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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht
Autoren: Janny Wurts
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dienen mußte, der mit der Kriegsführung in Verbindung stand. »Da schau her, Sethvir, da haben wir deine außergewöhnliche Belagerungswaffe«, murmelte er.
    Dann, mit geradezu unglaublicher Ignoranz, schleuderte er die Fackel mit einem heftigen Stoß über seine Schulter. Seine Absicht war es, die Wachen auseinanderzutreiben, die den Durchgang hinter ihm blockierten; sogleich wirbelte er herum, wollte die Feuersbrunst als Ablenkung nutzen, um loszuspurten und sicher zu entkommen.
    Feuer spannte einen langen, flammenden Bogen. Dann landete es mit bösartiger Präzision direkt in einem umgestürzten Faß, das quer durch die Waffenkammer gerollt war, ehe es auf der dicken Lage aus ungebündeltem Stroh zur Ruhe gekommen war, auf welcher die Helme der Garnisonssoldaten gelagert worden waren.
    Mearn schrie auf und riß sich die Pferdedecke von den Beinen, um sogleich voranzustürzen, in dem verzweifelten Versuch, die Flammen zu ersticken.
    Mit leicht hochgezogenen Augenbrauen und einer Miene verwegener Verblüffung, wich der Spion ihm aus. Zwar hatte er erwartet, seine Verfolger loszuwerden, mußten sie doch das Feuer löschen, doch die Panik, die nun ausbrach, als Bransian aus einem anderen Gang herbeieilte, erschien ihm recht unangemessen. Alestrons rotes Bullenbanner, von seiner Standarte gerissen, flatterte wie eine Schürze über seinen Knien. Mit zielstrebigem Eifer breitete der Herzog sein Tuch über der glimmenden Pferdedecke Mearns aus, ohne sich darum zu sorgen, ob er sein eigenes Fleisch verbrannte.
    Die Luft erschauderte unter dem Rauch und dem Gestank versengter Wolle und Seide. Brüllend und gehetzt trieb Tharrick seine Soldaten an, sich zu sammeln und den Weg zu dem unterirdischen Gang zu versperren. Ein Ölfaß kippte direkt vor ihnen um. Schwarzgolden schimmerte der benetzte Steinboden, und die Lache dehnte sich in sanften Wellen weiter aus. Unbefleckt rannte ihre Jagdbeute um das Gerüst herum. Während die Plänkler ausrutschten, miteinander kollidierten und schließlich in wild umeinanderschlagendem Durcheinander zu Boden gingen, reckte der Verfolgte sein Kinn auf, das sich wie ein dunkles Dreieck in der Düsternis oberhalb des gekippten Gerüstes abhob, auf dem noch immer ein Bogen an einem Nagel hing. Mit flinken Fingern ergriff er die Waffe. Unzählige Lappen fielen zu Boden; die Art von Lappen, die ein Belagerer dazu benutzen würde, sie um eine Pfeilspitze zu wickeln, um brennende Pfeile herzustellen.
    »Nein«, krächzte Keldmar. Der Dunst raubte ihm die Stimme. Er erhob seine geschwärzten Hände und winkte heftig, um den Bruder herbeizuholen, der noch immer neben der Tür zum Gang Wache hielt.
    Parrien sah ihn. Unverzüglich elektrisiert und erfüllt von gnadenloser Furcht kribbelte sein ganzer Leib in der direkten Nähe einer Gefahr, von der der Flüchtige an dem Gerüst keine Vorstellung hatte, und er stieß einen markerschütternden Schrei aus. »Bei Aths Gnade, Mann! Löse hier doch keinen Funkenflug aus!«
    »Zum Dank für meine Schmerzen und als Prüfung für euch, habe ich hier ein Geschenk«, sagte der Spion, und nun offenbarte ein Zittern in seiner Stimme endlich seine eigene verzweifelte Lage.
    Ein Feuerholz entbrannte zischend. Schon flog der erste Pfeil in unruhiger Bahn, gefolgt von einer Spur schmutziggrauen Rauches. Dann traf der Pfeil auf und setzte ein Seitenbrett eines weiteren umgestürzten Fasses in Brand. Rot, Gold und Gelb loderte das Feuer auf und verbreitete ein wildes, orgiastisches Leuchten.
    In der Waffenkammer gab es keine bereitstehende Löschwasserquelle und nur wenig Tuch außer dem staubtrockenen Segeltuch und Pferdedecken, die viel zu fadenscheinig waren, gierig fressende Flammen zu ersticken. Der Feind, der diese Katastrophe ausgelöst hatte, war in diesem Augenblick der s’Brydions geringste Sorge. Einer Explosion vorzubeugen, die ihre Festung in Schutt und Asche legen würde, verlangte nun die ganze Aufmerksamkeit der Brüder.
    »Holt die Streitwagen«, brüllte Bransian. »Wir werden sie dazu benutzen, die Fässer außer Reichweite der Flammen zu bringen.«
    Parrien stürzte herbei, die Streitaxt noch immer fest umklammert. Mit einem Blick erkannte er, daß dem Plan des Herzogs ein Hindernis im Wege stand. »Die Deichsel paßt nicht an den Gerüsten vorbei.«
    »Dann hack sie ab!« Mearn wedelte mit verbrannten Fingern und brüllte über seine Schulter: »Tharrick, schick deine Leute zu Hilfe!«
    Doch die Soldaten waren unter Keldmars Führung bereits
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