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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior
Autoren: Janny Wurts
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haben Euch überrascht.« Das Blut auf ihren Stiefeln war ihm ebensowenig entgangen wie die reservierte Haltung hinter ihrer schwarzen Kleidung. »Gestattet mir, Euch zu beruhigen. Wir sind nicht hier, Euch von dem Vergnügen der sommerlichen Jagd mit der Bitte um bewaffnete Hilfe im Namen unseres Gebieters Arithon fortzulocken.«
    »Die zu gewähren nicht ihre Sache wäre«, grummelte Tashan. Wie der Zufall wollte, fiel sein Kommentar gerade in einen unglückseligen Moment der Stille, der sich in den Radau der neugierigen Kinder geschlichen hatte. Solchermaßen gleich einem zornigen Bären zur Bewegung getrieben, schob sich ein Hauptmann mit feindseligem Blick an seinem Clanführer vorbei.
    »Kein Grund, Euch selbst für Eure Zurückhaltung zu loben.« Caolle stieß ein abgehacktes Gelächter aus. »Seine Hoheit von Rathain ist in Fragen des Stolzes und der Ehre gewiß auch ohne fremde Hilfe schlimm genug. Er würde sogar Gold verschmähen, das ihm direkt vor die Füße fällt, wenn es den Namen seines Feindes trägt.«
    Verunsichert, da sie nun feststellen mußte, daß nicht der Prinz selbst diese überraschend aufgetauchte Delegation geschickt hatte, kam Maenalle der weiteren Erörterung strittiger Fragen zuvor, die besser in kleinem Rahmen besprochen wurden. »Euer Kriegerhauptmann klingt wie ein Reisender, der dringend ein Bier braucht.«
    »Bier wird da auch nicht helfen«, grollte Caolle. »Das einzige, was mir helfen würde, wäre eine faire Chance, diesen blonden Prandey auseinanderzunehmen, der sich in seiner teuren Seide rekelt und jeden Schwertkämpfer in Etarra und all den anderen Orten aufs Land hinausschickt, um uns zu peinigen.«
    Die Spurensucher, die die Besucher hergeführt hatten, erstarrten, und ein junger Bursche rief unüberhörbar: »Hey! Der Mann hat unseren Prinzen mit dem shandischen Wort für einen kastrierten Lustkna…«
    Maenalle wirbelte hastig herum und packte den Knaben an der Schulter. »Sprich nicht so schmutzig. Deine Mutter würde dich dafür verprügeln. Und die Gespräche der Älteren gehen dich nicht an, denn ich kann mich nicht erinnern, daß du zu meinem Rat gehörst.«
    Der Schurke keuchte eine Entschuldigung, bedachte Caolle mit einem zornigen Blick und schlich sich davon, kaum daß Maenalle ihn losgelassen hatte. Dann wandte sich die Dienerin des Reiches Tysan an den rotbärtigen Caithdein und seinen grinsenden, anmaßenden Hauptmann. »Bei Ath, es wäre besser, wenn Euer Besuch die Dinge nicht noch weiter verschärft.«
    Dazu hatte Herzog Jieret s’Valerient nichts zu sagen. Daß die beiden reich begabten Männer, die Athera das Sonnenlicht zurückgebracht hatten, nun in einer gegenseitigen Feindschaft gefangen waren, die sie dazu zwang, ihre ebenso strahlenden wie tödlichen Talente gegeneinander einzusetzen, war ein zu betrübliches Unglück, um darüber noch zu diskutieren.
    Außerdem war Jieret nicht an zeremoniellen Floskeln interessiert. Schon Minuten später saß er vor einem unberührten Glas Wein an dem roh gezimmerten, abgenutzten Ratstisch des Außenpostens und zog einen Brief unter seiner Tunika hervor. Blutflecken machten die Herkunftsangaben unleserlich, doch da die Clans ihre Angelegenheiten niemals schriftlich niederlegten, betrachtete Maenalle sogleich forschend das wachsgeprägte, zerbrochene Stadtsiegel.
    Deshirs jugendlicher Herzog erkannte ihr Interesse sofort. »Es war ein königliches Siegel, und es war das Siegel von Tysan.« Nach einem kurzen Zögern schob er das Schreiben mit einer raschen Bewegung über den Tisch. »Wir haben es einem Gildekurier abgenommen, der mit einer bewaffneten Eskorte über die Mathornstraße geritten ist. Dies ist, wie Ihr sehen könnt, nur eine offizielle Kopie, gedacht für die Archive der Handelsgilden in Erdane. Clanblütige haben sterben müssen, um dieses Schreiben abzufangen, und wir müssen davon ausgehen, daß das Original trotz allem sein Ziel erreicht hat.«
    Maenalle nahm das zusammengefaltete Pergament entgegen, dessen goldene Buchstaben im gezierten Stil etarranischer Schrift leuchteten. Zunächst überprüfte sie das Sternenwappen des Reiches in seinem Bett aus indigoblauem Wachs. Als ihr Blick dann auf die pompöse Überschrift fiel, kam sofort zorniger Widerspruch in ihr auf. »Unser Prinz wurde von den königlichen Privilegien ausgeschlossen! Warum sollte er sich erdreisten, den amtierenden Gouverneur von Korias unter dem königlichen Siegel zu belästigen?«
    »Lest weiter«, grollte Caolle.
    Bleich
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