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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark
Autoren: Janny Wurts
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Schutzbanne.
    Barfuß mit zerknitterter, von Wasserflecken gezeichneter Robe, sein Haar glich einem windzerzausten Vogelnest, betrachtete Sethvir sein Werk, wobei er ein leises Gebet zu Ath murmelte und ihn bat, diesem Notbehelf zum Erfolg zu verhelfen. Luhaine hingegen war so bedrückt, daß ihm nicht einmal mehr ein Murren über die Lippen kam. Der Verschmelzung mit der Erde entzogen, überlegte er angestrengt, wie die Schutzbanne des Althainturmes am zweckmäßigsten genutzt werden konnten, um Kharadmon in seiner mißlichen Lage zu unterstützen.
    Nur wenige Sekunden sollten noch vergehen, ehe das Problem direkt vor ihnen stehen würde. Luhaine verlangte nach mehr Informationen: »Ich gehe davon aus, daß die Wesenheiten, die Kharadmon bedrängen, von der gleichen Art und dem gleichen Ursprung sind wie jene, denen der Nebelgeist sein Empfindungsvermögen dankt.«
    Sethvir grunzte zustimmend. Weiß traten die Knöchel an seinen Fingern hervor, die sich in seinen Bart gekrallt hatten. Wieder waren seine Augen weit geöffnet und starr, während seine Wahrnehmung auszog, den Spuren Kharadmons zu folgen. Eine Minute verging, ehe er die schlimmste aller möglichen Schlußfolgerungen vernehmen ließ. »Die Kreaturen, die ihn verfolgen, sind freie Geister. Sie sind nicht an den Nebel gebunden.«
    Was bedeutete, daß sie einen Bann benötigten, der nicht minder kraftvoll sein durfte als jener, der das Jaspisgefäß im Rockfellschacht versiegelt hielt. Luhaine bat um Erlaubnis, ehe er die äußeren Banne des Althainturmes manipulierte, bis die Luft jenseits der Fenster zu knistern begann. Dann erklärte er ebenso verbittert wie mißbilligend: »Kharadmon hat sich auf ein unfaßbares Risiko eingelassen, diese Wesen nach Athera zu bringen.«
    »Er hatte keine Wahl.« Als er wieder nach seinem Kreidestummel griff und weitere Symbole auf den Fenstersims zeichnete, schien Sethvir plötzlich so fragil wie eine Porzellanfigur. »Tatsächlich hat sich der Signalzauber, den Asandir und ich gewirkt haben, ihn zu retten, zu jenem Unglück entwickelt, das ihn zum Handeln gezwungen hat.«
    Die Andeutungen, die sich hinter diesem Eingeständnis verbargen, waren so weitreichend, waren Ironie des Schicksals genug, die Saat einer wahren Tragödie zu legen. Sprachlos vor Pein, gab Sethvir sein Wissen weiter: Denn Kharadmon hatte ihren Ruf gehört; kein Ruf, kein Gedanke und kein Flehen, ausgesandt aus dem Althainturm, ihn nach Hause zu holen, war ihm entgangen. Doch es war ihm unmöglich gewesen zu antworten, war er doch gefangen im Kampf gegen feindlich gesonnene Wesenheiten. Diese hatten sich seiner Zerstörung verschrieben, kaum daß er als Kundschafter Atheras und Zauberer aus der Bruderschaft der Sieben erkannt worden war. Die Geistwesen jenseits des Südtores gelüstete es nach seinem Wissen über die Großen Beschwörungen, wollten sie es doch für ihre eigenen Zwecke nutzen. Ausdauernd und verstohlen hatte Kharadmon darum gekämpft, sie zu überlisten. Dieser Unglücksfall hatte die Dringlichkeit seiner Aufgabe nur noch mehr verdeutlicht. Er mußte den Namen des Nebelgeistes, der im Rockfellschacht eingekerkert war, herausfinden, auf daß die gemarterten Geister erlöst und die beiden Prinzen von seinem Fluch befreit werden konnten.
    »Der Signalzauber enthielt die Signaturen ganz Atheras«, schloß Sethvir mit einem gequälten Flüstern. »Wir haben selbst die Bäume genutzt, ihn zu verankern.«
    Wie einen Donnerschlag vernahm Luhaine das Wispern des endlosen Dilemmas. Als der Nebelgeist vor vielen Jahren zum ersten Mal versucht hatte, über Athera hereinzubrechen, hatte Traithe das Südtor versiegelt, um sein Eindringen zu verhindern, doch der Preis, den er dafür zu zahlen hatte, war entsetzlich gewesen. Nun, auf den Schwingen der Beschwörung, die ausgesandt worden war, Kharadmon zurückzurufen, erhielt die übergroße Macht des Nebelgeistes, die seinerzeit am Eindringen gehindert worden war, die Gelegenheit, Athera auf einem anderen Wege heimzusuchen. Solange auch nur einer der Bäume, der Setzlinge und Saatkörner existierte, deren Vibration den Rufzauber begleitet hatte, solange die ihnen zustehende Anzahl an Lebenstagen nicht erschöpft war, bildete der geisterhafte Nachhall eines machtvollen Bannes das zarte Band, das den Kontakt zwischen den abgesonderten Welten wiederherzustellen vermochte. Nun aber unterlag Athera der enormen Bedrohung durch diese verstümmelte Geistmasse, die einst ein Teil Desh-Thieres gewesen war; eine
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