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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht
Autoren: Janny Wurts
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dem Bemühen verfangen waren, sich wieder zu sammeln und die Langbögen zu bespannen, begleitet von einem Chor anprallender Schienbeine und schmerzlich anstoßender Zehen.
    Mit kraftvollem Schwung senkte Mearn seinen Waffenarm. Plötzlich flammten die Fackeln wieder in strahlender Helligkeit auf, und ein geschmeidiger, schmaler Leib ging unter dem niedergehenden Beil in die Knie. Schwarze Haare und grüne Augen kennzeichneten belustigt sardonische Züge, als der Spion den Hieb mit einem erhobenem Schwert in jeder Hand konterte. Stahl schrie auf, als sich die Klingen kreuzten und das schwere Beil abfingen.
    »So ein Pech«, sagte der Spion grunzend, als die Macht des Aufpralls ihm den Atem raubte. Dann ließ er seine Waffen los.
    Als Mearn zurückschnellte und mit heftigem Ruck am Stiel zerrte, um sich aus der Umklammerung seines Gegners zu befreien, verspürte er keinerlei Widerstand.
    Die verhakten Klingen gehorchten und flogen sogleich durch die Luft. Die ihnen innewohnende Balance verlieh ihrer Flugbahn ein rachgieriges Eigenleben, als sie sich in hohem Bogen auf schockierte, geweitete graue Augen und einen Mund, dessen Winkel zu einem Ausdruck ergrimmter Entschlossenheit herabgezogen waren, niedersenkten. Flink wie eine Katze, sprang Mearn zur Seite, um ihnen auszuweichen, während sein Jagdwild sich duckte, herumrollte und in einem kleinen offenen Spalt unter einem Regalbrett verschwand. Nur einen halben Herzschlag später bohrte sich Mearns Waffe in das genagelte Holz und hinterließ eine furchterregende Kerbe.
    Noch immer in dem Wirrwarr aus Zaumzeug gefangen, verlor Bransian die Geduld und stürmte voran. Helme dröhnten, prügelten, zu klingendem Leben erweckt, hernieder, als er bei seinen mühsamen Fortschritten den herumliegenden Schutt mit Kummet und Zugriemen aus dem Gleichgewicht brachte. Beißstangen und Schnallen verhakten sich in aufgestapelten Bogen und Flanschen, und der Lärm vernichtete jegliche Hoffnung, der Spur des Fremden noch folgen zu können.
    »Bei Dharkarons schwarzem Speer!« kreischte Parrien. »Werdet ihr wohl dieses Zeug aus dem Weg schaffen?« Verärgert genug, seinen Posten vor dem Tunnel im Stich zu lassen, preschte er vor und blieb sogleich ruckartig stehen, als sich ein zweites Mal tiefe Dunkelheit über die Waffenkammer senkte.
    Auch Bransian hielt augenblicklich inne, begleitet von dem gereizten Klang gezogener Klingen. Hauptmann Tharrick und Keldmar hatten die kurze Atempause genutzt, die Soldaten neu zu formieren.
    Das Prasseln verstreuter Steingeschosse verriet ihr Anrücken auf das letzte verbliebene Regal, das noch unversehrt war.
    Inmitten verstohlener, leiser Schritte und dem gedämpften Klirren von Waffen und Kettenhemden, leierte eine sanfte Stimme einen Monolog herunter. »Hellebarden, vier Einheiten, bewundernswert gepflegt. Dolche für den Schwertkampf, acht Dutzend in einer Kiste. Langschwerter ohne Knauf, zwei Truhen.«
    »Bei Ath, er führt eine Inventur durch!« schrie Keldmar mit vor Ungläubigkeit heiserer Stimme.
    »Sehr gut«, bemerkte der Spion trocken. »Nur ein Wahnsinniger käme hierher, um Eure netten, scharfen Schwerter zu zählen.« Ein bezeichnendes Klappern erklang aus den tiefsten Eingeweiden der Finsternis.
    Stets von rascher Auffassungsgabe, rief Mearn: »Er spannt die große Armbrust.«
    Keldmar brüllte Anordnungen, und Hauptmann Tharricks Soldaten marschierten in zwei Reihen auf, entschlossen den dritten Korridor auf den Kopf zu stellen. Schnelle Schritte hallten von dem Steinboden wider, überlagert von dem Klappern des Auslösemechanismus’, einem Knarren von Schichtholz und dem Jammern eines stark gespannten Drahtes.
    »Rosmarin, Thymian, Muskat und Pfefferminz«, sang der Spion. »Hab acht auf böse Kräuter, die wachsen allzu fix.« Mit einem leisen Klicken entlud sich seine Waffe.
    Der Pfeil flog zischend durch die Finsternis und fand sein Ziel, einen Haufen gelagerter Brustplatten. Ihr Regalfach spie sie in donnerndem, schädelzerschmetterndem Radau aus. Die drei führenden Soldaten wurden sofort niedergerissen, während weitere Panzerplatten herniederwirbelten und gnadenlos auf Köpfe und Ellbogen einschlugen. Unerschrocken drängten die zerstörten Reihen der Soldaten dennoch weiter voran. Ein zweiter Schuß löste sich aus der Armbrust. Ganze Stapel leichter Schilde gerieten ins Schwanken und stürzten um. Ihre lederüberzogenen Rahmen waren mit bronzenen Dornen bedeckt und bildeten ein gefährliches Hindernis, als sie hierhin und
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