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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht
Autoren: Janny Wurts
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Fragen stellen«, riet Mearn. »Noch ein Schnitzer, und Parrien wird ohne Zweifel jegliche Vernunft außer acht lassen und seinen Posten vor dem Gang im Stich lassen.« Keldmar antwortete mit einem nichtssagenden Grunzen. Die Bretter unter seinen Beinen begannen zu zittern; Hauptmann Tharrick hatte mehr Soldaten abkommandiert, hinaufzuklettern.
    Jemand, der offenbar weit beweglicher war, sprang herbei, glitt herab wie eine Schlange und schwang sich auf das untere Brett. »Er ist unter uns«, wisperte Mearn.
    Keldmar starrte hinab, das Messer hoch erhoben. Der säuerliche Geruch rohen Leders stieg in seine Nase, gefolgt von einem pikanten Bukett, das angereichert war mit den erstickenden Ausdünstungen von Ammoniak.
    »In eurem Lederlager haben die Ratten genistet«, kommentierte der Rüpel.
    Keldmar verzog den Mund und schleuderte seine Waffe. Der Dolch traf auf etwas Weiches, Leder, vielleicht aber auch menschliches Fleisch; der Winkel seines Wurfs war zu ungünstig, sicher zu sein. Er beugte sich vor, um sich über das Ergebnis seines Angriffs zu informieren. Ein Lagernetz flog herauf, erwischte ihn und legte sich peitschend um seinen Leib. Eingeschnürt wie eine Hure in ihrem Korsett, rang er um Halt, die Finger in die verworrenen Hanffasern gekrallt. Sein Ellbogen bohrte sich in Mearns Körper, ehe er von hinten von einem übereifrigen Soldaten gepackt wurde, der eben erst das Regal erklettert hatte.
    »Er ist einer von uns, du Narr!« Wütend wie eine Katze mit angesengtem Fell ergriff Mearn einen Streitkolben und schlug den Stümper bewußtlos.
    Schlitternd fiel Keldmar in dem Wirrwarr lockerer Maschen zurück. Benommen kichernd rieb er sich die aufgeschürfte Schulter. »Das war ein bißchen heftig, lieber Bruder.«
    »Verlange keine Schwäche von mir, nur weil du verweichlicht bist.« Mearn versetzte seinem Bruder einen Hieb auf den Arm, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Wenn dieser Spion Tharricks Postenkette durchbricht, wird er über unsere Bombarde stolpern.«
    »Denkst du, wir sollten ihm zuvorkommen und ihn auf der Nordseite erwarten?« Keldmar war ein großer Mann, der sich nur ungern schnell bewegte. Seine Gegner neigten dazu, zu vergessen, daß er dennoch durchaus dazu imstande war, eine Tatsache, die bei Wettkämpfen zu lukrativen Einsätzen einlud; anders Mearn, der von jeher jede Form der Gemächlichkeit verabscheute.
    Gemeinsam sprangen sie herab und liefen los, kaum daß sie den Boden berührt hatten. Schon nach zwei Schritten stieß Keldmars Fußspitze gegen ein Objekt, das mit einem hallenden, metallischen Klang davonflog.
    »Verdammte Helme«, fluchte Mearn erneut, und seine Lautstärke steigerte sich noch, als Hauptmann Tharrick ihn mit dem Spion verwechselte und sich gerade noch rechtzeitig den Befehl zum Angriff verkniff.
    Ohne Vorwarnung verschwanden die Schatten.
    Fackelschein flammte erneut auf und flutete Regale und Mauern; hier ein Durcheinander aus Signalfahnen; funkelnde Reflexionen über unordentlich herumfliegenden Metallgegenständen. Soldaten hingen mit hervorquellenden Augen blinzelnd an den Gerüsten, während Bransian mit einer neuen Fackel auf einen Spalt deutete, der in der dunkelsten Ecke lag, so weit wie nur möglich von der Treppe entfernt. »Er ist dorthin gelaufen.«
    Mearn und Keldmar wirbelten im Gleichschritt um die eigene Achse; und der flüchtige Spion stürzte direkt auf sie zu.
    »Dämon!« Keldmar sprang hastig zur Seite, packte sich einen Knüppel aus einem Faß und begann wild um sich zu prügeln und so den Weg durch den Gang vollständig zu versperren.
    Mearn zog sein Messer aus dem Gürtel und warf.
    Hals über Kopf ließ der Spion sich fallen. Dank seiner Behendigkeit nurmehr undeutlich zu erspähen, rollte er sich mit raschen Bewegungen ab, während das Messer hoch über ihm hinwegflog und zitternd im Holz einer gewaltigen Armbrust steckenblieb. Keldmar wirbelte seinen Knüppel herum, so rachedurstig wie eine Bäuerin, die mit einem Schürhaken Jagd auf eine Küchenschabe macht. Ein stahlbewehrtes Ende polterte knapp fehlgeleitet auf die Pflastersteine und riß eine wirre Strähne schwarzen Haares mit sich. Schreie erklangen und das Poltern eiliger Schritte näherte sich. Die am wenigsten verwirrten Soldaten Tharricks stellten sich in einer Reihe auf und schossen ihre Pfeile ab. Das Sperrfeuer prallte von den Steinen ab. Ein besser gezielter Schuß Bransians hinterließ einen Riß in einem längst zerfetzten Ärmel.
    Neben einer Leiter, von einem
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