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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark
Autoren: Janny Wurts
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Bösartigkeit über lange, erschöpfende Jahre allein zu erwehren, doch war er nun zu ausgezehrt von all den schweren Prüfungen, um seinen Brüdern noch hilfreich zur Seite stehen zu können. Nun mußte die reine Hoffnung genügen, daß die paravianischen Schutzbanne innerhalb der unteren Mauern dieses Turmes sich als ebenso kraftvoll erwiesen wie jene, die einst zum Bann Desh-Thieres genutzt worden waren.
    Doch in dieser Stunde der Gefahr waren ihre angreifenden Feinde nicht an einen Leib aus Nebel gebunden. Diese freien Geister waren dem Leben nicht fleischlich verbunden, und sie waren auch nicht den Gesetzen der Physik unterworfen. Sie konnten nicht durch Illusionen geködert werden, deren Zweck es war, die Sinne ihres Opfers zu zerstören oder zu verwirren, und da sie nicht an den Nebel gebunden waren, würde auch keine Gabe des Lichtes und keine Gabe der Schatten ausreichen, sie im Zaum zu halten. Im Besitz einer messerscharfen Auffassungsgabe, wußten die drei Zauberer, daß keine Macht im Lande diese bösartigen Kreaturen bändigen konnte, sollte es ihnen gelingen, den Schutzbannen des Althainturmes zu entgehen. Gemeinsam mit den Geistern eingesperrt, blieb ihnen nun nur noch, zu versuchen, ihrem tödlichen Zugriff auszuweichen. Irgendwie mußte es ihnen gelingen, sie zu besiegen und einzufangen, ohne der Besessenheit zum Opfer zu fallen.
    Die Gefahr war enorm, das Risiko unvorstellbar, denn sollten sie versagen, diese Bedrohung hier und jetzt abzuwenden, so würde ihr Wissen und ihre Macht in ganzem Umfang gegen das Land gerichtet werden, das zu beschützen die Bruderschaft gelobt hatte.
    Dem oberflächlichen Anschein zufolge, schien es keinen Feind zu geben, gegen den sie den Kampf aufnehmen konnten. Umrahmt von dem ausgedehnten Flackern durchstoßener Felder in den Turmbannen, warfen die metallischen Buchrücken Reflexionen in die umgebende Düsternis. Der Energiefunke des Dritten Weges in der Kohlenpfanne beruhigte sich allmählich, und sein gleichmäßiges, blaues Leuchten bedeckte den massiven schwarzen Tisch mit den weißen Kreidesymbolen und den leeren Stühlen, die ihn in gleichmäßigem Abstand umgaben, mit seinem kalten, harten Schein. Mit wirrem Haar und zerzaustem Bart, die Hände gefaltet, stand Sethvir still im Raum. Sein Blick siebte die Luft auf der Suche nach einer Spur der feindseligen Wesenheiten, die sich lauernd in allen Ritzen und Regalbrettern verbargen.
    Anders als die geisterhaften Erscheinungen seiner Brüder war seine Wahrnehmung durch ihre Bindung an die Sinne eines Sterblichen gehemmt. Die Verknüpfung mit der Erde selbst, die ihn befähigte, in einem Stadium halber Trance den Ereignissen der Welt zu folgen, vermochte ihm bei der direkten Begegnung nicht zu helfen. Schlimmer noch, verlangsamte der Zugriff auf diese Verknüpfung seine Reflexe. Auch konnte er nicht wie seine körperlosen Kollegen hinter sich blicken, um sich den Rücken freizuhalten. Für die verfeinerte Wahrnehmung seiner magischen Sinne stellten sich die Wesenheiten als geisterhafte Lichterscheinungen dar, die heller wurden, wenn sie sich bewegten oder versuchten, auf irgend etwas Lebendiges Einfluß zu nehmen. Wann immer sie jedoch reglos abwarteten oder sich jenseits seines Blickfeldes und seiner peripheren Wahrnehmung heranpirschten, mußte er sich auf sein Gehör verlassen, denn ihre Aura hinterließ keinerlei Spuren in der Luft. Augen aber mußten blinzeln, und fleischgebundene Sinne wurden nur allzu leicht ein Opfer der Ermüdung.
    Doch die Gefahr war präsent, und sie kam immer näher.
    »Vorsicht«, warnte Luhaine. »Ich zähle neun feindselige Wirbel.«
    Vertieft in sein Ringen mit der Anpassung seiner Wahrnehmungsfähigkeit, fiel es Sethvir weit schwerer, die Wesen auszumachen. Verwoben mit dem Durcheinander seiner Besitztümer, erinnerten die verdrehten Ströme der Geistwesen in der Finsternis an aufgewehte Staubwolken, die über versiegenden Quellen statischer Energien schwebten. Flüchtig erschienen sie, so durchscheinend wie der Dampf über seinen Teetassen. Doch Sethvir ließ sich nicht täuschen. Mit seiner weitgefächerten Wahrnehmung erkannte er ihre Unruhe, erkannte die peinigenden Vibrationen des Hasses. Diese Wesenheiten gestalteten ihre Essenz zu lauernden Gesichtern mit weit aufgerissenen Mündern, in glasige, durchschimmernde, skelettierte Finger, die sich klauenartig öffneten und schlossen, stetig auf der Jagd nach jeder Lücke in seiner Abwehr, ganz gleich wie klein sie auch sein
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