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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior
Autoren: Janny Wurts
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vor Entsetzen laß Maenalle die Zeilen, und je weiter sie kam, desto angespannter und zorniger wurde sie, bis sogar Lord Tashan seine Neugier nicht mehr bezwingen konnte. »Was steht da drin?«
    »Ein Gesuch.« Jieret hätte beinahe vor Ärger ausgespuckt. »Von einem Prinzen, dem das Recht zur Thronfolge verweigert wurde, der aber dennoch Titel und Unterstützung aus dem Land und der Stadt einfordert. Unter Hinweis auf sein Geburtsrecht sucht Lysaer s’Ilessid darum nach, daß ihm der Wiederaufbau von Tysans Hauptstadt Avenor gewährt werden möge.«
    »Das wird er nie schaffen«, sagte Tashan, den es vor Entrüstung nicht mehr auf seinem Stuhl hielt. »Ganz abgesehen von den Handelsgilden, die gewiß keinen König dulden werden, liegt der Palast in Trümmern. Dort steht kein Stein mehr auf seinem Fundament, seit die Rebellion die alte Ordnung zerstört hat. Trotzdem leben die alten Ängste fort. Kein Maurer aus der Stadt wird einen Fuß in die Ruinen setzen, immerhin glauben die Städter, dort würde es spuken. Und kein Clan kann den Anspruch des s’Ilessid billigen, solange dieser nicht von der Bruderschaft rechtmäßig bestätigt ist.«
    »Das ist nur eine Seite der Medaille«, entgegnete Jieret, dessen betont gelassene Haltung so gar nicht zu einem Mann von nicht einmal zwanzig Jahren passen wollte. »Die Handelsgilden in Westende haben nichts zu verlieren. Wenn die alten Landreisewege wieder an die Straßen nach Camris angeschlossen werden würden, so würden sie davon profitieren. Der oberste Gouverneur von Korias wird die Dokumente lesen, und sei es nur, um sich die Möglichkeit offenzuhalten, das Königtum anzugreifen. Sein Fürstentum ist isoliert, und er ist klug genug zu wissen, daß Euer abgesetzter Prinz über ausreichend Raffinesse verfügt, das Unmögliche möglich zu machen. So wahr Daelion mein Zeuge ist, Lysaer hat es in nur fünf Jahren geschafft, die rivalisierenden Splittergruppen in Etarra zu versöhnen. Er hat Gildeminister und Ratsherren dazu gebracht, einander brüderlich zu küssen, und jede unabhängige Stadtgarnison im Königreich Rathain leistet nun der Ausrottung meiner Clans Vorschub. Wenn Lysaer es fertigbringt, eine Armee aus dem Boden zu stampfen, um gegen einen Magier und Beherrscher der Schatten zu Felde zu ziehen, denkt Ihr nicht, daß er dann auch Mauern und Bollwerke um die Schatten einiger Tausend Geister errichten kann?«
    »Sanktioniert oder nicht, Eurem Prinzen wird es nicht an Mitteln mangeln, seinen Plan zu verwirklichen«, unterbrach Caolle. »In den Städten herrscht große Sorge. Um sich bei einem Mann lieb Kind zu machen, dessen Gabe des Lichts Schutz vor den wilden Ängsten gegenüber Arithons Schatten bietet, hat jede Handelskette infolge der Vorgänge in Etarra ihr Gold geopfert, um ein Heer aufzustellen. Und welcher Städter würde sich schon die Mühe machen, darüber nachzudenken, ob es einen Unterschied zwischen Arithons Getreuen und den Clanblütigen an irgendeinem anderen Ort gibt?« Caolle schlug mit flacher Hand so heftig auf den Tisch, daß die Planken erbebten. »Verflucht! Stadtgeborene Narren, die sie sein mögen, sind sie doch nicht so verdammt dumm. Wenn seine Hoheit von Rathain bei irgendeinem Clan auftauchen und um Gastfreundschaft bitten würde, welcher Clanführer wollte es ihm wohl verweigern?«
    »Die Clans von Havish unter ihrem König Eldir wären weise, ihn abzuweisen.« Maenalle schloß die Augen, die Faust, in der sie den Brief hielt, gegen die Schläfe gepreßt, während ihre andere Hand kraftlos auf der Tischplatte lag.
    Solange es den Bruderschaftszauberern nicht gelang, einen Weg zu finden, die von der Rache Desh-Thieres hervorgerufene Blutfehde zwischen den Prinzen zu beenden, befanden sie sich alle in einer unbestreitbar grauenhaften Gefahr.
    Diese Männer hier am Tisch hatten den Krieg, der zwischen den verfluchten Prinzen entbrannt war, in vorderster Linie miterlebt. Und selbst aus zweiter Hand berichtet war das Ausmaß dieses Konflikts geeignet, Angstschweiß hervorzutreiben. Als Lysaer die Garnison von Etarra ausgesandt hatte, um Rathains Thronerben zu töten, waren, trotz der großzügigen Unterstützung durch Zauberei und Schatten, die der Herrscher gewirkt hatte, zu dessen Verteidigung sie angetreten waren, zwei Drittel der clanblütigen Deshirs in der Schlacht gestorben. Noch verheerender waren die Verluste unter den Angreifern gewesen. Die Furcht vor magisch gestützten Vergeltungsschlägen hatte Lysaer veranlaßt, in
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