschung und anschließendes Exil verdient hat, habe ich es eigentlich nicht auf ihn abgesehen.
    Sucht weiter!«
    Paetus schüttelte den Kopf. »Was für ein Spektakel der Mann inszeniert hat! Die ersten Nilpferde, die man je in Rom gesehen hat. Hast du eine Vorstellung davon, was es kostet, Nilpferde nach Rom zu bringen? Für jedes einzelne Tier mußte ein ganzes Schiff in ein großes Aquarium umgebaut werden. Und Krododile wurden das erste Mal in der Öffentlichkeit gezeigt.«
    »Krokodile?« sagte ich fragend. Heute warf mir jeder kleine Leckerbissen in den Schoß. »Nilpferde und Krokodile besorgt man nicht in Gallien, oder?«
    »Nein, aber für Scaurus war es trotzdem nicht besonders schwierig«, fuhr Paetus fort. «Wenn man damals ein Mann von Einfluß war, und Ptolemaios konnte einem einen Gefallen tun, dann ließ er sich nicht lange bitten. Die Alexandriner hatten ihn rausgeschmissen, doch er konnte alles, was er wollte, von seinen Gütern am Oberlauf des Nils beschaffen: Gazellen, Löwen, Leoparden, Elefanten. Er wollte bloß deine Stimme und deinen Einfluß. Und wenn er nicht so knapp an Bargeld gewesen wäre, hätte er den ganzen Senat gekauft. Es war Aemilius Scaurus' Glück, daß er es geschafft hat, Ptolemaios schon im ersten Jahr anzuzapfen, als er seinen Schatz noch nicht ganz ausgegeben hatte.«
    Bis zum Nachmittag hatten wir die Unterlagen auf genügend Schriftrollen und Wachstäfelchen reduziert, um damit einen Korb zu füllen. Ich lieh mir einen Tempelsklaven als Träger aus und machte mich mit ihm auf den Weg ins Getreideamt, um Rapport zu erstatten.
    Der Liktor klopfte mit dem Griff seiner Fasces gegen die Tür.
    Als der Türsteher öffnete, traten wir ein, ohne eine Aufforderung abzuwarten. Der Majordomus, ein kahler Eunuch, kam indigniert ins Atrium, doch ich schnitt ihm das Wort ab, bevor er es überhaupt ergreifen konnte.
    »Hol Lisas!« bellte ich. Gackernd und die Hände ringend, eilte der Eunuch davon. Wenige Minuten
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