Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht
Autoren: Janny Wurts
Vom Netzwerk:
wieder aus einer Regalreihe auf der anderen Seite auf. Blut benetzte seinen Zopf, und seine Fäuste schlossen sich um eine zweischneidige Streitaxt. Mearn hatte sich durch die Ausrüstung des Feldzeltes gewühlt, bis er im Feldküchengerät ein gewaltiges Beil gefunden hatte. Mit gemeinsamen Anstrengungen hieben sie nun auf die Stützen ein, begleitet von den grämlichen Klängen erschütterter Regalbestände; derweil gruppierten sich im lodernden Feuerschein auf dem Treppenabsatz die Soldaten auf das Kommando von Keldmar und Tharrick in kleinen Verbänden, ehe sie ausschwärmten, um Bogen zu suchen.
    In diesem Augenblick verloschen sämtliche Fackeln.
    Rohe, abgehackte Schreie klangen auf, verstummten, abgehackt durch Tharricks Anordnungen; dann Stille, nur der Widerhall der donnernden Axthiebe dröhnte noch durch den Raum, und schließlich, leise, eine wahrlich unverschämte Beschwerde. »Paßt auf, wo ihr hintretet.«
    Keldmar verfing sich in einem Durcheinander herumfliegender Bogensehnen. Dann zerschlug ein gewaltiges Krachen von Holz und Metall die Reihen der Soldaten, die in lautes Geheul ausbrachen. »Armbrüste, zehn Dutzend, und achtet darauf, daß die Spannvorrichtungen unter euren groben Schuhnägeln nicht der Zerstörung anheimgegeben werden.«
    Von rechts, nicht länger aus der Richtung der schwankenden Regale, war die lachende Stimme erklungen. Mearn hörte auf zu hacken, doch zu spät. Ein Seil war zum obersten Regalbrett gespannt worden. Wie zur Warnung, faserte der Hanf knirschend auf. Dann begann die instabile Konstruktion zu beben, neigte sich und stürzte auf die nächste Reihe der Regale nieder. Ein Rascheln wie von Sandpapier begleitete die rutschenden Inhalte, und ein wahrer Regen aus kartonierten, verschnürten, zusammengeballten und in Lattenkisten verpackten Gegenständen ergoß sich in einer Flut, die den Boden sogleich mit einer gefahrvollen Unordnung überzog.
    Die Soldaten, die abkommandiert worden waren, Langbögen zu bespannen, wurden von einem Hagelsturm abgesplitterter Holzstücke aus dem zerstörten Regal aufgehalten oder gänzlich niedergerungen.
    Keldmar erteilte hastig Anordnung, die obere Tür zu verriegeln, während Dakar getreten und halb von Parrien niedergetrampelt wurde, als dieser herbeieilte, um den Zugang zu dem unterirdischen Gang zu versperren.
    Zu erschöpft, sein angeschlagenes Schienbein zu beklagen, ob der aufsteigenden Hitze nahe seinen Fingern gewiß, daß die Fackeln noch brannten, ihr Schein lediglich von Arithons Schattengewebe verdunkelt wurde, sagte Dakar: »Ich habe Euch gewarnt. Dieser Spion ist ein Zauberer. Was auch immer in dieser Waffenkammer für Eure Feinde von Interesse sein mag, er wird es suchen, ehe er versucht, zu entkommen.«
    »Die Bombarde«, murrte Parrien, ehe er mit einem gutturalen Fluch auf den Lippen von dannen zog.
    Ein verstohlenes Kratzen, ein gedämpftes Schniefen und das leise Klimpern von Metall offenbarte den Scharfsinn dieser Vorahnung: der Eindringling war bereits ein Regal weiter und bewegte sich flink in die der Tür entgegengesetzte Richtung. Mearns hastiger Versuch, ihm den Weg zwischen den Regalen abzuschneiden, wurde durch einen heftigen Sturz rasch beendet, als er in einem wirren Haufen Armbrüste hängenblieb, der gerade erst niedergegangen war, die Soldaten aufzuhalten.
    »Verstrickungen, Fußangeln und Pech«, höhnte der Spion in einem Tonfall unbeeindruckten Vergnügens. Sich der Tatsache wohl bewußt, daß diese Phrase einer zotigen Ballade über die unglückselige Festsetzung eines Ehebrechers entstammte, bemühte sich Bransian, die Quelle der Geräusche ausfindig zu machen. Ein Zischen durchkämmte die Luft über seinem Kopf, vermengt mit dem hellen Klirren von Drosselketten. Unbeholfen starrte der Herzog aufwärts, nur um sogleich von einer Ladung Zaumzeug nahezu erschlagen zu werden. Halb erdrosselt von der Last eines schweren Kummets, von Kopf bis Fuß in geöltes Leder verheddert, zerrte er seinen Dolch hervor und fing an, das Leder mit zornigen Hieben in kleine Stücke zu schneiden.
    Nachdem er sich einen Weg durch die letzten Armbrüste gebahnt hatte, stand Mearn lauschend in der Dunkelheit, das schwere Beil zum Schlag erhoben. Ein dumpfes Gemenge diverser Echos hallte durch die Waffenkammer. Bransians mörderisches Keuchen erklang im Takt mit dem Klimpern herabfallender Koppelschlösser, was wiederum von Keldmars Ermahnungen gegenüber Tharricks Männern aufgewogen wurde, welche ihrerseits grummelnd in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher