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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior
Autoren: Janny Wurts
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»Gewiß nicht.« Mit einem Kopfnicken deutete er auf die Tür. Von der anderen Seite erklangen gedämpfte Stimmen, eine männlich und leidend, die andere weiblich, das Unglück beklagend und mitfühlende Phrasen stammelnd.
    Eldirs Neugier lebte auf. Selbst in den letzten Zügen liegend schien der ruchlose Wahnsinnige Prophet nicht von seinem unglückseligen Stelldichein ablassen zu wollen. Zu pragmatisch, seinen wilden Gedanken weiter nachzuhängen, seufzte der König von Havish dann jedoch ernüchtert. »Wie ich sehe, habt Ihr ihn bereits geheilt.« Der Zauberer schüttelte den Kopf. Unheilvoll wie ein aufziehendes Unwetter wandte er sich der Tür zu, öffnete sie geräuschlos und stürmte in Dakars Schlafgemach hinein.
    Hinter der Tür kam eine freundliche, sonnendurchflutete Nische mit Polsterstühlen, deren Holz mit geschnitzten Trauben verziert war, und einer Federmatratze zum Vorschein, auf der ein gewaltiger Stapel Decken ruhte. Durch das Fenster strömte frische Seeluft herein, verunreinigt durch den Geruch des Teers, den die Händler zur Imprägnierung der Takelagen verkauften. Rundlich wie eine Wurst ruhte, fest in Daunendecken gewickelt, in dem Bett ein Mann, so bleich wie Brotteig, dessen Bart an das lockige Fell eines Spaniels erinnerte. Über ihn gebeugt, gerade im Begriff, ihn zu küssen, flüsterte die blonde Küchenmagd mit dem messerschwingenden Gatten: »Ich werde um dich trauern und zu Ath beten, daß er die unsterbliche Erinnerung an dich bewahren möge.«
    »Das wird ganz bestimmt nicht nötig sein!« krächzte Asandir, der sich neben der Tür aufgebaut hatte.
    Gleich neben ihm zuckte Eldir verschreckt zusammen.
    Kreischend richtete sich die Magd ruckartig auf, wobei sie die Decken mit sich riß, während das darunter zum Vorschein gelangende Opfer das Gesicht zu einem Ausdruck des Erstaunens verzog. Eine tätschelnde Hand zog sich aus einer Menge spitzengewirkter Unterröcke zurück, als Dakar seine weitaufgerissenen, zimtfarbenen Augen verdrehte. Für einen Augenblick schien die Szene zu erstarren. Dann jedoch quetschte des Zauberers so oder so schon blasser Schüler einen kraftlosen Fluch zwischen seinen Zähnen hervor, ehe er dem äußeren Schein nach in ein tiefes Koma fiel.
    »Raus!« Asandirs vorgerecktes Kinn deutete auf das Mädchen, das sogleich unter Mißachtung jeglicher Würde die Röcke über die Knie raffte und entfloh, wobei seine ungeschnürten Bänder hinter ihr her flatterten.
    Als die Schritte der Magd sich auf dem Gang entfernten, versetzte der Zauberer der Tür einen Tritt, der sie ins Schloß beförderte. Betäubende Stille senkte sich über den Raum, so umfassend, daß das Rumpeln der Bierfässer auf dem Pflaster jenseits der Mauer wie Donnergetöse erschien. Durch das geöffnete Fenster drangen die Rufe der Wachablösung auf den Mauerfirsten herein, vermengt mit dem bellenden Fluchen eines Bäckers, der sich mit einem faulen Hengst abmühte. Vor der gewaltigen Spannung in dem Schlafgemach erschien das Kläffen der spielenden Welpen, das Kreischen der Möwen, ja selbst das Knirschen der Wagenräder auf dem Marktplatz von Ostermere unwirklich, gar traumverloren zu sein.
    Asandir wandte sich zunächst an den König, der mit nachdenklich gerunzelter Stirn wartete. »Ich muß Euch zwar dringend bitten, die Geheimnisse der Magie auch an Eurem Hof nicht der Öffentlichkeit preiszugeben, doch möchte ich, daß Ihr begreift, wie sehr mein Schüler Euch in die Irre geführt hat.« Er trat neben Dakars Bett und riß ohne eine Spur der Fürsorge Decken und Laken fort. Mit versteinertem Gesicht biß sich Dakar auf die Lippe, als sein Meister den durchfeuchteten Verband fortzerrte, der jenen Teil seines Körpers verbarg, den der Gatte des Mädchens durchlöchert hatte.
    Das Leinen löste sich, blutbefleckt, wie ein jeder Verband aussehen mußte, der zu früh von einer Wunde entfernt wurde, nur von einer Verletzung war unter ihm keine Spur zu sehen.
    Der König keuchte vor Überraschung.
    »Dakar«, so informierte ihn Asandir, »ist heute auf den Tag fünfhundertsiebenundachtzig Jahre alt. Er hat gelernt, lang zu leben. Und wie Ihr sehen könnt, ist er absolut imstande, Leiden, geboren aus Wunden oder Krankheit, mit seinen Fähigkeiten zu meistern.«
    »Er war gar nicht in Gefahr«, stellte Eldir ungläubig, doch mit zunehmender Rage fest. Er verschränkte die Arme und legte den Kopf schief, während seine Haut, auf der sich erste Spuren des Bartwuchses zeigten, sich zornesrot
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