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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior
Autoren: Janny Wurts
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Jahrhunderten, in denen er sein Leben seinem Amt widmete, war Asandir allein und nicht aus drängendem Grunde unterwegs: Der unbarmherzige Krieg war ebenso beendet wie die Aufstände gegen Regenten und Handelsherren, die den Norden nach der Gefangennahme des Nebelgeistes verwüstet hatten, und wenn auch Regentschaft und Recht in Havish noch nicht gefestigt waren, so beschränkte sich der latente Haß doch auf die breiten Wege der Staatskunst und der Politik. Besser als andere wußte Asandir, daß diese Ruhepause nicht von Dauer sein konnte. Bitter und schmerzhaft nagten seine Erinnerungen an ihm, Erinnerungen an den großen Fluch, den der Nebelgeist über seine beiden Bezwinger gebracht hatte; dem Land das Sonnenlicht zurückzugeben, hatte einen hohen Preis gefordert, zu dem nicht allein das Schicksal zweier Sterblicher, sondern überdies der dauerhafte Frieden gehörte.
    Solange es den Zauberern der Bruderschaft nicht gelang, ein Mittel zu finden, um die Bande des Hasses zu vernichten, die Desh-Thiere über die beiden Halbbrüder gelegt hatte, deren Gaben er seinen Untergang verdankte, so würde das Sonnenlicht, das die lebendige Erde erwärmte, auch weiterhin mit Blut bezahlt werden müssen. Nun, nachdem der gekrönte Nachfahre königlichen Blutes den Thron von Havish sicher innehatte, war Asandir endlich unterwegs, seine Brüder bei ihren Bemühungen zu unterstützen, die beiden Opfer des Nebelgeistes aus der Gewalt der Rache Desh-Thieres zu erlösen.
    Entspannt in diesem Augenblick seltener Zufriedenheit, und doch nach all den Jahrhunderten sonnenlosen Dunstes erst zu kurze Zeit von dem Nebel befreit, um die gesunde Frühjahreserde als selbstverständlich anzusehen, ließ Asandir seinen Geist mit dem Wind schweben. Die Straße, die er gewählt hatte, war schon seit Jahren von Wildpflanzen überwuchert, kaum mehr als ein Riß, der sich schlangenförmig durch das dichte Dornengestrüpp rankte, um erst dort wieder zum Vorschein zu kommen, wo regelmäßig äsendes Rotwild das Wachstum der Pflanzen beschränkte. Trotz des gebannten Nebels fürchteten die Städter den Aufenthalt unter offenem Himmel, außerhalb sicherer Mauern und fern belebter Straßen noch immer, waren dort doch die Schauplätze längst vergessener Mysterien angesiedelt. Reisende im Norden bevorzugten es beinahe schon naturgemäß, ihren Weg per Schiff zurückzulegen.
    Den Zauberer, der die Zügel während seines Ritts locker um die Hände geschlungen hatte, vermochten die fühlbaren Nachwirkungen paravianischen Daseins so wenig zu beunruhigen wie die Fundamente alter Ruinen, auf denen nun Wildrosen in dichten Kissen wucherten. Ohne Fehltritt folgte er seinem Weg, geführt von seinen Erinnerungen, die bis zum Bau der verwittertsten, eingestürzten Mauern zurückreichte. Seine träumerische Erscheinung trog. Bei jedem Schritt schwangen seine magisch erhöhten Sinne in der Resonanz der natürlichen Energien mit, die ihn allenthalben umgaben. Die Sonnenstrahlen, die seine Schultern wärmten, wurde zu einer Segnung, gleichermaßen Kontrapunkt wie Freudenfest für den klingenden Widerhall, geboren aus dem Licht, das Schatten von den Kanten natürlicher Felsen brach.
    Als dissonante Strömungen sich in das Gewebe schlichen, brachen Reflex und Gewohnheit sogleich Asandirs Wohlgefallen. Spannung erfaßte seine Wahrnehmungsfähigkeit, die sich sogleich auf die Suche nach der Ursache für die Störung begab.
    Welch üble Nachrichten sich auch immer von Süden nähern mochten, die wachsamen Sinne des Rosses vermochten sie nicht wahrzunehmen. Schnaubend schüttelte der Hengst seine Mähne, als Asandir ihn an den Straßenrand führte. Lange Minuten vergingen, ehe das Donnergrollen galoppierender Hufe die Lerchen aufschreckte und ohne einen weiteren Laut davonjagen ließ. Als der Bote auf seinem schwer arbeitenden Pferd in Sicht kam, saß der Zauberer mit gerunzelter Stirn im Sattel, während sich sein Rappe, des Wartens müde, am Gras gütlich tat.
    Der Kurier trug die Farben des Königshauses. Der auffällige, scharlachrote Umhang mit dem goldenen Falkenwappen der persönlichen Dienerschaft des Königs wurde von der steifen Brise zusammengedrückt. Offenbar war der Mann kein gewöhnlicher Bote, verfügte er doch über die Haltung eines vortrefflichen Kämpfers. Dennoch war von der ungestümen, kriegerischen Beherztheit, die seinem Namen Würde verleihen sollte, nichts mehr zu spüren, als er so heftig an den Zügeln zerrte, daß sein Pferd tänzelnd und heftig
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