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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht
Autoren: Janny Wurts
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dorthin flogen und die Reihen der Männer noch weiter aufsplitterten. Diejenigen, die das Getümmel unbeschadet überstanden hatten und sich mühten, den Vorstoß zu Ende zu bringen, stolperten schon beim nächsten Schritt und stürzten zu Boden. Der Spion hatte während seiner Zählung die Schäfte von unzähligen Hellebarden strategisch geschickt in den Verstrebungen der Regale verhakt. Angespornt von glühendem Zorn und den Schmähungen Keldmars, kamen die Soldaten strauchelnd wieder auf die Beine und rückten weitere drei Schritte vor, ehe sie sich hilflos in den muffigen Fasern alter Signalflaggen verfingen. Modrig stinkender Staub wirbelte auf. Die Angreifer, die sich unter bösartigen Niesanfällen krümmten, stolperten weiter, während der Spion bereits an einem Pikengerüst emporkletterte und sich dann seitwärts auf das entfernteste Brett eines Haltegerüsts zog.
    Angetrieben von Bransian und Mearn, fanden die Verfolger ihren Kampfeswillen wieder und drängten von beiden Seiten wie ein Rudel wilder Wölfe in den Gang hinein. Schwer wog die Enttäuschung, daß es sechzehn Männern in einer der bestausgerüsteten Waffenkammern Ost-Hallas nicht möglich war, ein Ziel für ihre Klingen zu finden.
    »Cailcallowtee den Husten erleichtert«, resümierte der Spion, irrsinnige Rezitationen abhaltend, » Weide und Kreuzblume das Fieber lindern.«
    Hastige Unruhe erfüllte die Finsternis, als die Soldaten sich mühten, den hochgelegenen Thron des Eindringlings zu umstellen.
    Rezepte für Kräuteraufgüsse und Arzneien erlitten einen schroffen Versbruch. »Bei bedrohlichen Situationen bleibt uns nur die Improvisation.« Unsichtbare Hände hoben etwas ebenso Unkenntliches an. Ein Kübel mit Schnallen und Koppelschlössern stürzte um; dann gab ein Faß voller Pfeilspitzen explosionsartig seinen Inhalt frei, der mit bösartigem Zischen zu Boden fiel, nur allzu schnell gefolgt von zwei Kisten mit Armbrustpfeilen. Männer fluchten, sprangen davon oder schlichen vorsichtig voran, dieses neue, klirrende Hindernis zu umgehen, während ihr unglückseliger Hauptmann heulend auf die Knie fiel und feststellte, daß sich eine Pfeilspitze durch seine Sohle gebohrt hatte. Es schien recht unwahrscheinlich, daß diese Verletzung lediglich auf einem unglücklichen Zufall beruhte.
    Allein Dakar hegte eine abweichende Vermutung, als gleich darauf ein Regen loser Nieten aus einer Kiste niederging: Arithon deckte den Boden mit allem ein, was geeignet war, Lärm auszulösen. Zwar mochte er der Herr der Schatten sein, doch ohne seine magische Wahrnehmungsfähigkeit mußte die Finsternis, die er selbst herbeigeführt hatte, auch ihn behindern. Daher bemühte er sich darum, diesen Mangel durch das ihm eigene Gehör eines Meisterbarden auszugleichen, indem er jedes Geräusch bis in die feinste Nuance untersuchte und so die Standorte seiner Feinde bestimmen konnte.
    Dakars verhinderte Boshaftigkeit gestattete keinerlei Anerkennung ob der erstaunlichen Tatsache, daß der Prinz von Rathain, trotz des unverzeihlichen Verrats und der Übermacht feindlich gesonnener Soldaten, ganz offensichtlich entschlossen war, die von den Zauberern der Bruderschaft erbetene Untersuchung zu Ende zu bringen.
    »Speere, Streitkolben, Morgensterne.« Etwas Schweres stürzte herab und setzte einen Sturm rötlicher Funken frei. Der Soldat, der auf halber Höhe an dem Regal hing, verlor grunzend den Halt. Eine faustgroße Beule zierte nun seinen Helm. Sein unrühmlicher Niedergang riß zwei seiner Kumpane mit zu Boden, während die Finsternis sich überraschend verzog und Keldmar, der wie eine Eule auf einer Stütze balancierte, seine messerbewaffnete Hand vorschnellen ließ.
    Krachend wurde sein Schlag pariert. Sein nächster Hieb zerfetzte eine Feldhängematte. Wieder schlug er zu, und dieses Mal traf er blutendes Fleisch. Sofort packte er zu, doch seine Hände krachten in einen umgestoßenen Sack mit Feuersteinen. »Du sollst verflucht sein! Du sprichst nicht mit dem Akzent der Städter, wer also hat dich geschickt?«
    Zur Antwort erklang ein Klappern abgelagerter Eibenholzbretter in der Finsternis.
    »Er ist in unserem neuen Langbogenlager!« brüllte Keldmar. »Umzingelt ihn von der Westseite aus, dann werden wir ihn vor der Treppe in die Enge treiben.« Heftig zuckte er zusammen, als er eine verstohlene Berührung an seiner Schulter verspürte. Sein jüngerer Bruder hatte sich zu ihm auf das Gerüst begeben.
    »Besser, wir bringen ihn erst um, ehe wir irgendwelche
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